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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Nachmittagssonne schimmern sehen.
    Er war sehr weit von der Küste entfernt, einige Kilometer weiter südlich der Position, wo sich der Umiak jetzt befinden musste , als sich ihm plötzlich ein Anblick bot, der ihn für einen Moment lähmte. Ein schwarzer Wal schwamm in voller Länge unbekümmert an der Wasseroberfläche, von seiner riesigen Schwanzflosse angetrieben. Es war ein enormes Tier, größer als alle, die Oogruk jemals am Strand gesehen hatte, wo die Männer ihre Beute schlachteten. Er war zwar kein wirklicher Kenner auf dem Gebiet, die Jäger in Pelek hatten in den vergangenen sieben Jahren nur drei Wale gefangen, aber dieser hier war riesig, das ließ sich nicht leugnen, und es war unumgänglich, dass er seine Gefährten darauf aufmerksam machte, dass sich hier ein Wal aufhielt, denn er allein konnte nichts ausrichten. Sechs der fähigsten Männer Sibiriens wären nötig gewesen, ein solches Tier zu überwältigen.
    Aber wie sollte er seinen Schwiegervater benachrichtigen? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als in der Nähe des Wals zu bleiben, ihn auf seinem Weg Richtung Norden zu verfolgen und darauf zu vertrauen, dass sein Kurs über kurz oder lang den des Umiaks kreuzte.
    Das Manöver war heikel, denn wenn sich der Wal durch irgend etwas Fremdes in seiner Nähe bedroht fühlte, reichten drei, vier Schläge seiner mächtigen Flosse, um den Kajak zu erreichen und ihn zu zerschmettern oder mittendurch zu beißen und Mann und Boot zu vernichten. Den ganzen Nachmittag lang verfolgte Oogruk, allein in seinem Boot, den Wal, darauf bedacht, unsichtbar zu bleiben, immer ermuntert, wenn der Wal Wasser spritzte und damit anzeigte, dass er noch da war. Zweimal tauchte das große Tier, und Oogruk geriet ins Schwitzen; seine Beute konnte an jeder Stelle wieder auftauchen, sogar direkt unter seinem Kajak aus dem Wasser her vor kommen oder sich auch mit einem energischen Absetzmanöver unter Wasser für immer davonmachen. Aber der Wal musste ja atmen, und nach einer längeren Pause tauchte das dunkle Ungeheuer wieder auf, blies eine Wasserfontäne hoch in die Luft und setzte seinen Kurs Richtung Norden fort.
    Es war etwa eine Stunde bevor die Sonne tief am Horizont entlang nach Norden wandelte - sie ging nicht wirklich unter -, als Oogruk auffiel, dass , wenn die Männer in dem Umiak die vermutete Richtung beibehalten hatten, sie jetzt weit nordöstlich von dem Kurs waren, den der Wal eingeschlagen hatte, und ihn also verpassen würden. Er überlegte und kam zu dem Schluss , dass er die Bahn des Wals kreuzen, wie wild paddeln musste und nur hoffen konnte, die sechs anderen Jäger einzuholen .
    Jetzt galt es, herauszufinden, welche Methode am erfolgversprechendsten war, auf die östliche Seite der Bahn des Wals zu gelangen, denn er musste nicht nur mit allen Mitteln verhindern, dass das Tier gereizt wurde und angriff, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte, sondern sich auch so fortbewegen, dass er möglichst viel Zeit und Wegstrecke sparte. Es fiel ihm ein, dass Wale der Überlieferung nach sehr schlecht sehen konnten, aber dafür ein feines Gehör hatten, und er entschied, sofort loszupaddeln, sowenig Lärm wie möglich zu machen und die Bahn des Tieres direkt zu kreuzen, aber weit vorne, je nachdem, wie schnell er vorankam.
    Es war ein riskantes Manöver, aber er wusste auch, dass noch viel mehr auf dem Spiel stand für ihn außer seiner eigenen Sicherheit. Seit frühester Jugend war ihm beigebracht worden, dass es das Höchste für einen Jungen oder einen Mann wäre, einen Wal ans Ufer zu bringen, damit sich sein Dorf ernähren konnte, die großen Knochen für Bauzwecke verwenden und das wertvolle Fischbein vielerlei Arten nutzbringender Verwendung zuführen konnte, die seine Geschmeidigkeit und Tragkraft zuließen. Einen Wal zu fangen, diese Gelegenheit hatte man vielleicht nur ein einziges Mal in seinem Leben, und genau diese Gelegenheit bot sich ihm jetzt, denn wenn es ihm gelingen sollte, die Jäger auf den Wal aufmerksam zu machen, dann gebührte die Ehre auch ihm - für die Ausdauer, die er bei der Verfolgung des großen Tieres über das offene Meer bewiesen hatte.
    In diesem Moment der Entscheidung, einer Entscheidung auf Leben und Tod, musste er plötzlich an etwas Merkwürdiges denken, das ihm Auftrieb gab: Sein verschollener Vater, dessen Hinterlassenschaft so mager ausgefallen war, hatte ihm einst einen Talisman von außergewöhnlicher Wirkung und Schönheit anpassen lassen. Es war eine kleine runde

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