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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Eine besonders robuste Linie bevölkerte die herrlichen Inseln, die heute das südliche Alaska bilden, andere Nachfahren Varnaks, so unwahrscheinlich ihm selbst das noch erschienen wäre, wanderten Jahrtausende später südwärts, nach Arizona, wo aus ihnen die Navajoindianer wurden. Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Navajosprache mit dem Athapaskischen so verwandt ist wie das Portugiesische mit dem Spanischen, und das kann kein Zufall sein. Zwischen diesen beiden Gruppen muss es eine Beziehung gegeben haben.
     
    Vierzehntausend Jahre vor unserer Gegenwart, als die Landroute wegen des Abschmelzens der polaren Eiskappen zeitweise überschwemmt war, lebte in den dicht besiedelten Gebieten der äußersten Ostspitze Sibiriens eines der menschenfreundlichsten Völker der Welt. Es waren Eskimos, jene gedrungenen, dunkelhäutigen Jäger Asiens, die ihr Haar dicht über die Augenbrauen in einer geraden Linie abgeschnitten trugen; sie galten als ein besonders abgehärteter Menschenschlag, denn ihr Lebensunterhalt hing vom arktischen Ozean und seinen Nebengewässern ab, auf die sie sich in der Jagd nach großen Walen, dem Walross mit seinen Stoßzähnen und den geschickten Seehunden immer wieder hinauswagten. Kein anderes Volk in der ganzen Welt führte ein so gefährliches Leben, zudem in einem höchst unfreundlichen Klima, wie diese Eskimos, und keiner schuftete sich in jenen Jahren unermüdlicher ab als jener kleine, O-beinige, kräftige Bursche namens Oogruk, dem das Schicksal hart zugesetzt hatte.
    Drei Jahre zuvor hatte er sich die Tochter des wichtigsten Mannes in Pelek, seinem an der Küste gelegenen Heimatdorf, zur Frau genommen. Damals hatte er sich darüber gewundert, dass sich eine junge Frau von solch außerordentlicher Anziehungskraft für ihn interessierte, denn er hatte praktisch nichts anzubieten. Er hatte weder einen eigenen Kajak für die Jagd auf Seehunde, noch war er Mitbesitzer eines der größeren Umiaks, in denen mehrere Männer zusammen aufs Meer fuhren, um die Wale zu verfolgen, die wie schwebende Berggipfel vor der Landspitze vorbeiglitten, und sie dann zu erlegen. Er besaß nichts, nur ein paar Seehundfelle, als Schutz vor der Eiseskälte auf dem Wasser, und, was besonders gegen ihn sprach, er hatte keine Eltern mehr, die ihm hätten zur Seite stehen können, seinen Weg in der strengen Welt der Eskimos zu machen. Zu allem Überfluss schielte er auch noch, und zwar auf die besondere Art, die seine Mitmenschen oft in Rage brachte. Wenn man sein linkes Auge anschaute, im Glauben, es sei dasjenige, mit dem er richtig sehen konnte, verschob sich die Scharfeinstellung, und man sah in ein Nichts, denn das linke Auge war gewandert. Schaute man dann schnell sein rechtes Auge an, verschob sich auch das, und wieder sah man in ein Nichts. Es war nicht gerade leicht, sich mit Oogruk zu unterhalten.
    Warum Nukleet, die hübsche Tochter des Häuptlings, trotzdem in die Heirat mit einem solchen Mann eingewilligt hatte, dieses Geheimnis lüftete sich schon bald nach dem Hochzeitsmahl, als Oogruk entdeckte, dass seine Jungvermählte schwanger war, und in den Booten wurde gemunkelt, dass ein stämmiger, junger Harpunier namens Shaktoolik, der schon zwei Frauen und drei Kinder hatte, der Vater war. Oogruk konnte sich nicht erlauben, gegen diesen Betrug zu protestieren, überhaupt gegen irgend etwas seine Stimme zu erheben, und so biss er sich also auf die Zunge, tröstete sich mit dem Eingeständnis, dass er von Glück sagen könne, immerhin ein so schönes Mädchen wie Nukleet zu besitzen, und schwor sich, einer der Besten zu sein in einem der zahlreichen Boote, die seinem Schwiegervater gehörten.
    In seine eigene Mannschaft wollte Nukleets Vater ihn nicht aufnehmen, denn der Walfang war ein gefahrvolles Unternehmen, und jeder der sechs Männer in den schweren Booten musste ein Experte sein. Vier bedienten die Ruder, einer das Steuer, der sechste handhabte die Harpune, und diese Posten im Umiak des Häuptlings waren seit langem verteilt. Er selbst übernahm die Führung, Shaktoolik hielt die Harpune, und vier kräftige Kerle mit Nerven aus Granit bemannten die Ruder. Auf vielen abenteuerlichen Walfängen hatten sie ihr Können unter Beweis gestellt, und Nukleets Vater hatte nicht die Absicht, dieses eingespielte Bündnis aufzugeben, nur um seinem nicht gerade hoch angesehenen Schwiegersohn einen Platz einzuräumen.
    Er war jedoch bereit, Oogruk einen eigenen Kajak zur Verfügung zu stellen, nicht einen

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