Alba und Albion
wollten sie doch vermeiden, daß Robbie sie bemerkte - was er aber von Anfang tat.
Nach einigen Stunden ging er in eine Lichtung, um sich auszuruhen.
Er entfachte ein kleines Feuer, genoß sein Abendmahl, das eigentlich nur aus gebratenem Fisch bestand, den er sich vorher in dem nahe gelegenen Fluß gefangen hatte. Danach tat er das, was er nachts immer tat. Er sang leise in seiner seltsamen Sprache, schärfte das Messer, schnitzte irgendwas, um es dann wieder ins Gebüsch zu schleudern und dachte an seine süße Susanna.
Nach einer Weile legte er sich schlafen. Doch die Nachtruhe schien ihm anscheinend nicht vergönnt. Wölfe heulten, irgend etwas flatterte knapp an seinem Kopf vorbei und ihm war, als wenn eine Spinne über sein Gesicht gerannt wäre. Angewidert setzte er sich auf, schürte das Feuer noch einmal an und hielt während der Dunkelheit Wache über die Flammen.
Bei Tagesanbruch setzte er seinen gemächlichen Weg fort, immer mit der Gewißheit, von seinen Verfolgern beobachtet zu werden. Es begann wieder zu regnen und auch die Kälte nahm zu. Ungeachtet dessen verfolgte Robbie sein Ziel, schätzte die Tageszeit und ging wieder schnurgerade in Richtung Meer. Gegen Mittag machte er in einer ausgehöhlten Baumwurzel eingerollt ein Nickerchen und als er wieder erwachte, hatte die Sonne den Zenit bereits mehr als überschritten. Robbie streckte sich genüßlich, erfrischte sich an einem kleinen Bächlein, wobei er seine alte Feldflasche mit dem klaren Wasser füllte und marschierte weiter.
Den ganzen Nachmittag ging er quer durch den Wald, doch er empfand es nun an der Zeit, seine Verfolger abzuschütteln. Stetig beschleunigte er sein Tempo, bis er tatsächlich zwischen den Bäumen hindurch rannte. Schließlich blieb er keuchend stehen. Er wischte sich die feuchten Haare aus der Stirn und horchte.
Nichts.
Kein Pferdehuf war zu hören.
Keine flüsternden Stimmen.
Leise lachend ließ er sich an einem Baum nieder, noch immer heftig atmend.
„Endlich bin ich sie los“, sagte er leise zu sich selbst und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn.
„Nicht ganz.“
Entsetzt riß Robbie die Augen auf, als er den kalten Stahl spürte, der ihm von hinten an die Kehle gedrückt wurde.
„Wäre ich jetzt jemand anders, würdest du dein Mädel nicht mehr wieder sehen.“
Die bekannte Stimme ließ Robbie wieder entspannen.
„Seamus, mein Freund!“
Sekunden später lagen sie sich lachend in den Armen und klopften sich gegenseitig den Rücken.
„Mann! Schön, dich zu sehen. Wurde langsam langweilig so alleine!“, rief Robbie und Seamus stimmte ihm lachend zu.
Robbies größte Sorge galt ständig nur seiner Susanna und so hatte er nur eine Frage. „Geht es ihr gut?“
„Aye. Mach dir keine Sorgen um dein Mädel. Sie ist gut untergebracht. Aber jetzt sehen wir mal zu, daß wir diese Kletten da hinten abhängen.“ Seamus grinste über das ganze Gesicht und rieb sich in seiner Vorfreude die Hände.
Robbie blickte ihn erstaunt an und grinste ebenfalls. „Woher weißt du das denn?“
„Ich habe Augen und Ohren.“
„Du bist tatsächlich besser als ein Falke!“
„Und du solltest deine Sinne schärfen, als nur an das Mädel zu denken.“
Frech blickte er auf Robbies Hosenlatz, was ihm einen freundschaftlichen Boxhieb einbrachte und lachend setzten sie sich wieder auf den Boden, um dann die Köpfe zusammenzustecken.
Robbie gähnte und schloß schläfrig die Augen. Es war sehr spät, wie ich an der fast erloschenen Kerze ablesen konnte. Doch ich wollte unbedingt den Schluß hören und rüttelte ihn leicht am Arm.
„Nicht einschlafen. Ich möchte die ganze Geschichte hören!“
Mit einem Auge blinzelte er mich an, seufzte dann ergeben und fuhr fort.
„Wir heckten einen Plan aus, wie wir sie loswerden könnten, ohne ihnen das Leben auszuhauchen. Zwar hatten wir unsere Dolche, aber die wollten wir nur im äußersten Notfall einsetzen.“
Etwas skeptisch blickte ich ihn an. „Das finde ich ganz vernünftig.“
„Aye. Und dann haben wir uns auf die Lauer gelegt.“
Seamus ging etwas Abseits in Deckung, während Robbie ebenso unsichtbar ihm gegenüber lag, nur getrennt durch einen kleinen Trampelpfad.
Leise Schritte näherten sich. Diesmal waren die Verfolger ohne Pferde unterwegs. Anscheinend hatten sie bemerkt, daß es so schneller voran ging.
Dann konnte auch Robbie sie sehen. Er hob langsam den Ast, der ihm als Verständigungszeichen mit Seamus diente. Sobald
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