Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
Vom Netzwerk:
Sklaven des Toion eine herausragende Stellung einnahm, würde ihm als erstem die Ehre zuteil werden, den Halsrücken auf den zeremoniellen Holzblock zu legen, während ein kleinerer Holzblock, gehalten von vier Männern, vorne auf den Hals gedrückt wurde, bis alles Leben aus dem Körper gewichen war, erwürgt, damit er ohne Verletzung in der anderen Welt seinem Herrn zu Nutzen sein konnte.
    Rabenherz hatte nie Angst verspürt. Sein Leben war ein einziger Kampf gegen Übermächte, und in dem Tal auf dem Festland, das seine Sippe bewohnte, hatte er immer in der ersten Reihe gestanden, wenn es gegen anrückende Feinde aus dem Hochland im Osten verteidigt werden musste . Er wurde einer; der besten Krieger der Tlingits, auf den sich die Talbewohner in ihrem Schutz und ihrer Freiheit verlassen konnten, und als die überlegenere Sippe der Tlingits, die Inselbewohner, die von Sitka aus mit ihren Kanus übersetzten und ins Tal einfielen, alles auslöschten, was ihnen Widerstand leistete, da waren es Rabenherz und seine neun Gefährten, die sie zum Stehen brachten. Vier Tage benötigten die Feinde, Rabenherz und seine Männer zu besiegen, es war ein fürchterliches Gemetzel, bei dem drei Gefährten den Tod fanden und auch Rabenherz getötet worden wäre, wenn nicht der Toion den Befehl gegeben hätte. »Den nicht!« Man warf ein Gestrüpp aus. Schlingpflanzen über ihn, machte ihn so unbeweglich und zerrte ihn vor den siegreichen Häuptling, der ihn nach seinem Namen fragte.
    »Seet Yeil Teix«, antwortete er grob. Die drei Worte aus der Sprache der Tlingits bedeuteten Fichte, Rabe und Herz, und als der Toion vernahm, dass sein auffallender Gefangener ein Rabe war, musste er lächeln, denn er selbst war ein Adler, und auch wenn sich aus dieser Zugehörigkeit eine natürliche Rivalität gegenüber dem Raben ergab, musste er doch anerkennen, dass ein Krieger, wenn er ein guter Rabe war, von außergewöhnlicher Klugheit und gefährlich sein konnte.
    »Wie hast du dir diesen Namen verdient?« fragte er, und sein Gefangener antwortete: »Ich versuchte als Kind, einen Fluss zu durchqueren, und hüpfte von einem Stein zum nächsten und fiel dabei ins Wasser. Durchnässt und wütend, versuchte ich es noch mal. Und fiel wieder. Ich wurde zornig, aber versuchte es noch einmal. In dem Augenblick versuchte ein Rabe vergeblich, irgendetwas aus der Krone einer Fichte zu reißen. Ich rutschte nach hinten ab, aber gab nicht auf und versuchte es noch einmal. Da rief mein Vater: › Du bist wie der Rabe. ‹ «
    »Hast du es beim dritten Mal geschafft?«
    »Nein. Aber der Rabe auch nicht. Als ich größer war, habe ich die Sprünge geschafft, und der Name blieb.«
    Seine ungewöhnliche Ausdauer hatte ihn seinem Stamm unentbehrlich gemacht, wenn er sich ungewöhnlichen Aufgaben gegenübersah, und Rabenherz glückte so viel, dass er alles mit einer gewissen Verwegenheit anpackte, ob in der Kriegführung, bei der Vertreibung anderer Sippen, ob beim Bau eines Hauses oder der Ausschmückung mit Totems, wenn es fertiggestellt war. Diese Verwegenheit hatte auch zu seiner Gefangennahme geführt, denn als die Krieger des großen Toion gegen seine Sippe antraten, führte Rabenherz die Abwehr und wagte dabei alleine einen Vorstoß, der ihn so weit von seiner Truppe entfernte, dass er leicht umzingelt werden konnte.
    Als jetzt der Toion seine letzten Atemzüge tat und damit auch für Rabenherz der Tod unausweichlich war, bereitete sich der Sklave auf seinen Schritt in die Freiheit vor. Heimlich schlich er sich aus der Hütte des Sterbenden, in der er seit seiner Gefangenschaft gelebt hatte, ein Bauwerk aus Holz und Flechtwerk, an den sechs Totempfählen vorbei, die den Platz markierten, auf das stark bewaldete Gebiet im Süden zu. Vorsichtig auftretend, versuchte er tiefer in den Wald vorzudringen, wurde aber von der lärmenden Ankunft eines ihm entgegenkommenden Zuges von sechzehn Trauergästen davon abgehalten. Geistesgegenwärtig versteckte er sich schnell hinter einer großen Fichte, hörte, wie sie vorbeitrotteten, den bevorstehenden Tod ihres Anführers beklagend, und sobald sie verschwunden waren, sprang er wieder auf den Waldweg und lief, so schnell er konnte, dem rettenden Schutz der hohen Bäume und dunklen Schluchten entgegen. Kaum war er zwischen den Fichten untergetaucht, rannte er wie ein getriebener Dämon, denn wenn der Alte gestorben war, musste er so weit entfernt wie möglich sein, das war sein Plan.
    Er überlegte: Wenn sie mich bei

Weitere Kostenlose Bücher