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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Balnairn-House.“ Sie lenkte ihr Pferd an meine Seite und sah mich seltsam an. „Hast du davon schon gehört?“
    „Von dem Haus? Nein. Was ist denn damit?“ Ich freute mich schon auf eine spannende Geschichte und blickte sie erwartungsfroh an.
    „Nun, in diesem Haus sollen Geister ihr Unwesen treiben. Das, was du von hier aus siehst, ist die alte Mühle und links davon“, sie zeigte mir die Stelle, die sie meinte, „ist vor vielen hundert Jahren eine Tragödie passiert. Auch dort soll es spuken.“
    Sie hielt ihr Pferd an und stieg unvermittelt ab, suchte am Boden herum und warf dann einen Kieselstein über ihre linke Schulter. Entschuldigend lächelte sie mich an. Man kann nie wissen, schien ihr Blick zu sagen. Ich tat es ihr gleich, auch wenn ich nicht so abergläubisch war, wie die meisten Leute in der Gegend und nebeneinander führten wir unsere Pferde über die verschneiten Wiesen und Felder, kamen dem Hügel, den Robbie und ich erst vor ein paar Tagen erklommen hatten, stetig näher.
    „Collin, mein Gemahl, hat mir einmal die Geschichte vom Balnairn-House erzählt. Eines Nachts soll eine Horde wilder Männer in das Schlafgemach des Laird of Balnairn eingedrungen sein, verwüsteten sämtliches Interieur und töteten leider auch seine Frau, als sie mit einer Pistole ihre beiden Kinder verteidigen wollte. Seitdem geistert sie dort laut heulend durch die Gänge und sucht nach den Zwillingen.“
    „Das ist ja schrecklich!“, rief ich entsetzt aus und malte mir das Szenario aus.
    „Und wie heißt der Geist?“ Es sollte lustig klingen, doch ein kalter Schauer strich mir über den Rücken.
    „Helen McKinley.“
    „McKinley? Nicht Balnairn?”, fragte ich erstaunt und blieb stehen.
    „Nein. Sie waren noch nicht verheiratet.“
    „Aber sie hatte doch zwei Kinder.“ Da Cathlyn weiter gegangen war, lief ich nun im Eilschritt hinter ihr her, mein Pferd im Schlepptau, das diese Behandlung mit leisem Wiehern quittierte.
    „Sie sind ihre Ehe per Handschlag eingegangen und das Jahr war noch nicht ganz rum. Es fehlten noch ein paar Tage, so heißt es.“
    „Dann waren die Kinder also nicht legal“, folgerte ich und fröstelte. Weniger wegen der Kälte, sondern eher bei dem Gedanken, dass jemand so grausam sein konnte, eine hilflose Frau und zwei noch hilflosere Kinder zu töten.
    „Wenn du es so genau nimmst - ja. Doch du darfst nicht vergessen, daß die Kinder auch erst ein paar Wochen alt waren.“
    „Ach so. Jetzt verstehe ich.“ Schweigend schritten wir nebeneinander weiter und gelangten nun in den Wald. „War es ihre Familie, die sie wieder zurückholen wollte?“
    „Aye.“
    Ich dachte nach. „Dann wurde sie auch verschleppt?“
    „Nicht ganz. Sie wollte den Laird schon immer heiraten, doch ihre Eltern waren gegen diese Verbindung. Also blieb ihnen nur die Möglichkeit, es ohne das Einverständnis der Eltern zu tun.“
    Waren in diesem Land denn alle Paare miteinander durchgebrannt? Diese Antwort interessierte mich sehr, doch hielt ich mich mit der Frage zurück. „Weiß man, warum die Eltern dagegen waren?“
    „Er war ein paar Jahre älter als sie.“
    „Aber das ist doch nicht so schlimm.“ Grüblerisch sah ich zurück zu dem Anwesen. „Mein Vater ist auch ein paar Jahre älter als Mamma.“
    „Das mag schon sein, aber sie war damals sechzehn und er zweiundvierzig.“ Sie lachte leise. „Nicht mal ihr eigener Vater war so alt.“
    „Oh.“ Das erschien auch mir etwas viel.
    „Wobei man sagen muß“, fuhr Cathlyn fort, „daß er noch immer ein jugendlich wirkender Mann war. Nur seine Art macht mir Angst.“
    „Warum?“
    „Er hat einen ziemlich durchdringenden Blick, der mir stets einen Schauer über den Rücken jagt“, sagte sie nachdenklich und zog unvermittelt den Umhang enger, als ob sie fröstelte. „Collin lacht nur darüber, wenn ich ihn darauf anspreche. Er hält große Stücke von ihm.“
    Na, dann konnte dieser Mensch nichts Gutes an sich haben.
    „Übrigens wirst du ihn auch bald kennenlernen. Sobald unsere Männer von der Jagd zurück und die Gäste wieder abgereist sind, werden wir an einem Abend eine längst überfällige Einladung annehmen!“
    Geschmeidig saß sie wieder in ihren Damensattel auf und ritt in schnellem Galopp voraus.

    „Hier ist der Eingang.“ Geduckt schlich sie durch das Gestrüpp.
    „Wo? Ich sehe nichts.“
    Statt einer Antwort zog sie mich hinter sich her.
    „Zieh’ den Kopf ein, wenn du keine Beule willst“, raunte sie mir zu und ich

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