Alaska
Besitzes beraubt, sagte zu Kakeena: »Wir werden dort ein Zuhause finden.« Und als er so sprach, sah er einen Fisch aus dem Wasser springen. »Ein gutes Zeichen«, sagte er seiner Frau.
Für Alexander Baranov folgten nun die vierzehn erstaunlich ertragreichen Jahre von 1804 bis 1818, die seinen Ruf als Initiator und Vater des noch unsicheren russischen Reiches in Nordamerika festigten. Bereits siebenundfünfzig, als seine neue Lebensphase begann, bewies er die Begeisterungsfähigkeit eines Jungen, der sein erstes Stück Wild verfolgt, die Weisheit eines Perikles, der eine neue Stadt erbaut, und eine Engelsgeduld, wie sie Hiob zu eigen war.
Als Baumeister war er unermüdlich, denn kaum war der letzte Rest der Festung der Tlingits niedergebrannt, ebenso alle Teile des Totempfahls, hetzte er seine Leute, zurück auf den Berg, wo er sich ein bescheidenes Landhäuschen baute, von dem aus er den Sund, den Vulkan und die umliegenden Berge überblicken konnte. Im Laufe seines Lebens wurde daraus ein stattliches Haus mit vielen Zimmern, nach seinem Tod eine prächtige dreistöckige Villa mit unzähligen Räumen für alle möglichen Zwecke, sogar einem Theater. Auch wenn er sie nie sehen oder bewohnen sollte, wurde sie doch unter seinem Namen bekannt, Schloss Baranov, und von hier aus. wurde Russisch-Amerika regiert.
Am Fuße des Berges steckte er ein weites Gebiet ab, zu dem auch ein großer See gehörte, und umschloss es mit einem hohen Palisadenzaun. Das sollte die russische Stadt werden. Hier allerdings gab es Schwierigkeiten, denn Baranov gab der Siedlung den Namen Neu-Archangelsk, während die Schiffskapitäne aller Nationen und auch die Tlingits und Aleuten, die auf der Insel lebten, den Ort auch weiterhin Sitka nannten, die Bezeichnung, die sich letztlich durchsetzte. Somit hatte die schöne Stadt zwar zwei Namen, die unterschiedlich benutzt wurden, aber es galt eine wichtige Regel: Für Tlingits verboten!
Es war ein Gesetz, doch als Baranov es verkündete, machte er schon Pläne für den Tag, an dem die Indianer zurückkehren und ihm bei der Errichtung eines noch größeren Neu-Archangelsk behilflich sein sollten. Als er ein großes Gebiet neben der Palisade abholzen ließ, erklärte er den Stadtbewohnern: »Das hier soll für die Tlingits freigehalten werden, wenn sie wieder zurückkommen. Sie sind vernünftige Menschen. Sie werden einsehen, dass wir sie brauchen. Sie werden einsehen, dass sie besser dran sind, sich hier gemeinsam mit uns einzurichten, als sich draußen in der Wildnis zu verstecken.«
Nachdem diese wichtige Entscheidung getroffen war - Russen innerhalb der Stadtmauern, Tlingits außerhalb -, richtete Baranov seine ganze Kraft auf den Ausbau der Stadt. Mit Kyril Zhdankos Hilfe entstand innerhalb kürzester Zeit eine große Kaserne für seine Soldaten, eine Schule, die er, wie seinerzeit das Waisenhaus, aus seinem eigenen mageren Gehalt bestritt, eine Bibliothek, ein Saal für gesellige Zusammenkünfte - eine Ecke beherbergte ein behütetes Klavier, das man extra aus Sankt Petersburg hergebracht hatte - und eine Bühne für die Einakter, die er seine Männer und ihre Frauen aufzuführen ermunterte, und schließlich ein gutes Dutzend anderer notwendiger Gebäude wie Hallen zur Überholung von Schiffen, die in Neu-Archangelsk anlegten, und Werkstätten, in denen ihre Navigationsinstrumente und Kanonen gereinigt und ausgebessert werden konnten.
Die wichtigen Dinge des alltäglichen Lebens sichergestellt, wandte sich Baranov an Pater Vasili: »Nach diesem gelungenen Anfang, Pater, werden wir Ihnen nun eine Kirche bauen«, und mit doppeltem Eifer warf er sich in die Errichtung der St.- Michael-Kirche, »unsere Kathedrale«, wie er sie gerne nannte. Die Kirche, ein umgebautes, aufgegebenes Schiff, war ganz aus Holz, größer als alle anderen Gebäude, und als der Me ss raum fast fertiggestellt war, überwachte Baranov persönlich die Aufstellung einer leicht umgewandelten Zwiebelkuppel. Am Tag der feierlichen Einsegnung, ein Chor sang russische Lieder, konnte er den Gemeindemitgliedern wahrheitsgemäß mitteilen: »Jetzt, wo unsere herrliche Kathedrale steht, ist Neu-Archangelsk für immer russisch und der Mittelpunkt unserer Hoffnung.«
Wenige Wochen nach der Einweihung erhielt er eine Bestätigung seiner Träume, die ihm besondere Freude bereitete. Ein Gehilfe kam den Berg hochgestürmt und rief: »Eure Exzellenz! Seht doch!« Und als Baranov auf den Balkon eilte, der sein Landhaus umgab, sah
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