Alba und Albion
Speisen.
„Nein, danke. Ich habe keinen Hunger.“ Mit geballten Fäusten stand Robbie auf und schritt finster dem Kommandanten entgegen. Diesem jedoch entlockte das Verhalten nur ein gelangweiltes Lächeln.
„Wenn Sie vorhaben, mir etwas anzutun, so muß ich Sie darauf hinweisen, daß dieses Gebäude“, er umschrieb es mit einer großzügigen Handbewegung und stand stöhnend auf, „streng bewacht wird.“ „Außerdem“, nun postierte er sich direkt vor Robbie und blickte hinauf, „außerdem würden Sie bei einem Fluchtversuch kläglich scheitern. Ihr Gesicht ist im ganzen Königreich bekannt.“
Er blickte auf seine Hände, begutachtete die manikürten Nägel und lächelte. „Und bevor Sie aus diesem Raum herausgehen können, sind sie ein toter Mann und dann sehen Sie Ihre Heimat nie wieder.“ Er wies auf die beiden Soldaten, die regungslos an der Wand standen und auf Anweisungen warteten. Der Kommandant lächelte süßlich. „Sie sehen, Ungeduld ist hier fehl am Platz.“
Schnaubend drehte sich Robbie zum Fenster und verschränkte die Hände vor der Brust, doch er konnte draußen nichts erkennen, was weniger am Nebel lag. In seinem Kopf begann es fieberhaft zu arbeiten.
Gemächlich nahm der Kommandant wieder an seinem Schreibtisch Platz und begann, trotz seines Gewichtes mit dem Stuhl auf den hinteren Stuhlbeinen zu wippen, während er Robbie beobachtete, der ihm breitbeinig und starr wie eine Statue den Rücken zuwandte. Eisiges Schweigen füllte den Raum und nur die Regentropfen, die vom Dach auf das Fensterbrett tropften, durchbrachen in regelmäßigen Abständen die Stille.
„Es ist Lord Peter Templeton, nicht wahr?“
Erschrocken durch Robbies plötzlichen Einwurf verlor der Kommandant fast das Gleichgewicht, faßte sich aber schnell wieder.
„Ja. Ja, da haben Sie recht. Es ist Lord Templeton. Er wird in Kürze erwartet.“ Hastig tupfte er sich seine Stirn und rückte seine Perücke zurecht. „Bitte nehmen Sie wieder Platz, Mister MacDonald. Seien Sie doch bitte so nett.“
Robbie drehte sich um, machte aber keine Anstalten, sich wieder zu setzen. Warum war er denn plötzlich wo höflich? Er fixierte sein Gegenüber, der dies anscheinend als sehr unangenehm empfand. Wieder zog er das Tuch aus dem Ärmel und wischte sich damit über sein speckiges Gesicht.
Dann öffnete sich die Tür und ein junger Soldat trat herein. Die peinliche Stille war gebrochen.
„Herr Kommandant, ich mache davon Meldung, daß ein Lord, äh“, der Junge beugte sich kurz nach hinten, als ihm ein zweiter Soldat etwas ins Ohr flüsterte und nickte, „ein Lord Templeton bittet um Einlaß.“
Er drehte sich zackig und scheppernd um und der angekündigte Herr trat ein.
„So, so. Unser Stallbursche. Schon wieder laufen wir uns über den Weg.“ Mit einem kurzen Kopfnicken begrüßte er den Kommandant, der neugierig von seinem Sitzplatz alles verfolgte. „Wie klein doch die Welt ist.“
Robbie baute sich vor ihm auf und knurrte ihn leise an. „Was wollen Sie von mir?“
„Aber, aber. Warum sind Sie denn so schlecht gelaunt? Wurden Sie nicht gut bewirtet?“ Ein Blick auf das unberührte Tablett gab ihm Antwort genug. „Bitte. Nehmen Sie doch Platz, dann können wir alles bereden. Und bitte“, er wandte sich an den Kommandant, dem er zur Begrüßung nur ein kurzes Nicken schenkte, „sorgen Sie dafür, daß diese beiden Gestalten abwandern.“ Mit einer wedelnden Handbewegung wies er auf die Soldaten und der Kommandant schickte sie mit einem kurzen Nicken hinaus.
„So ist es besser. Ich danke Ihnen.“ Geziert setze sich Lord Peter in einen Sessel, der ebenfalls vor dem Schreibtisch stand und stützte seine Arme auf den Gehstock. Robbie seufzte kurz und setzte sich wieder auf den Stuhl, drehte sich dem Lord zu und stützte die Arme locker auf die Oberschenkel. In kürzester Zeit hatte er sein Gegenüber fixiert. Der Lord, häßlich wie eh und je, die Kleidung jedoch wie immer von edelster Qualität, den Stil nach diesmal in einer veilchenfarbenen Uniform, die eher der Phantasie eines Schneiders entsprungen war, als dem Militär. In der Hand hielt er einen schwarzen Hut mit silbernen Litzen, der einem Dreispitz gleichkam.
Robbie wurde es langsam zu bunt. Mit eisigem Blick brummte er den Lord an. „Ich frage Sie noch einmal: Was-wollen-Sie-von-mir?“
Lord Peter sah ihm starr und ohne einen Funken Freundlichkeit in die Augen. „Miss Susanna Taylor.“
Robbie zuckte bei diesen beiden Worten unmerklich
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