Alba und Albion
als ich die beiden Raufbolde fand, hab ich auf einen der Beiden den Dolch geworfen. Das war’s!“
„Du hast was getan?“, fragte ich ungläubig. „Und wenn du den Falschen getroffen hättest?“
Alisa und ich trauten unseren Ohren nicht.
„Das heißt, du hättest beinahe diesen lieben Hund hier getötet?“ Unwillkürlich drückte ich seinen Kopf an mich, der diese Gefühlsregung geduldig und mit geschlossenen Augen über sich ergehen ließ.
Seamus nickte. „Aye.“
„Das war nicht richtig.“ Ich fühlte mich etwas verschnupft und auch meine Stimme klang belegt. „Wirklich nicht.“
„Und wie, wehrte Dame, hätte ich den Richtigen erkennen sollen? Wie du weißt, kann ich sie das nicht fragen.“ Grimmig blickte er mich an. „Tiere können nämlich nicht sprechen.“
„Ach! Das ist mir aber ganz neu!“ Mein Sarkasmus kannte heute wieder keine Grenzen. „Vielleicht hättest du dich vorher mit Robbie absprechen oder besser noch, ihn mitnehmen sollen! Er hat den Unterschied der beiden Wölfe sofort erkannt!“
Er beugte sich zu mir. „Das kann schon sein“, murmelte er finster. „Aber ich bitte dich nur um Eines: Halte dich aus Dingen heraus, von denen du keine Ahnung hast. Frau!“
„Willst du mir vorschreiben, was mich etwas angeht und wo ich meinen Mund zu halten habe? Soweit kommt’s noch! Mann!“
„Susanna. Es reicht.“
Giftig blitzte ich nun auch Robbie an, der sich wieder seinem Mahl zuwandte und den Kopf gesenkt hielt.
„Hältst du jetzt zu deinem Freund?“
Da er keine Antwort gab, legte ich unverzüglich nach, noch immer den Kopf meines neuen Freundes streichelnd.
„Aah, ich verstehe! Männerfreundschaft! Dann kann ich mich ja jetzt zurückziehen.“
Energisch zog ich eine störrische Alisa auf die Beine und in Richtung Wolf rief ich: „Komm, Hund!“
Er schüttelte sich verschlafen, stand aber sofort an meiner Seite und blickte mich schwanzwedelnd und erwartungsvoll an.
„Komm! Ich kann die Beiden im Moment nicht ertragen!“
„Susanna! Bleib hier!“ Robbies Stimme klang schneidend. Als er sah, daß ich keine Anstalten machte, ihm zu gehorchen, fügte er etwas sanfter hinzu: „Bitte bleib am Feuer.“
„Ja, bitte Susanna.“
Auch Alisa hielt das für die bessere Lösung. „Laß uns hier bleiben. Ich habe Angst im dunklen Wald.“
Mit großen Augen blickte sie mich an und ich wurde vernünftig, wenn auch widerwillig.
„Gut.“
Ich setzte ich mich wieder an das wärmende Feuer und zog meinen Umhang enger. Unser Hund blickte unschlüssig in die Runde, schnüffelte die Sträucher ab und legte sich schließlich hinter meinem Rücken zur Ruhe.
Zornig begann ich, meinen Anteil des Fleisches zu zerteilen und warf es meinem neuen Freund letztendlich komplett vor die Schnauze. Freudig nahm er das Dargebotene an und schluckte es ohne viel zu Kauen hinunter. Nach weniger als einer Minute hatte er alles restlos verputzt.
Robbie hatte das genau beobachtet und zupfte sich am Kinn. „Und was willst du essen?“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Ich verstehe.“ Schweigend versenkte er sich wieder in sein Mahl. Seamus, der sich nicht von dieser Situation betroffen fühlte, stand rülpsend auf, streckte seine Glieder und warf die Knochen und sonstigen Reste ins Feuer, was es hell und farbenfroh aufleuchten ließ. Schlurfenden Schrittes verschwand er im Dickicht der Bäume und auch Alisa war verschwunden, wie ich nun bemerkte.
Plötzlich fühlte ich mich unbehaglich. Ich wagte einen Blick zu Robbie, der mich ohne eine Gemütsregung anstarrte.
„Was starrst du mich so an? Sitzt meine Nase schief?“
„Nein.“
„Was ist dann? Soll ich mich etwa entschuldigen wegen vorhin?“
„Nein.“
„Dann sag’, was los ist oder hör’ auf, mich so grimmig anzustarren!“
„Komm zu mir“, flüsterte er.
Verdattert und verlegen rutschte ich langsam an seine Seite. Mit schiefem Kopf blinzelte er mich an. „Hast du Heimweh?“
„Wie?“ Damit hatte ich nicht gerechnet. „Nein. Eigentlich nicht.“
„Was ist dann los mit dir?“
„Nichts. Was soll denn sein?“
Nachdenklich zeichnete er mit seinem Dolch leichte Linien in den harten Boden.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dir ist das Alles hier zu viel. Vielleicht willst du wieder nach Hause. Ich könnte es verstehen.“
„Was sagst du denn da! Nur weil ich eine Meinungsverschiedenheit mit Seamus habe, heißt das noch lange nicht, daß ich nach Hause will. Ich sage eben offen meine Meinung. Auch wenn es
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