Alba und Albion
die ebenfalls bereit lag. Robbie zog mich dann lachend heraus und ließ mir keine Zeit, meinen Körper zu trocken, trug mich zum Bett und liebte mich mit solch einer Inbrunst, dass mir die Sinne schwanden. Zu lange hatten wir auf die Nähe des Anderen verzichten müssen. Wir hatten enormen Nachholbedarf.
Schließlich lagen wir erschöpft und noch immer naß nebeneinander und fielen in einen leichten Schlummer, während die Nacht ihren schützenden Mantel über uns ausbreitete.
Seufzend lag ich in den Arme meines geliebten Mannes und dachte nach.
In den letzten Stunden hatte ich anscheinend die letzten Geheimnisse von ihm erfahren. Zuerst hielt ich ihn für einen armen und einfachen Farmer, einen Stallknecht, einen begnadigten Mörder, dann einen Clanschef und jetzt - ja, für was?
Derzeit waren wir offiziell Gäste, doch das konnte sich innerhalb der nächsten Stunden schlagartig ändern. Sollte Robbie auf das Angebot, das uns allen die Sicherheit gewahrte, annehmen, so würde er im selben Augenblick seinen Clan verraten.
Doch im Moment gab es schönere Dinge, an die ich denken wollte. Vorsichtig küßte ich den schlafenden Robbie auf den Hals, der mich sofort an sich drückte.
Und schließlich fiel auch ich wieder in den wohltuenden Schlaf des Vergessens.
37
Henkersmahlzeit und
Familiengeschichten
Es klopfte.
Mit wenigen Schritten war Robbie an der Tür. Eines der zahlreichen Mägde stand davor und hatte schwere Last zu tragen, die sie mit gequältem Gesicht auf den anderen Arm hievte.
„Ich bringe frische Laken. Wenn Sie gestatten, werde ich sie gleich auswechseln.“
„Nein. Das ist nicht nötig. Später vielleicht“, sagte er mit einer leichten Verbeugung und schlug dem verdutztem Mädchen die Türe vor der Nase zu. Gemächlich schlenderte Robbie zu mir und ich blickte ihn kopfschüttelnd an.
„Das war aber nicht sehr freundlich von dir“, schmunzelte ich.
„Hier in diesem Haus werde ich zu niemandem freundlich sein.“ Er machte ein böses Gesicht, doch an seinen schielenden Augen erkannte ich den Schalk und lachte.
„Willst du zu all’ den armen Mädchen so ruppig sein? Bald hat die gesamte Burg Angst vor dir.“
Wild knurrend kam er auf mich zu, die Hände zu Klauen gekrümmt, daß ich mich kreischend auf das Bett fallen ließ.
„Das sollen sie auch. Denn ich bin der gefürchtete, blutrünstige, mädchenmordende MacDoooonnnaaaald!“
Lachend balgten wir uns auf dem Bett, als es erneut klopfte.
„Herrgottnochmal! Kann man sich denn hier nicht ungestört seiner Frau widmen?“, rief er in gespieltem Ernst in Richtung Tür. Kichernd und von der Balgerei erhitzt versuchte ich mich aufzusetzen, aber er hielt meine Hände über meinem Kopf auf dem Kissen fest, was meinen Busen fast aus dem Mieder springen ließ.
Lüstern blickte er darauf, küßte mich und rief laut seufzend: „Herein!“
„Nicht doch“, flüsterte ich entsetzt. Meine Position erschien mir alles andere als vorteilhaft für fremde Blicke.
Erneut stand ein junges, schüchternes Ding vor der Tür und wandte sich schnell ab, als sie uns in dieser Lage vorfand. Sie hatte eine hübsche Haube und eine schneeweiße, gestärkte Schürze an, was mich schlagartig an Mary erinnerte. Schon lange hatte ich nicht mehr an sie gedacht und ein leichter Schmerz fuhr durch meinen Körper. Doch ich schüttelte diesen Gedanken an sie ab. Jetzt bestand wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Sentimentalitäten.
„Sir, mein Herr läßt bitten, das Nachtmahl mit ihm einzunehmen. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich Sie hinunterführen. Ihrer Gattin wird das Mahl gleich herauf gebracht.“
Ich schluckte.
Campbell zeigte ganz offen, wie viel er von mir hielt. Nämlich nichts. Ich war nur eine Frau, nur die Gattin seines Erzfeindes und - eine Sassenach! Und dies schien keine Einladung zu sein, sondern ein Befehl. Eine Ablehnung würde er nicht akzeptieren.
Robbie stand mit einem Satz auf und sein Körper versteifte sich kurz und unmerklich. Mit blitzendem Augen sah er mich an und bot mir seinen Arm.
„Du kommst mit.“
„Das gibt Ärger“, murmelte ich, während ich versuchte, meine Frisur wieder in Ordnung zu bringen, doch Robbie zwinkerte mir nur kurz zu.
„Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Du bist meine Gattin und gehörst an meine Seite.“
Ich nickte nur und mit ungutem Gefühl im Magen folgte ich ihm schweigend durch die dunklen, engen Flure der Burg, während er den Kopf hoch erhoben hielt und hinter dem
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