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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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im Dorf?“
    Bekanntlich herrschte eine unsichtbare und unüberwindbare Barriere zwischen den Hochwohlgeborenen und dem normal Sterblichen. Lächelnd dachte ich an Vater, der mir den Umgang mit dem niederen Volk, wie er es nannte, indirekt verboten hatte. Doch tatsächlich hatte ich dort Freunde und deshalb wurde diese Vorschrift von mir schlichtweg und ohne schlechten Gewissens ignoriert.
    „Ja. Ich habe einige Bekannte.“
    „Aye. Bekannte.“
    Wissend zog er die Augenbrauen hoch, was ihm einen zornigen Blick einhandelte und sofort wurde aus seinem grinsenden Gesicht wieder eine gleichgültige Maske.
    „Jawohl“, zischte ich, „und es wäre schön, wenn Sie sich nicht immer auf meine Kosten lustig machen würden!“
    Ich biß mir auf die Zunge, denn eigentlich wollte ich ihn nicht spüren lassen, wie ich mich ständig über ihn ärgerte. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Es rutschte mir in meiner Wut auf ihn wieder mal so heraus. Ärgerlich über mich selbst versteckte mich hinter meinem Schirm. Wie gut, daß ich ihn mitgenommen hatte.
    Anscheinend bemerkte er meinen kleinen Wutausbruch nicht, zumindest ignorierte er ihn.
    „Ich habe einen anderen Vorschlag. Was halten Sie davon, wenn wir zum Fluß hinunter reiten?“
Ich zog entsetzt die Zügel und Angel hob aufgrund der unerwarteten Reaktion meinerseits empört den Kopf und schnaubte, blieb aber auf der Stelle stehen.
„Sie wollen mit mir wohin?“ Als er mein empörtes Gesicht sah, beeilte er sich, seinen Satz fortzuführen.
    „Dort können die Pferde sich erfrischen. Und wir auch.“ Langsam zog er eine Wasserflasche aus seiner Satteltasche.
    „Die ist nämlich leer“, sagte er und schwenkte sie vor seinem Gesicht hin und her. Wir waren noch nicht weit von Zuhause fort und in der halben Stunde, die wir nun unterwegs waren, schien eine Wasserflasche einfach fehl am Platz, ob voll oder leer.
    Ich brach in ein schallendes Gelächter aus, in das er mit einstimmte und das Eis schien für heute gebrochen.
    „Na schön, dann reiten Sie voraus.“
    Robbie gab seinem Pferd die Zügel und wir ritten im schnellen Galopp hinunter zum Fluß.
     
    Dort angekommen, half er mir aus dem Sattel.
    Verstohlen rieb ich mir mein Hinterteil und versuchte, den kribbelnden Fuß, in den nun wieder ungehindert das Blut fließen konnte, nicht zu beachten. Ich konnte es nicht leiden, im Damensattel zu sitzen. Doch das war eine der Anweisungen von Vater. Kein Herrensitz! Sehnsüchtig sah ich auf den Sattel von Robbies Pferd, das neben Angel stand.
    „Schön ist es hier. Sind Sie oft am Fluß?“, fragte ich. Irgendwie fühlte ich mich nicht ganz wohl in dieser Situation und ich tat mein Bestes, es zu überspielen. Robbie kniete am Ufer und starrte auf die andere Seite, während er die Wasserflasche auffüllte. Neben ihm standen die Pferde mit gesenkten Köpfen und hatten begonnen, von dem kühlen Naß zu trinken.
    „Nein, nicht so oft. Dafür habe ich selten Zeit. Aber wenn, dann bin ich am Liebsten nachts hier.“ Er blickte mich an. „Wegen der Ruhe.“
    Langsam stand er auf und holte eine Decke, die er zusammengerollt hinter seinem Sattel verstaut hatte und breitete sie auf dem schattigen Kies aus.
    „Setzen Sie sich.“
    Gehorsam ging ich zu Boden und zog die Beine an. Vorsorglich tastete ich heimlich nach meinem Messer. Gottlob, es war noch da! Sollte er es wagen, mir zu nahe zu kommen … Ich zog mit unbeteiligtem Gesicht die Röcke sorgsam zurecht und starrte nun ebenfalls auf das gegenüberliegende Flußufer. Robbie hatte sich in einiger Entfernung mit dem Rücken auf den nackten Kies gelegt, Arme und Beine weit von sich gestreckt. Ich kicherte.
    „Ist das nicht unangenehm?“
    Er hob den Kopf und blinzelte grinsend zu mir herüber.
    „Doch“, antwortete er und legte sich wieder flach hin.
    „Warum liegen Sie dann so da?“
    „Weil ich nicht will, daß Sie mich mit Ihrem Messer aufschlitzen, wenn ich neben Ihnen auf der Decke sitze.“
    Erschrocken sah ich ihn an und griff unwillkürlich durch den Stoff an den Griff meines Messers.
    „Woher wissen Sie -?“ Ich mußte nun feuerrot sein und senkte beschämt den Kopf.
    „Ich weiß es eben.“ Er drehte sich stöhnend um. „Die Steine sind wirklich hart.“
    Trotzdem lag er wieder so ausgestreckt da, nur diesmal auf dem Bauch.
    Verstohlen blickte ich in seine Richtung. Da er seinen Kopf von mir abgewandt hatte, konnte ich ihn genau betrachten. Ich erkannte das langsame Auf und Ab seines Rückens,

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