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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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dich.“
    Konnte ich diesen Augen böse sein? Zur Antwort küsste ich seine Nasenspitze und ich antwortete: „Ich weiß.“
     
    So schlimm empfand ich die Fahrt dann doch nicht. Mein Magen hatte sich wieder beruhigt, nachdem der Bootseigner, anscheinend genauso alt wie sein Kutter, mich dazu genötigt hatte, einen kleinen Becher von seinem Whisky zu verköstigen, der mir nun wärmend die Sinne vernebelte. Mit einem zweifelnden Blick legte er die Flasche, die vielleicht nur noch einen oder zwei Schluck enthielt, neben mich.
    „Trink, Mädel“, murmelte er zahnlos, „bevor dir wieder schlecht wird.“
    Ich vermutete, er wollte eher, daß ich einschlumerte und somit vermeiden, daß ich sein Deck beschmutzte, sollte ich mich übergeben.
    Das Fischerboot tanzte auf den Wellen wie eine Nußschale und es fiel uns äußerst schwer, aufrecht stehen zu bleiben, egal ob nüchtern oder nicht. Robbie beharrte schließlich darauf, daß ich mich vor dem Bootshäuschen auf den niedrigen Vorbau setzte, da ich mich energisch weigerte, im Inneren des Bootes zu verharren, was mir wie ein Sarg vorkam. Er band mich schließlich nach einiger Überredungskunst zusätzlich noch locker an der Taille am Fensterrahmen fest, vor dem ich saß.
    „Damit du mir nicht verloren gehst“, hatte er mir zwinkernd zugeraunt.
    Er selbst stand neben dem Fischer am Ruder und gegenseitig schrien sie sich gegen den lauten Wellenschlag an. Ich schmunzelte bei dem Anblick, wie sie breitbeinig dastanden, bemüht, das Gleichgewicht zu halten und mit flatternden Kleidern. Die Gischt spritze in regelmäßigen Abständen auf uns herab und durchnäßte uns bis auf die Knochen. Es war kalt, doch ich würde es aushalten und mein steigender Alkoholspiegel machte mich heute fast unempfindlich gegen jegliche Kälte. Schnell schnappte ich mir die Flasche und leerte sie vollends. Ein Hochgefühl machte sich in mir breit.
    Ab und zu blickte Robbie lachend zu mir zurück. Er schien diese Situation sehr zu genießen - kein Wunder, kam er doch selbst von einer Insel und sollte folglich mit dem Meer vertraut sein.
    So ging unsere Reise weiter, entlang der Küste von Lancashire und Cumbria, vorbei an einem mysteriösen Ort mit Namen Ravenglas, von dem Robbie allerlei Schauerliches zu erzählen wußte. Von den großen Mooren in dieser Gegend und ihren Irrlichtern, in denen sich Wanderer unausweichlich verliefen und für immer verloren waren. Von den Bewohnern, die von der Steilküste aus Leuchtsignale für die Boote gaben, um sie sicher in die Bucht zu führen, die einem natürlichen Hafen glich und Schutz vor der meist stürmischen See boten. Und schließlich von den Magiern, die hier ihr Unwesen trieben.
    Obwohl ich vor Schauer eine Gänsehaut hatte, war ich doch froh, so weit auf dem Meer zu sein. Die Küste erkannte ich nur noch als dunkle Linie und befand mich auf einer See, die uns anscheinend verschlingen wollte. Robbie trat neben mich und beugte sich zu mir herab, während er sich am Dach des Boothauses festhielt.
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Er mußte ziemlich schreien, damit ich ihn verstand.
    „Ja!“
    „Gegen Abend werden wir wieder in einen Hafen einlaufen und ein anderes Boot nehmen.“
    Ich blickte zu ihm herauf und lachte ihn an.
    „Mein Gott, wie siehst du denn aus?“ Seine Augen weiteten sich, als er mein Gesicht sah. Anscheinend merkte er erst jetzt, wie viel ich intus hatte. Schnell griff er an meine Seite und zog die leere Whiskyflasche hervor, die er vor meiner Nase hin und her schwenkte.
    „Susanna! Hast du denn etwa alles ausgetrunken? Du bist ja stockbesoffen!“
    Grinsend nickte ich. „Der Herr da vorne“, ich winkte in Richtung Steuermann, „hat mich gezwungen - hicks - den Whisky hinter zu kippen.“ Ich kicherte. „Und ich will immer eine brave und gehorsame Ehefrau sein.“
    Zur Bekräftigung meiner Worte nickte ich mit Nachdruck. Robbie starrte mich halb entsetzt, halb belustigt an und band mich los. „Ich glaube, es ist besser, du gehst doch nach unten.“ Als er sah, wie ich zum Widerspruch ansetzte, fuhr er fort. „Du bist doch eine gehorsame Ehefrau, oder nicht?“
    „Aye“, rief ich und salutierte schwankend. Er führte mich in den Bauch des Kutters, legte mich in eine der beiden äußerst engen Kojen und kniete vor mich hin, damit er auf fast gleicher Höhe war, wie ich. Durch das Geschaukel schlief ich sehr rasch ein, während Robbie mein Gesicht streichelte. Sein Murmeln an meinem Ohr klang belustigt. „Seamus hatte

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