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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Ni’lahn.
    Der Prinz öffnete langsam die Lider. Er verdrehte ein paar Mal unkontrolliert die Augen, dann richtete sich sein Blick auf Ni’lahn. Er fasste mit der anderen Hand nach ihrem Gesicht und berührte ihre Wange, wie um sich zu überzeugen, dass sie echt war, keine Ausgeburt seiner Fieberträume. Er versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein heiseres Krächzen zustande.
    »Still«, mahnte die Nyphai.
    Tyrus stützte sich auf die Ellbogen. Er war sehr schwach. Kral beugte sich zu ihm und half ihm, sich aufzusetzen. »Weißt du, wo wir sind?« fragte er.
    Der Prinz nickte und stieß mit heiserer Stimme hervor: »Zu Hause.«
    »Du warst fast drei Tage lang ohne Besinnung«, sagte Mogwied und trat zu den anderen.
    Tyrus fasste sich an die Stirn. »Ich habe den Wall gehört. Er hat mir geholfen, wieder zurückzufinden.«
    »Wo warst du?« fragte Ni’lahn. »Was ist geschehen?«
    Tyrus erschauerte und schloss die Augen. »Ich … ich weiß es nicht mehr. Ich erinnere mich nur, dass ein Schatten auf mich fiel, während wir gegen die Zwerge kämpften. Seine Berührung betäubte mich bis ins Mark und riss mir die Seele aus dem Leib. Sie irrte ohne jeden Halt umher und fand nicht mehr zurück.«
    »Es war der Greif«, sagte Ni’lahn. »Ich habe ihn gesehen. Ein Monster, aus Schatten und Feuer geformt. Er hat dich angegriffen.«
    Tyrus schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe keine Erinnerung daran. Ich versank in Albträumen, in denen ich von seltsam entarteten Bestien umgeben war, von feurigen Augen, die mich zu verbrennen drohten.«
    »Feurige Augen?« murmelte Kral und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Das klang wie damals, als er vom Schwarzen Herzen gezeichnet worden war. Doch als er Tyrus beschnupperte, spürte er keine Verderbnis und war insgeheim erleichtert. Die Blutschuld gegenüber den Königen von Burg Mryl war so tief in Kral eingebettet wie eine Quarzader in den Granit. Nicht einmal das Dunkelfeuer hatte diese uralte Verpflichtung auszubrennen vermocht. Kral war froh, dass der Prinz unberührt war.
    Ni’lahn ergriff das Wort. »Der Zwergenhauptmann war auffallend an dir interessiert, Tyrus. Er sagte, du trügest ›das Zeichen des Greifen‹ und hielt deine Gefangennahme für besonders wichtig.«
    Tyrus setzte sich aufrecht hin, seine Kräfte kehrten allmählich zurück. »Das kann ich mir denken. Ich bin der letzte lebende Prinz des Walls, und meine Magik wäre für die Räuber ein willkommenes Geschenk.«
    »Was für eine Magik?« fragte Ni’lahn.
    »Ich bin Wahrsager«, erklärte Tyrus. »Ich kann in die Zukunft schauen. Der Wall spricht mit dem Wissen und dem Willen des gesamten Landes zu mir.« Tyrus wollte aufstehen, aber noch brauchte er dazu Krals Hilfe. Dann hinkte er zur Rückwand der Zelle und legte die flache Hand auf die glänzende Oberfläche schwarzer Granit, wie die gesamte Burg. »Aber sie sollen mich nicht bekommen. Ich werde nicht zulassen, dass das Geschenk des Landes an meine Familie missbraucht wird.«
    »Wir werden dich beschützen«, versprach Kral.
    Tyrus lächelte. Dabei rissen seine wunden Lippen auf und begannen erneut zu bluten. »Ich ziehe deine Ehre nicht in Zweifel, Kral, aber auch der Ehrenvollste kann unterliegen das hat sich vor drei Tagen auf dem Schlachtfeld deutlich erwiesen.«
    »Was also schlägst du vor?«
    »Wir verschwinden.«
    »Wie?« fragte Mogwied.
    »Der Nordwall besitzt eine Magik, die nur den Angehörigen des Königshauses bekannt ist eine Magik, die mehr ist als bloße Wahrsagerei.« Tyrus sah seine Gefährten viel sagend an.
    Kral kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Was heißt das?«
    Tyrus zögerte, dann holte er tief Atem und sagte leise: »So wie Burg Mryl ein Teil des Walls ist, so sind es auch seine Könige und Prinzen. Wir haben den Granit im Blut. Wir sind ebenso eins mit dem Wall wie die Burg selbst.«
    »Das verstehe ich nicht«, murrte Kral.
    »Dann gib Acht.« Tyrus drehte sich um, legte beide Hände flach an die Wand und schloss die Augen.
    Kral spürte, wie sich die Energie des Walls veränderte. Es war, als nähme ein Fluss plötzlich einen anderen Lauf. Tosend wie ein Wasserfall rauschte die Elementarmagik aus den Wänden und fegte durch die Zelle.
    Neben ihm keuchte Ni’lahn erschrocken auf.
    Kral beobachtete den Prinzen mit gespannter Aufmerksamkeit. Tyrus’ blasse Hände wurden langsam so schwarz wie der Granit. Anschließend setzte sich die Transformation die Arme hinauf fort und verwandelte auch sie in

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