Alaska
derselben Tante arge Beschimpfungen gefallen lassen oder wurde sogar aus der gemeinsamen Hütte vertrieben.
Nach der Verarbeitung des getöteten Eisbären wohnte Atkins in der über einen Kilometer entfernten großen Hütte, blieb dort aber nur zwei Tage und stapfte dann wieder - aus Sehnsucht nach seinem Eskimomädchen - zurück durch den Schnee nach Desolation. Er kam um die Mittagszeit an und brachte Schiffszwieback als Geschenk mit, je ein Stück für Sopilak, seine junge Frau, Sopilaks alte Mutter und eins für Kiinak. Sie traten vor die Hütte, um die letzten Stunden des schwachen Lichtschleiers zu genießen, bevor der Winter alles in einer ewigen, gefrorenen Dunkelheit fest umklammert hielt, probierten die seltsame Nahrung und fragten Atkins: »Ist das die Speise, über die du uns erzählt hast? Essen das die weißen Menschen?«, und als er nickte, antworteten sie, ohne Geringschätzung in der Stimme: »Speck vom Seehund ist besser. Fett hält warm im Winter«, und Atkins lachte: »Das werden wir bald feststellen, unser Zwieback ist fast verbraucht.«
In der Woche darauf fingen die Eskimos an, die von der Außenwelt abgeschnittenen Amerikaner mit Seehundfleisch zu versorgen, an dem sie Geschmack fanden, und auch mit dem Speck der Tiere, ihrem wichtigsten Nahrungsmittel, das sie befähigte, in der Arktis zu überleben. Aber zu dessen Verzehr konnten sich die weißen Männer nicht zwingen. Eines Nachmittags, nachdem er mitgeholfen hatte, Seehundfleisch zum Schiff zu bringen, begleitet von Sopilak, der das Tier selbst gefangen hatte, kehrte John Atkins nach Desolation Point zurück, lebte von da an ganz in Sopilaks Hütte und teilte ein Lager aus Seehundfellen mit der lachenden Kiinak.
Kapitän Pym vergaß nie, dass er zu Hause in Boston auch leitendes Mitglied einer Kirche war und so für das moralische Seelenheil seiner Matrosen verantwortlich, was ihn oft in prekäre Situationen brachte, wenn sein Walfänger zum Beispiel in einem Inselhafen anlegte und seine Männer ganz wild auf die verführerischen, blumenbekränzten Mädchen waren, die auf Holzbrettern übers Wasser zu ihrem Schiff glitten. Da er nicht unnötig prüde sein wollte, schaute er beiseite, während die Männer ihren Spaß hatten, und erinnerte sie erst wieder, wenn sie auf See waren, an ihre christlichen Pflichten. Er wusste auch, dass jedesmal die Hölle los war, wenn sie solche Häfen wie Kanton anliefen, und dann sagte er sich: »Ruhig bleiben. Sollen die Chinesen ihnen die Köpfe einschlagen.«
Seine Großzügigkeit endete jedoch dann, wenn Heirat oder eine vergleichbare Bindung im Spiel war, und als er sah, wie eng die Beziehung zwischen dem Gefreiten Atkins und Sopilaks Schwester war, musste er einsehen, dass er die moralischen Probleme, die sich daraus ergeben könnten, nicht einfach übersehen durfte, und eines Morgens im Dezember, als die Jagd nach Seehunden eingestellt war, ging er mit seinen selbstgefertigten Schneeschuhen nach Desolation Point. Er suchte die Hütte auf, die Sopilak bewohnte, und fragte, sobald er eingetreten war, ob er sich mit Atkins und dem Mädchen, mit dem er zusammenlebte, besprechen könnte, die anderen drei jedoch, die auch in die Sache verwickelt waren, Sopilak, seine Mutter und seine junge Frau, Nikaluk, beharrten darauf zu bleiben. Auf dem Boden in einem Kreis zusammensitzend, eröffnete Kapitän Pym das Gespräch über das eine, ewige Thema Mann und Frau.
»Atkins, Gott schaut nicht mit Wohlwollen auf junge Männer, die unverheiratet mit jungen Frauen Zusammenleben - es gereicht diesen jungen Frauen nur zum Schaden, denn das Schiff wird ablegen, und sie bleiben allein zurück.«
Es war eine seltsame Situation, die von dem jungen Atkins als dem Dolmetscher der Gruppe verlangte, die Anschuldigung seines Kapitäns in der Eskimosprache zu wiederholen, aber das Verhältnis zwischen Noah Pym, einem der angesehensten Kapitäne in Neuengland, und seinen Männern war immer so gut gewesen, dass Atkins sich jetzt verpflichtet fühlte, wahrheitsgemäß zu übersetzen, und nachdem das geschehen war, fiel Sopilaks Mutter heftig ein: »Ja, es ist in Ordnung, wenn die jungen Leute« - hier machte sie eine unmissverständliche Geste -, »aber ein Kind zurückzulassen und kein Mann, der für Nahrung sorgt, das ist nicht gut.«
Zwei Stunden, am Rande des mächtigen Ozeans, unterbrochen vom Krachen und Schmatzen der Eisblöcke, saßen diese sechs Menschen und unterhielten sich über eine Frage, die Frauen und Männer
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