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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Große Land, denn es war wahrhaftig groß, und dass sie es hatten verlassen müssen, war eine traurige Niederlage gewesen. Im Laufe der Zeit wurden diese beiden Worte zu einer Verkörperung des verlorenen Erblandes.
    Das aleutische Wort für Großes Land war Alaxsxaq, und als die Europäer auf die Aleuten kamen, ihrer ersten Station in diesem Teil der Arktis, und die Bewohner befragten, wie der Name des Landes lautete, erhielten sie die Antwort »Alaxsxaq«. ln den verschiedenen Sprachen Europas wurde daraus Alaska.

4. Forscher und Eroberer
    Am Neujahrstag des Jahres 1723 geriet ein ukrainischer Kosake, ein Riese von Mensch, der in Yakutsk, einer abgelegenen russischen Garnisonsstadt, der östlichsten in Sibirien, stationiert war, über die grausame Willkürherrschaft des Gouverneurs dermaßen in Rage, dass er ihm die Kehle durchschnitt. Auf der Stelle von sechs Offizieren verhaftet, nur drei wären nicht gegen ihn angekommen, wurde er in Handfesseln gelegt, getreten und schließlich an einen Pfahl mitten auf dem Exerzierplatz am Ufer der Lena gebunden. Nach neunzehn Hieben mit der Knute auf den bloßen Rücken wurde das Urteil verlesen:
    »Trofim Zhdanko, Kosake im Dienst Zar Peters - möge der Himmel das Leben dieses erlauchten Herrschers beschützen du sollst in Handfesseln nach Sankt Petersburg überbracht und dort gehängt werden.«
    Um sieben Uhr am nächsten Morgen, Stunden bevor in diesen hohen nördlichen Breiten die Sonne aufging, machte sich eine Truppe von sechzehn Soldaten auf den Weg, der sie zur russischen Hauptstadt führen sollte. 6.500 Kilometer westlich gelegen und nach 320 Tagen oft schwierigster Marschbedingungen, durch Ödes wegloses Gelände in Sibirien und Zentralrussland, kamen sie nach Vologda, einem Ort, der wieder als zivilisiert galt und von wo aus Boten vorausgeschickt wurden, dem Zaren zu melden, was mit seinem Gouverneur in Yakutsk geschehen war. Sechs Tage darauf lieferte die Truppe ihren noch immer gefesselten Gefangenen in einem düsteren Gefängnis ab, wo er in ein Verlies gesperrt wurde, in das kein Lieht drang. Als der Wächter ihn in Empfang nahm, teilte er ihm gleich mit: »Wir wissen alles über dich, Gefangener Zhdanko. Freitagmorgen kommst du an den Galgen.«
    Am nächsten Abend jedoch, bald nachdem es zehn geschlagen hatte, verließ ein noch größerer und ehrfurchtgebietender Mann als der Kosake ein stattliches Haus an der Neva und hastete auf eine wartende, mit zwei Pferden bespannte Kutsche zu. Er hatte sich in Pelze eingewickelt, aber trug keinen Hut, sein dichtes Haar wehte in dem frostigen Novemberwind. Sobald er Platz genommen hatte, nahmen vier schwerbewaffnete Männer zu Pferde ihre Positionen vor und hinter der Kutsche ein, denn der Fahrgast war kein anderer als Peter Romanow, Zar aller Russen, der in die Geschichte als Peter der Große eingehen sollte.
    »Zum Gefängnis bei den Docks«, sagte er, und als der Kutscher durch eine gefrorene Gasse nach der anderen fuhr, lehnte sich der Zar aus dem Fenster und rief ihm zu: »Bist du nicht froh, dass es kein Frühjahr ist? Wir würden bis zur Nabe im Morast versinken.«
    »Im Frühjahr, Sire«, erwiderte der Mann in einem Ton, aus dem eine gewisse Vertrautheit klang, »würden wir diese Gassen gar nicht benutzen.«
    »Du sollst sie nicht immer Gassen nennen«, fuhr ihn der Zar an. »Im nächsten Jahr werden wir sie mit Steinen pflastern.«
    Als die Kutsche vor dem Gefängnis anhielt, das Peter wohlweislich nahe bei den Docks hatte errichten lassen, weil er wusste, dass Matrosen aller Nationen gerne Raufereien anzettelten, hatte er den Schlag schon geöffnet, bevor seine Wächter Haltung annehmen konnten, schritt auf das fest verriegelte Portal zu und polterte lautstark dagegen. Es dauerte eine Weile, bis sich der verschlafene Nachtwächter gesammelt hatte, laut schimpfend hinter dem kleinen vergitterten Fenster in der Mitte des schweren Hoftores erschien und fragte: »Was soll der Lärm um diese Stunde?«
    Peter störte es wenig, von so einem Menschen, der nur seine Pflicht korrekt ausübte, aufgehalten zu werden, und antwortete freundlich: »Zar Peter.«
    Der Nachtwächter, unsichtbar hinter seinem Fensterchen, verriet keinerlei Erstaunen über diese Antwort, denn die Vorliebe des Zaren, unangemeldet zu Besuch zu kommen, war ihm seit langem wohlbekannt, und so rief er energisch: »Es wird sofort geöffnet, Sire!«, und als er das Tor aufstieß, vernahm Peter ein lautes Knarren. Als die Flügel weit genug geöffnet

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