Alba und Albion
Brathair.“
Campbell schoß einen giftigen Blick auf Seamus ab, wandte sich aber dann wieder Robbie zu.
„Und ihr werdet auf der ganzen Insel gesucht. Wegen dem Mord in diesem Gasthof in -“
„Das war kein Mord, sondern Vergewaltigung!“, platzte ich heraus.
Hinter mir stöhnte Alisa auf und Robbie wandte kopfschüttelnd seinen Blick gen Himmel.
„Halt deinen Mund, Weib!“, zischte Seamus.
„Das werde ich nicht“, zischte ich zurück.
Campbell sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen mißbilligend an.
„Hat Mylady etwas zu sagen? Ich wüßte nicht, daß ich das Wort an sie gerichtet hätte.“
Unentschlossen blickte ich zu Robbie, der mir kopfschüttelnd ein „Nein“ mitteilte. Auch Alisa drückte mich. „Sag besser nichts!“
Dann hielt ich erst einmal meinem Mund und verschränkte grimmig die Arme vor der Brust. Zufrieden nickte der Clanschef und fuhr fort mit seiner Musterung.
Nun stand er vor Seamus.
Starr blickten sie sich in die Augen, erprobten die Macht, ohne ein Wort, ohne eine Regung, beide von gleicher Statur, beide gleich stämmig und kraftvoll und keiner würde nachgeben. Seamus schnaufte inzwischen wie ein Dampfer und ich wusste nur zu gut, wie kurz er davor stand, zu explodieren. Nun war es Robbie, der seinen Kamerad zur Vernunft brachte.
„Es ist gut, Seamus. “
Er blickte kurz zu Robbie, senkte fast demütig den Blick und trat einen unmerklichen Schritt zurück. Die Gefahr schien gebannt - für’s Erste zumindest.
Campbell holte tief Luft und baute sich wieder vor Robbie auf.
„Also, MacDonald. Zweihundert Pfund in Sterling zahlt die Krone demjenigen, der Euch ausliefert. Sagenhafte hundertfünfzig Pfund in Gold ist das englische Püppchen da wert und die beiden Anderen“, verächtlich zeigte er auf Alisa und Seamus, „immerhin noch fünfzig Silberlinge pro Kopf.“
Kopfschüttelnd blickte er zu Boden, während er sich das Kinn rieb.
„Ich weiß nicht, warum eure beiden Köpfe so viel wert sind, aber sie sind es! Euch wird, wie schon gesagt, der Mord an zwei Männern in einem Ort namens Abertoyle angelastet. Das kann aber nicht alles sein, bei der Summe.“
Wie kam es nur, dass das schon so viele Leute wußten? Alisa und ich blickten uns an und ich sah ihre angst erfüllten Augen. Unwillkürlich zog sie den Umhang vor Ihrer Brust zusammen. Auch Robbie schluckte und Seamus strich sich fahrig durch seinen dichten Bart. Schließlich trat Robbie vor.
„Was dort passiert ist, war nur gerecht. Das schwere Verbrechen wurde von anderen begangen, Sir.“
Campbell lachte.
„Daß ihr damit zu tun habt, steht doch außer Frage! Erst werden zwei Männer getötet, nein verbrannt! Und ihr seid alle vier wie vom Erdboden verschwunden. Offensichtlicher geht es ja kaum noch!“
„Das mag sein, Sir. Nur“, Robbie blitzte ihn eisig an, „wie würden Sie mit jemanden verfahren, der versucht, Ihre Gemahlin zu schänden?“
Kalt blickte er Robbie an, trat nah an ihn heran und ihre Nasen berührten sich fast. Leise, daß ich Mühe hatte, etwas zu verstehen, flüstere er erneut.
„Was passiert ist, interessiert mich nicht. Ihr seid nun in meiner Hand. Ich alleine entscheide, was mit euch zu geschehen hat.“ Er blickte in die Runde. „Das Geld ist mir sicher.“
Ich spürte die Nervosität von Robbie, der sich allerdings nach außen hin nichts anmerken ließ.
„Ihr wißt bestimmt auch, dass bei Sichtung oder Ergreifung dieser englischen Lady“, er deutete eine Verbeugung zu mir an, „sofort ein englisches Regiment informiert werden muß. Sonst droht auch uns Ärger.“
Ich erblasste.
„Also werde ich morgen mit den Präfekten im Ort über das weitere Vorgehen reden und Mylady einer Patrouille übergeben. Sie wird dann den Heimweg antreten dürfen.“
Ich schnaubte entsetzt. Das würde Robbie nie zulassen!
Oder doch?
Unwillkürlich rückte ich näher zu ihm und ohne mich anzusehen, legte er seinen Arm um mich.
„Das erlaube ich nicht. Sie bleibt an meiner Seite. Wenn sie geht, gehe ich auch. Ich habe ihr einen Schwur geleistet.“
Der Chief sah ihm lange in die Augen und konnte die Ernsthaftigkeit seiner Worte erkennen.
„Ich sehe es an Ihrem festen Blick, Sie nehmen Schwüre und Gelöbnisse sehr ernst. Das zeugt von einem starken Charakter. Doch Erstens“, seine Stimme klang eiskalt, als er mich betrachtete, „werde ich nie und nimmer auf das Kopfgeld verzichten und Zweitens“, langsam stieg er wieder die Stufen empor, „beherberge ich keine Mörder und
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