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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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drängte Ni’lahn und folgte dem Wesen. »Erinnere dich, wer du bist!«
    »Nein!« Der Geist heulte mit hoher Kinderstimme und floh zurück in die Reihen der Zwerge. Dabei hinterließ er eine Spur der Verwüstung. Einige Soldaten fielen auf der Stelle tot um. Andere brachen aus und rannten in wilder Flucht aus dem Ballsaal.
    »Ich gebiete dir, dich zu erinnern!« sang Ni’lahn und stimmte ein in das Waldlied der Laute.
    Das Geheul erstarb. Der Geist hielt an der Pforte inne, und aus dem Fetzen lebendiger Dunkelheit erhob sich ein verängstigtes Stimmchen: »Ich … ich kann es nicht …«
    Dann stieß der Grim einen letzten gellenden Schrei aus und verschwand.
    Für Hauptmann Brytton war hier wohl zu viel Magik am Werk, er blies zum Rückzug, scharte seine verschreckten Soldaten um sich und verließ mit ihnen den Ballsaal.
    Mikela lief ihnen nach und schaute nach rechts in den Korridor. »Sie haben sich gleich hinter der Biegung versammelt. Wir müssen jetzt hinaus, bevor sie wieder Mut fassen.«
    Ein scharfes Klirren holte Ni’lahn wieder in den Ballsaal zurück. Tyrus stand, das Schwert in der Hand, über die Leiche seines Vaters gebeugt. Neben ihm lag, vom Rumpf getrennt, König Rys Haupt. »Ich werde dem Dämon keinen Körper zurücklassen, in den er wieder einfahren kann. Jedenfalls nicht den meines Vaters.«
    Mogwied und Ferndal folgten Mikela zur Pforte. »Wir müssen gehen«, drängte Mogwied.
    Kral zog Tyrus von seinem Vater fort. »Für Totengebet und Bestattung ist später noch Zeit.«
    »Er blutet nicht«, sagte Tyrus tonlos und zeigte mit dem Schwert auf den Leichnam.
    Ni’lahn trat an die andere Seite des Prinzen. »Er war längst tot. Nur noch ein leeres Gefäß für … für …«
    Tyrus fuhr zu ihr herum. Seine Augen waren wie schwarzer Granit. »Wofür? Du weißt mehr, als du sagst!«
    Ni’lahn legte schützend beide Arme um ihre Laute.
    Merik kam ihr zu Hilfe. »Lass sie, Tyrus. Das sind Fragen, die man besser nicht hier erörtern sollte.«
    Mikela nickte und forderte alle anderen auf, ihr zu folgen. Dann rannte sie geduckt aus dem Raum und nach links durch den Korridor, bevor sich die Zwergenschar zum nächsten Angriff formieren konnte. Die anderen blieben ihr dicht auf den Fersen.
    »Von hier aus kenne ich den Weg!« rief Mikela. Sie kramte eine Münze aus der Tasche und hob sie an die Lippen. Xin, hörst du mich?
    Ni’lahn konnte keine Antwort hören, aber nach wenigen Schritten blieb Mikela erschüttert am Fuß einer weiteren Wendeltreppe stehen. Ein paar Herzschläge später senkte sie die Münze, hielt sie allerdings weiter so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Endlich wandte sie sich um. »Es gibt ein Problem. Die Sturmschwinge musste den Anker lichten und die Flucht ergreifen. Man hatte sie entdeckt. Auf der obersten Terrasse wimmelt es inzwischen von Zwergen. Wir laufen geradewegs in die nächste Falle!« Meriks Lippen wurden noch schmaler. »Was sollen wir tun? Wir können nicht hinauf, aber wir können auch nicht hinunter.« Alle schwiegen. Endlich antwortete Ni’lahn. »Wir nehmen diesen Weg.« Sie zeigte auf die Treppe, die in die Tiefen der Burg hinabführte. Dann wandte sie sich an Tyrus. »Du hast in der Zelle einen geheimen Gang erwähnt. Bring uns zu ihm.«
    »Aber er führt doch nur hinaus auf die Furchthöhen. Und das wäre unser Tod, das hast du selbst gesagt.«
    »Nicht mehr.« Ni’lahn hob ihre Laute. »Ein Weg tut sich auf.«
    »Wie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du musst uns führen.«
    Tyrus nagte unschlüssig an seiner Unterlippe. Tiefes Misstrauen stand in seinen Augen.
    Hinter ihnen brachen Hauptmann Bryttons Soldaten in ihren Kampfruf aus.
    »Sie kommen!« sagte Mikela.
    Tyrus warf ihr einen wütenden Blick zu und drehte sich um. »Hier entlang.« Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hinab.
    Merik lief hinter Ni’lahn. Man brauchte kein Magiker zu sein, um die Spannung zu spüren, die von der kleinen Nyphai ausging. Sie drückte ihre Laute mit beiden Armen an die Brust. Ihr Gesicht so viel er davon sehen konnte war bleich. Tyrus hastete mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Stufen hinab, verfolgt vom dumpfen Grölen der Zwerge. Ni’lahn hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, und stolperte oft.
    Merik schob sich an ihre Seite, fasste sie am Ellbogen und stützte sie. »Du brauchst das nicht zu tun«, flüsterte er so leise, dass es außer ihnen niemand hören konnte.
    »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Noch ist es

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