Alba und Albion
Schmerzensschreie kamen! Es waren die Männer und sie trugen … Oh mein Gott! Verschone mich mit diesen Bildern! Sie trugen - einen Kilt!
Ich will es nicht mehr sehen, tobte es in mir drin, aber die Bilder ließen meinen Geist nicht los.
Die Schotten kämpften und verloren! Ich wollte die Augen aufmachen, um diesen schrecklichen Bildern des Grabens zu entkommen, aber ich hatte die Gewalt über meinen Körper, der willenlos ausgestreckt lag, verloren. Ich betete mit dem Rest meines klaren Geistes darum, von weiterem Grauen verschont zu werden und fiel in einen schwarzen Tunnel hinab.
„Wachen Sie auf! Hören Sie mich, wachen Sie auf!“
Klatsch! Klatsch! Klatsch!
Ruckartig wachte ich aus meinem Dämme auf und blickte verwirrt um mich.
„Was“, ich räusperte mich. Meine Stimme war heiser, als hätte ich zuvor zufiel gezecht. „Was ist los?“
Der Fremde erschien mir recht unsicher, wie er sich über mich beugte und klatschte noch immer rhythmisch in mein Gesicht. Mein Kopf war wieder klar und Unwirksamkeit wischte ich seine Hand weg und rieb mir die brennenden Wangen.
„So hören Sie doch auf damit!“, fuhr ich ihn aufgebracht an.
„Sie haben geschrien“, antwortete er leise und mit ruhiger Stimme, aber seine Augen sprachen eine andere Sprache. Irgend etwas war geschehen, was ihn aus der Fassung gebracht hatte.
Erst jetzt wurde mir bewußt, daß mir die Tränen herunterliefen.
Aufgeregt packte er mich an den Schultern. „Was haben Sie gesehen? An was können Sie sich erinnern?“
Ich setzte mich ungelenk auf und hielt mir den Kopf. Ich senkte den Blick und überlegte. Langsam, ganz langsam kam die Erinnerung wieder hoch und ich fröstelte. Sollte ich ihm wirklich alles sagen? Meinen Traum erzählen? Denn anscheinend war ich eingeschlafen.
„Ich höre?“
„Blut. Tod. Gemetzel“, sagte ich emotionsgeladen. „Das habe ich gesehen.“
„In welchem Zusammenhang?“
„Woher soll ich das wissen?“, rief ich aufgebracht. „Ich bin wohl eingeschlafen und hatte einen unruhigen Traum.“
„Nein.“
Nun mischte sich Campbell ein. „Sie haben nicht geschlafen. Sie haben auf die Fragen reagiert. Und nach einiger Zeit haben Sie angefangen, wie am Spieß zu schreien.“
Ungläubig starrte ich ihn an. „Wirklich?”, flüsterte ich.
Campbell bestätigte nickend. „Aye. Das war kein Traum.“
Sichtlich zufrieden wandte er sich wieder zum Fenster. „Sie haben das zweite Gesicht. Ich hab’s gleich gewußt!“
Langsam wurde mir sein ständiges Gefasel von Hexerei zuviel. Genervt erhob ich mich und strich mir die Haare aus der Stirn. „Kann ich jetzt wieder gehen?“
„Aye.“
Unschlüssig stand ich da, wartete ab, ob er mich wirklich entließ. Schließlich machte er sich vom Fenster los, klingelte und die beiden mir bereits bekannten Mädchen geleiteten mich wieder in mein Gemach.
Es war ein langer Weg durch ebenso verwinkelte Gänge, wie ich es von Castle Moraigh kannte. Ich räusperte mich und eines der Mädchen wandte sich zu mir und lächelte.
„Ziemlich verwirrend der Weg, nicht wahr? Bei mir hat es ewig gedauert, bis ich mich auskannte.“
Die beiden Mädchen kicherten und ich stimmte mit ein. Vielleicht war ja von ihnen etwas brauchbares zu erfahren.
„Wie heißt ihr beiden?“
Schüchtern hielten sie an und knicksten höflich. „Ich bin Louise und das ist Margrethe.“
„Ich bin Susanna MacDonald.“ Freundlich lächelte ich sie an, um meiner Frage Unbefangenheit zu geben. „Wer ist eigentlich der andere Mann, der sich mit mir und Campbell ebenfalls im Salon aufhielt?“
Meine Stimme sollte heiter klingen, doch es hörte sich eher zittrig und furchtsam an. Die Mädchen blieben abrupt stehen und starrten mich an.
„Das wisst ihr nicht?”, fragte Margrethe ungläubig. Sie war etwas kleiner und rundlicher als Louise. „Er ist der berüchtigte Mister Aleister Croxley! Ein hoch angesehener Geisterbeschwörer. Man sagt auch, daß er den Leibhaftigen herbeizaubern kann.“
Ängstlich blickten sie über die Schulter und bekreuzigten sich.
„Ach, quatsch”, lachte ich etwas zu schrill. „Das kann doch keiner! Ihr dürft nicht alles glauben, was man euch erzählt. Ich glaube sowas erst, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe und außerdem ist er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut.“
Sanft schob ich die Mädchen wieder voran und wir setzten den Weg fort. Auch wenn es uns gruselte, erzählten beide munter weiter.
„Einmal habe ich ihn dabei beobachtet, wie
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