Alba und Albion
Blüten. Wie diese hier, schauen Sie!“
Er winkte mich zu sich. Eine extrem dicke und auch feste Blüte in rosa und gelb zeigte mir ihre ganze Schönheit.
„Es ist tatsächlich ein Wunder, so etwas schaffen zu können.“ Ich war nur noch zu einem Flüstern im Stande und eine leichte Ehrfurcht breitete sich über mich aus.
„Die Rosen sind zum größten Teil aus England, während wir die exotischen Pflanzen aus Indien beziehen. Ein hiesiger Geschäftsmann unterhält eine kleine Flotte die regelmäßig die Westindien-Route bereist.“ Er lächelte mich an. „Unser Vorsteher, der auch ein riesiger Pflanzenverehrer ist, hat die Bestellliste seit Wochen fertig in seinem Schreibtisch und wartet ungeduldig auf das Eintreffen seiner Lordschaft.“
„Dieser Geschäftsmann kommt persönlich bei Ihnen vorbei und holt die Bestellung ab?“, fragte ich neugierig.
„Aber ja doch! Obwohl ich nicht glaube, daß es an seiner Frömmigkeit liegt, wenn er einige Tage hier bleibt. Nein. Ich glaube eher, es ist der Wein und der Weinbrand, die ihn regelmäßig hier einkehren lassen.“
Pater Ambrosius schüttelte den Kopf und seufzte vernehmlich. „Eigentlich schade um jede Seele, die so ihr Leben an den Alkohol verschwendet.“
Ich kicherte. „Führt er sich den so unchristlich auf, wenn er in Ihren Hallen ist?“
„Nein, nein! Das nicht“, lachte er. „Aber er hat etwas, entschuldigen Sie den Ausdruck, dämonisches“, schnell schlug er ein Kreuz, „an sich, was einem Angst machen kann.“
Langsam schritten wir weiter durch die Pflanzen.
„Aber nichtsdestotrotz, seine Familie ist eine der Reichsten in England und hat viel Einfluß in dieser Gegend. Schon sein Vater hat uns bereits mit diesen prächtigen Lebewesen versorgt.“
Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Argwöhnisch blickte ich ihn an und hielt inne.
„Wie heißt denn dieser Geschäftsmann?“ Es sollte locker klingen, doch meine Stimme zitterte, daß Bruder Ambrosius mich mit hochgezogener Augenbraue anblickte.
„Wie er heißt? Oh! Lassen Sie mich überlegen“, nachdenklich tippte er sich mit einem Finger an den Wangenknochen, „ich glaube, es ist ein Lord mit Namen Tripple- nein … mit Namen Torpel-“
„Lord Peter Templeton?“, unterbrach ich ihn vorsichtig und leichtes Unwohlsein stieg in mir hoch.
„Ja!“, rief der Pater erfreut aus. „Ja, das ist sein Name. In der Tat!“ Er legte den Kopf schief und sah mich fragend an. „Sie kennen ihn?“
Unwillkürlich mußte ich mich an ihm festhalten, was er mit großen erstaunten Augen quittierte. Ich fühlte mich schlecht und schwindelig und befürchtete, gleich in Ohnmacht zu fallen.
„Misses Susanna! Was ist los mit Ihnen? Bitte setzen sie sich dort auf den Schemel!“ Schnell führte er mich zu dem besagten Dreibeiner und sah mich besorgt an, während er mir sanft die Hand tätschelte.
„Kann ich Sie kurz alleine lassen? Dann hole ich Hilfe.“
Ich winkte ab. „Nein, danke, das ist nicht nötig. Es geht schon wieder. Danke.“
Mit einer Hand rieb ich mir über die Stirn, mit der anderen griff ich an meinen Hals. Ein Schmetterling von prächtiger Farbe umflatterte mein Gesicht, doch im Moment konnte ich mich daran überhaupt nicht erfreuen. Plötzlich empfand ich die wohlige feuchte Wärme in diesem Gebäude als erdrückend und meinte, keine Luft mehr zu bekommen. In meinem Blickfeld wimmelte es nun von kleinen flatternden Sternchen und Punkten, die sich zu einer immer größer werdenden Fläche ausbreiteten. Ich hatte nur einen einzigen Wunsch.
„Bitte bringen Sie mich zu meinem Mann.“
„Mein Gott. Du bist ganz weiß im Gesicht.“
Robbie strich mir mit besorgtem Gesicht eine Haarsträhne zurück, die mir an der feuchten Stirn klebte.
„Es geht mir wieder besser, danke. Und jetzt möchte ich bitte wieder aufstehen.“
In ihrer Angst hatten sie mich auf die nackten Holzbohlen des Gewächshauses gelegt, mit einem Sack Blumenzwiebeln als Kopfkissen.
„Und du hast dich auch wirklich nicht verhört? Lord Peter Templeton?“
Ungläubig starrte Robbie auf mich herab, während Alisa mir frische Luft zufächerte.
„Hier. Trink einen Schluck Wasser.“ Er hielt mir einen Becher an die Lippen, doch ich wandte mich genervt ab. Und so langsam verlor ich die Geduld. Erneut versuchte ich mich zu erheben, wurde von beiden Seiten aber wieder niedergedrückt.
„Wenn du mir nicht glaubst, dann frag Pater Ambrosius doch selbst.“ Ich drehte schmollend meinen Kopf zur
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