Alba und Albion
Mädchen her stolzierte, die uns den Weg mit einer Kerze erleuchtete.
Er sah heute wirklich gut aus, frisch gewaschen und in seiner neuen Kleidung war er zum Anbeißen, wie ich fand. Dennoch hatte er in unserem Zimmer mißmutig sein Spiegelbild betrachtet.
„Eigentlich dachte ich, man stellt mir einen Kilt zur Verfügung. Die elenden Kniehosen zwicken an manchen Stellen fürchterlich.“ Er machte ein gequältes Gesicht und zog den Stoff an besagter Stelle. Ich kicherte und er grinste mich an.
„Wirst schon sehen, wie schneidig ich bin, wenn ich erst einmal diesen Rock anhabe.“
Zwar hatte er keinen Kilt an, sondern wieder einen Sassenach-Sack, wie er die Kniehosen verächtlich nannte, doch er war sauber, sein Haar glänzte wundervoll und duftete verführerisch nach der Rosenseife, genauso wie ich.
Vor einer der zahlreichen Türen blieb sie stehen und trat zurück.
„Bitte treten sie ein.“
Ein heller Lichtbalken fiel in den dunklen Korridor, als sie die wuchtige Türe öffnete.
„Ich hatte gesagt, Sie sollen alleine kommen!“
Die grimmige, laute Stimme unseres Gastgebers ließ mich erschaudern und ich verspürte tatsächlich etwas wie Angst aufkommen.
„Sie ist meine Frau und wird an meiner Seite bleiben“, sagte Robbie gelassen und zog mich am Arm an seine Seite.
„Eben. Darum.“ Campbell seufzte laut. „Na dann … bitte nehmt Platz.“
Schüchtern setzte ich mich neben Robbie an den Tisch, der vollgestopft war mit allerlei Köstlichkeiten, verschiedenen Wildgerichten und Geflügelbraten, Gemüse in Hülle und Fülle, Obstarrangements und vielen kleine Schüsselchen, aus denen es verführerisch duftete. Jetzt erst merkte ich, wie hungrig ich war. Fast wie zu Hause, wie ich erstaunt feststellte, hatte ich doch noch immer das Bild des Barbaren vor mir.
Züchtig senkte ich den Blick und biß grimmig die Zähne zusammen. Am Liebsten hätte ich unserem Gegenüber die Augen ausgekratzt und konnte mich zum Glück davon zurückhalten. Robbie legte einen Finger unter mein Kinn und beugte sich zu mir herunter.
„Kopf hoch, Süße. Du bist die Frau eines Chiefs“, raunte er mir leise zu und grinste.
Ich lächelte ihn an. Er hatte recht. Ich war die Frau eines Chiefs. Entschlossen hielt ich den Kopf hoch und meine Angst schwand unwillkürlich durch die Gewißheit, daß Robbie eine Verletzung meinerseits nicht dulden würde, sei es durch Worte oder Taten. Stattdessen machte sich Wut in mir breit. Wut darüber, daß dieser Herr uns hier gegen unseren Willen festhielt und das Alles nur des Geldes wegen!
Zornig blitzte ich Campbell an, der kurz aufsah. Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, als ihn die Entschlossenheit meines Blickes traf. Und der bedeutete schlichtweg: Krieg!
Aber er ignorierte mich wieder einmal.
„Bitte, greift doch zu“, forderte er uns auf und ließ sich von seinem Missmut mir gegenüber nichts anmerken.
Gerade wollte ich trotz meiner Wut das Angebot annehmen, als sich erneut die Türe öffnete und alle drei blickten wir in die Richtung, aus der das Getöse kam.
Herein rannten drei Kinder, gefolgt von einer älteren Magd, dem Kindermädchen, wie ich richtig vermutete und die hoffnungslos überfordert wirkte. Außer Atem schloß sie die schwere Tür wieder und knickste höflich.
„Es tut mir leid, Herr! Aber die Kinder … Ich konnte sie nicht finden! Sie machen sich einen Spaß daraus, wenn ich sie stundenlang suchen muß.“
Sie versetzte einem der Knaben, der seinen Bruder in den Arm zwickte, einen Schlag auf dem Hinterkopf.
„Hör’ auf damit, Callum! Feoragh! Und du setzt dich jetzt, Sinclair!“
Kopfschüttelnd wies sie jedem der Knaben einen Platz zu und mit lautem Stühlerücken setzten sie sich.
„Aye. Schon gut, Maisi.“
Campbell nickte höflich in ihre Richtung und wandte sich dann wieder uns zu.
„Meine Söhne. Genauso gerissen wie ihr Vater.“ Er lachte laut und hieb mit einer Hand auf den Tisch. „Nicht wahr, Kinder? Unter euch gibt es keinen Hasenfuß!“
„Doch, mo Fathair. Callum ist ein Angsthase!“
Besagter fühlte sich beleidigt und zog seinen Bruder, anscheinend der Älteste, am Zopf. Dieser wehrte sich faustschwingend gegen diese Behandlung und die arme Maisi wußte nicht mehr, wo sie zuerst eingreifen sollte und es gab für jeden eine Backpfeife.
„Still jetzt!“
Seltsamerweise verstummten sie sofort und nahmen eine engelsgleiche Haltung an.
Campbell faltete die Hände. „Feoragh“, sagte er in gleichmütigem Ton, „heute
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