Alba und Albion
versuchten, uns gegenseitig zu stützen.
„Aye. Hier sind überall welche.“
„Wir wurden angegriffen!“
„Das sehe ich.“ Er wies mit seinem Kopf auf Robbie. „Du blutest.“ Unbeeindruckt widmete er sich wieder seiner Arbeit. Erst jetzt bemerkten wir beide das Blut, das an seiner Kleidung haftete. Sofort begann ich, seinen Oberkörper nach Wunden abzusuchen, und stellte erleichtert fest, daß der Wolf Robbie nur oberflächlich an Armen und Händen verletzt hatte.
„Setz’ dich, dann wasch’ ich dir das Blut ab.“
Gehorsam glitt er zu Boden und nahm dankbar den Becher mit Branntwein entgegen, den ihm Seamus reichte.
„Danke. Mo Brathair.“ Zur Antwort drückte er Robbie leicht an der Schulter und verschwand im dichten Wald.
„Guter Gott! Wo geht er denn jetzt hin?“
„Zu dem Wolf.“
„Aber Robbie! Er ist gefährlich! Du mußt ihn zurückholen!“
Schweigend kniete sich Alisa neben uns, tauchte einen Streifen Leinenstoff in das heiße Wasser, das sich noch im Kessel befand und begann, Robbie vorsichtig das Blut abzutupfen.
„Hast du schon einmal versucht, einen Verrückten an etwas zu hindern?“ Robbie grinste. „Das hat bei ihm noch niemand geschafft. Was er sich in den Kopf setzt, das macht er auch.“
„Aber das ist doch ein Wahnsinn! Er hat da keine Chance!“
Robbie blickte mir tief in die Augen und ich schloß den Mund, als er leise zu sprechen begann.
„Seamus hat meinem Vater einst ein Versprechen gegeben und das wird er einhalten. Egal, ob es ein Mensch, ein Wolf oder ein Drache ist.“ Er legte den Kopf schief und lächelte. „Er würde für uns beide sterben, wenn es sein muß, Susanna.“
Seamus kam nach kürzester Zeit zurück, setzte sich schweigend ans Feuer und begann wieder, seinen Dolch zu wetzten. Fragend blickte ich ihn an, doch er sagte nichts. Auch Robbie schien neugierig, hielt sich aber noch zurück. Nur ungern akzeptierte ich Seamus’ Entscheidung, uns nichts von seinem Ausflug zu berichten, als uns ein leises Winseln im Dickicht umschauen ließ.
Da lag er, der ebenfalls blutverschmierte Held, der Robbie sozusagen vor dem größten Übel bewahrt hatte.
„Ach, sieh doch nur! Er ist verletzt! Was hast du ihm angetan, Seamus!“
Ich riß Robbie den Stofffetzen aus der Hand, mit dem er sich das angetrocknete Blut aus dem Gesicht wischte, tauchte ihn in den Kessel mit dem noch lauwarmen Wasser und ging vorsichtig zu dem Wolf zu.
„Ruhig.“ Leise sprach ich auf ihn ein. „Gaaanz ruhig. Ich tue dir nichts.“
„Susanna!“
Robbie wollte mich zurückhalten, doch ich wich ihm geschickt aus. „Komm’ her! Es ist zu gefährlich, wenn du ihn jetzt anfaßt!“
Ich ignorierte ihn.
Der erschöpfte Wolf knurrte leise, doch mutig hielt ich ihm meine Hand hin. Er schnüffelte kurz und als er mich erkannte, legte er seine Schnauze auf die Pfoten und ließ mich an seine Wunden heran. Ein paar Mal schnappte er nach meiner Hand, biß jedoch nicht zu. Diese Stellen schienen zu schmerzten und ich redete leise und beruhigend auf ihn ein.
Als ich fertig war, warf ihm Alisa etwas ängstlich ein paar Stückchen gegrilltes Fleisch vor die Füße und gierig schlang er es hinunter.
„Er hat euch das Leben gerettet“, flüsterte sie und begann, das wunde Tier zu streicheln. „Ich denke, er würde uns alle vier bis zum Letzten verteidigen.“ Sie hob den Kopf und blickte in die Runde. „Wir sollten ihn mitnehmen.“
Gegenseitig sahen wir uns an und Seamus nickte leicht.
„Das Mädel hat recht, Roy. Er klebt an uns, wie eine Klette und heute ist er für dich in die Bresche gesprungen. Was meinst du?“
Unschlüssig blickte Robbie erst uns und dann den Wolf an, der nun mit aufgestellten Ohren an der Feuerstelle döste.
„Aye. Ich denke, das wird das Beste sein.“
Dankbar lächelte ich ihn an. Ich hatte unseren Hund - ich weigerte mich, ihn Wolf zu nennen - schon längst ins Herz geschlossen und nun durfte ich es offen zeigen. Zaghaft versenkte ich meine Finger im dichten Fell des Tieres.
„Du wirst es bestimmt niemals bereuen. Hunde sind äußerst treue Gesellen.“
Robbie stand auf und starrte erst das Tier und dann mich an. „Aber eins sag ich dir: Egal, was ist und wo wir sind! In unsere Kammer kommt er nicht rein!“
Ich nickte ihm lachend zu und dachte insgeheim: „Wir werden sehen.“
„Was war denn los, da draußen im Wald?“
Fragend blickte Robbie seinen Freund an.
„Ooch, eigentlich nichts. Ich bin den Geräuschen nachgegangen und
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