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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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der besten, aber dafür ein stabiles Boot, das unsinkbar war - »leicht wie ein Windhauch im Frühling, der in den Espen weht, wasserdicht wie das Fell eines Seehunds« mochten es die Wellen noch so sehr schütteln, Der Kajak reagierte nicht immer gleich auf Ruderschläge, aber war immer noch viel besser als alles andere, was sich Oogruk jemals selbst hätte bauen können, und dafür war er dankbar. Seine Eltern, die ihr Leben verloren hatten, als ein Wal ihr kleines Boot rammte und umkippte, hatten ihm nichts hinterlassen.
    Zur Sommersonnenwende, wenn die großen Seetiere unterwegs waren, ließ Oogruks Schwiegervater mit Hilfe von Shaktoolik den Umiak, der an dem vor Pelek verlaufenden Kieselufer gelegen hatte, wieder ins Wasser. Bevor sie zu ihrer Jagd aufbrachen, von der sie wussten , dass sie nicht ungefährlich war, taten sie Oogruk mit einem Achselzucken kund, dass er den Kajak ruhig benutzen könne; sollte er zufällig auf einen schläfrigen Seehund stoßen und es ihm gelingen, sich an ihn heranzuschleichen, so könne auch er mit einem brauchbaren Fell und etwas Fleisch für die Speisekammer zum Wohl des Dorfes beitragen. Oogruk blieb alleine am Ufer zurück, ein Stück weiter östlich wartete das klobige Boot auf ihn, und mit seinen schielenden Augen blickte er den fähigen Männern des Dorfes nach, als sie mit Beschwörungen und Rufen loszogen, einen Wal einzufangen.
    Als sie verschwunden waren, ihre Köpfe nur noch fünf kleine Punkte am Horizont, seufzte er über sein Pech, nicht an der Jagd teilnehmen zu dürfen, machte kehrt und warf einen Blick auf seine Hütte, um zu sehen, ob Nukleet ihm zuschaute, und seufzte ein zweites Mal, als er feststellen musste , dass sie es nicht tat. Niedergeschlagen ging er auf den wartenden Kajak zu, betrachtete dessen merkwürdige Form und murmelte vor sich hin: »Mit dem Boot kann man nicht mal einen verwundeten Seehund einfangen.« Es war ziemlich groß, dreimal so lang wie ein erwachsener Mensch und vollständig bespannt mit wasserdichtem Seehundfell, damit es auch in der stürmischsten See über Wasser blieb. Es hatte nur eine Öffnung, gerade groß genug, die Hüften eines Mannes aufzunehmen; das Fell wurde oben mit einem Strick dicht um die Hüfte des Jägers gebunden und an den Kajak mit langen Walsehnen genäht, die trocken sehr geschmeidig waren und bei Nässe beide Teile dicht abschlossen.
    Nachdem sich Oogruk vorsichtig in die Öffnung gezwängt hatte, zog er den oberen Teil des Fells um seine Taille und band ihn sorgfältig fest, damit kein Wasser eindringen konnte, auch dann nicht, wenn der Kajak einmal umkippen sollte. Wenn das passierte, brauchte Oogruk nur wild mit dem Paddel zu wedeln, und das Boot würde sich wieder aufrichten. Wenn man ganz alleine unterwegs war und festgebunden in der Öffnung saß und dann so leichtsinnig war, sich mit einem Walross anzulegen, konnte es natürlich schon passieren, dass das Tier die Bespannung mit seinen Stoßzähnen durchlöcherte, den Mann aus dem Boot stieß und er ertrank, denn Eskimos konnten nicht schwimmen; außerdem würde ihn das Gewicht der dicken Kleidung, sobald sie nass war, nach unten ziehen.
    Als der Umiak in der Ferne verschwunden war, prüfte Oogruk sein Paddel aus Espenholz und fuhr hinaus in die Gewässer östlich von Pelek. Er war wenig zuversichtlich, dass er auf Seehunde stoßen würde, und war sich auch nicht sicher, ob er sich mit einem großen Tier überhaupt hätte anlegen können. Er war nur auf Erkundung, aber sollte er zufällig in der Ferne einen Wal aus dem Wasser auftauchen sehen oder ein Walross träge an sich vorbeiziehen, würde er sich die Richtung merken, in der das Tier schwamm, und die anderen bei ihrer Rückkehr informieren. Wenn die Eskimos mit Sicherheit wussten , dass sich in einem bestimmten, überschaubaren Gebiet ein Wal aufhielt oder ein Walross , konnten sie die Tiere aufspüren und zur Strecke bringen.
    Er konnte keine Seehunde entdecken, worüber er allerdings auch nicht sonderlich enttäuscht war, denn als Jäger hatte er noch nicht genug Erfahrung, und er wollte sich erst mit den Besonderheiten seines Kajaks vertraut machen, bevor er damit in eine Robbenkolonie steuerte. Er gab sich damit zufrieden, auf jenes entfernte Land auf der anderen Seite zuzupaddeln, das er an klaren Tagen manchmal hatte sehen können. Keiner aus Pelek war jemals an das andere Ufer gepaddelt, aber alle wussten , dass es existierte, denn alle hatten seine sanften Hügel schon in der

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