Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Energie geladen und roch nach Blitz und Meersalz. Lisla, ihres Zeichens Kapitän des Elv’en Schiffes, half mit ihrer Magik mit, die Segel zu füllen und den Kurs zu halten. Wenn sie die Flotte wie geplant in drei Tagen erreichen wollten, musste Kapitän Lisla alles an Fähigkeiten und Kräften aufbieten, was sie hatte.
Sie waren im Morgengrauen aufgebrochen. An Bord befanden sich die aus Elv’en Kriegern bestehende Mannschaft, ein Trupp Blutreiter und Meister Edyll von den Mer’ai. Außerdem lag in einer kleinen verschlossenen Kabine eine Gefangene in Fesseln: Saag wan. Kast hatte sie nicht zurücklassen können. Ragnar’k spielte in dem bevorstehenden Krieg möglicherweise eine wichtige Rolle, und sie war die Einzige, die den Drachen freisetzen konnte.
Allerdings hatte er noch einen zweiten Grund, Saag wan auf diese Reise mitzunehmen, und der hieß Hoffnung. Irgendwo in dem Ungeheuer war seine Liebste verborgen. Er packte die Reling fester, grub die Fingernägel in das Holz. Er würde einen Weg finden, sie zu befreien, und ginge er auch selbst dabei zugrunde.
Hinter ihm wurde eine Luke aufgestoßen und krachte, vom Wind erfasst, auf die Planken. Xin, der Zo’ol Schamane, zog sich an Deck. Xin hatte unter Piraten gelebt und war gewohnt, auch auf stürmischer See das Gleichgewicht zu halten. Er stemmte sich gegen den Wind und eilte auf Kast zu, ohne die Sicherungsleinen auch nur eines Blickes zu würdigen. Der Stammesmann hatte sich den Kopf kahl geschoren bis auf einen langen Zopf, der nun wie eine Fahne hinter ihm herflatterte.
»Ich habe mit Meister Tyrus gesprochen!« rief er atemlos, als er die Reling erreichte. Die helle Narbe auf seiner Stirn sie hatte die Form eines Auges strahlte geradezu vor Freude. »Er ist am Leben!«
»Was hat er zu berichten? Wie kommt die Flotte voran?«
Xin hob die Hand. »Es war nicht mehr als ein kurzes Flackern, und seine Stimme klang so gedämpft, als hielte er sich die Hand vor den Mund. Er sagte etwas von den Zwergen, mehr weiß ich nicht. Aber er ist am Leben!«
»Ist er bei der Flotte?«
Der Stammesmann runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube, er ist allein.«
»Allein?«
Xin zuckte die Achseln. »Ich ruhe mich aus und versuche es später noch einmal.«
Kast nickte erleichtert. »Du musst auch eine Nachricht an Joach übermitteln.«
Xin griff nach dem Drachenzahn, den er um den Hals trug. Das war der Talisman, über den er mit Elenas Gruppe in Verbindung treten konnte. »Ich habe vor unserer Abreise mit Joach gesprochen. Er weiß, dass wir auf dem Weg nach Norden sind.«
»Und wie geht es ihm und den anderen?«
»Sie hoffen, in ein bis zwei Tagen das Og’er Gebiet zu erreichen. Sie kommen nur langsam voran, weil die Elementarenergien weiter nachlassen. Auch ich spüre, wie das Band zu den anderen schwächer wird.«
Kast seufzte. Es war schwierig, so viele verschiedene Gruppen zu steuern, wenn man nur Botenkrähen und einen einzigen Schamanen zur Verfügung hatte, der Fernrufer war. Und nun begannen auch noch Xins Kräfte zu schwinden! Dabei hätte er sich so sehr gewünscht, der Zo’ol könnte mit seiner besonderen Fähigkeit nicht nur Joach und Tyrus erreichen.
Xin spürte seine Ungeduld. »Das ist die Art des Stammesweisen«, sagte er und hob die Arme. »Zwei Hände, eine rechte und eine linke zwei Möglichkeiten, einen anderen zu begrüßen. Und das sind auch die Grenzen meiner Magik.«
Kast klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, Xin. Und Wünsche sind keine Kupfermünzen, denn sonst wären wir alle reich.«
»Ich werde tun, was ich kann, um Tyrus zu erreichen. Aber da ist noch etwas …«
Kast hörte das Zögern in seiner Stimme. »Worum geht es?«
Xin wandte den Blick ab. »Die Frau, der dein Herz gehört … Sie ist in Gefahr.«
»Ich weiß. Das Tentakelwesen …«
»Nein, nicht das allein. Mit meinen Fähigkeiten als Fernrufer ist noch eine andere Gabe verbunden ich kann nicht nur in die Köpfe anderer Menschen sehen, sondern auch in ihre Herzen. Und dem Herzen kann man mehr vertrauen als dem Kopf.«
»Und was hast du gesehen?«
»Dieses Wesen hat sich im Schädel deiner Liebsten festgesetzt und beherrscht ihren Willen. Doch mehr Sorgen bereitet mir ihr Herz. Sie ist dabei, den Mut zu verlieren. Sie weiß, dass sie nur frei sein kann, wenn du verschwindest. Das lässt sie verzagen.«
»Ich werde eine Möglichkeit finden, um den Fluch zu brechen«, beteuerte Kast voll Inbrunst.
Xin legte ihm die Hand auf die Brust. »Ich lese in deinem
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