Alba und Albion
gierig in mich auf.
Robbie schien dafür wieder mal keinen Blick zu haben. Eilig schritt er mit mir an der Hand über gefrorene Pfützen und Unrat hinweg, stets in Richtung Wasser und blieb dann abrupt am Strand stehen, daß ich beinahe auf ihn aufgelaufen wäre.
„Sieh dir das an! Einfach umwerfend!“
Er atmete tief ein und drückte mich fest an seine Seite. Ich sah es mir an - das Meer, und bekam ein leichtes Unwohlsein beim Anblick der aufgewühlten und grauen See. Die Fischerboote, die ich in der Ferne erkannte, schwankten gefährlich auf und ab. Der eisige Wind blies über uns hinweg und ich zog meinen Umhang enger um die Schultern.
„Ja, schön.“
„Ich suche jetzt einen Fischer, der uns mitnehmen wird. Und du wartest im -“ Schnell blickte er sich um und sah, daß hier kein Gasthof vorhanden war. Trotzdem lachte er mich fröhlich an.
„Du wartest bei einer dieser sicherlich gastfreundlichen Familien“, raunte er und kniff mich leicht in die Wange. „Erzähl’ den Kindern eine von deinen Geschichten! Das werden sie mögen!“
Plötzlich fiel mir der Vorfall von heute morgen wieder ein und ich zischte ihn leise an. „Ich kann es nicht leiden, wenn mir ständig jemand vorschreibt, was ich tun soll.“
Erstaunt drehte er sich zu mir und schaute mir fragend in die Augen.
„Wie darf ich das bitte verstehen?“
„Du darfst das so verstehen, daß ich nicht deine Leibeigene bin. Ich bin ein freier Mensch und ich entscheide selbst, wie und wo ich was tue.“ Schmollend schob ich die Unterlippe vor und mummte mich fester in meinen Mantel ein.
„Hallo! Das sind ja ganz neue Töne! Hast du heute morgen schon vergessen?“, zog er mich auf und blitzte schelmisch auf mich herab. „Aber gut. Aye. Ich will mal nicht so sein. Ich werde jetzt nach dem Fischer sehen und du -“ Er legte den Kopf zur Seite und grinste mich frech an. „Egal, wo du dich aufhältst. Ich finde dich. Bis später.“
Mit einem vorsichtigen Kuß auf die Wange schritt er davon.
Und da stand ich nun.
Der Wind fuhr durch meine Kleidung und blies die letzte vorhandene Wärme davon. Ich zitterte am ganzen Körper. Verstohlen blickte ich über meine Schulter und sah die rauchenden Schornsteine, die wohlige Wärme versprachen. Gerne wäre ich in einer dieser langen, niedrigen Hütten eingekehrt, doch das empfand ich als Niederlage gegenüber Robbie, der natürlich wußte, daß ich auf längere Zeit keine andere Wahl haben würde. Grimmig schritt ich auf dem festen Sand auf und ab, klopfte auf meine Schultern, um die Kälte zu verscheuchen. Aber es schien umsonst.
Letztendlich stapfte ich zu einer der Hütten und klopfte an.
Wieder einmal hatte er Recht behalten.
Auch wenn die Bewohner nicht viel zu entbehren hatten, so nahmen Sie mich herzlich auf.
Es war stickig in diesem Gebäude, das von einem Torffeuer in der Mitte des Raumes erhellt wurde, über dem an einer dicken Eisenkette ein noch größerer Kessel hing. Da es keinerlei Fenster gab, war der Qualm des Feuers direkt über unseren Köpfen. Es roch nach Dung und Schmutz, doch die Wärme machte alles wieder wett.
Sofort nach meinem Eintreten scharrten sich ein paar Kinder um mich und starrten mich nun mit großen, erwartungsvollen Augen an, während ich am Feuer die Kälte aus meiner Kleidung klopfte. Eines der älteren Kinder drückte mir schüchtern einen Becher heiße Brühe in die Hand, an dem mich mit Genuß nippte und fühlte ich mich bald wieder wohlig warm, als Robbie eintrat, der mich sofort erblickte. Verlegen wich ich seinem Blick aus, der jedoch nichts als Freundlichkeit ausdrückte. Kurz sprach er mit dem Hausherrn, einem gefährlich schwankenden und lallendem Geschöpf, wandte sich aber dann dessen Gattin zu. Sie sprachen leise und da mir das Geplärre der kleineren Bewohner und das Meckern der beiden Ziegen in den Ohren dröhnte, verstand ich kein Wort. Aus einer Ecke konnte ich das leise Gackern einiger Hühner vernehmen, die sich jedoch brav abseits hielten und uns wachsam beäugten.
Robbie verbeugte sich leicht vor der Frau, übergab ihr einen kleinen Lederbeutel, der unsere ganze Barschaft enthielt und half mir dann aus dem tiefen Hocker wieder auf die Beine.
„Komm, Liebes.“
Er nahm meine Hand und legte ihn in seine Armbeuge, nachdem er sich noch einmal von den Bewohnern verabschiedete. Draußen atmete ich tief durch und schüttelte meinen Umhang aus, in der Hoffnung, so den Geruch des Feuers herauszubekommen.
„Uff! War das ein Qualm. Ich
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