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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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Heinrich hineingehen und den armen Jungen noch eine Stunde lang mürbe machen, danach käme Alfred zum Zug.
     
    Heinrich leistete hervorragende Arbeit. Ungefähr so mussten die Ablasshändler zu Luthers Zeiten auf die verängstigten Christen eingeschrien haben, als sie ihnen die Qualen der Hölle und des Fegefeuers in den lebendigsten und schillerndsten Farben ausmalten. Alfred saß hinter dem durchsichtigen Spiegel und verfolgte das Verhör mit einer Mischung aus Ekel und Faszination. Heinrich brüllte und drohte, schlug mit der Pranke auf den Tisch, dass er fast zerbrochen wäre, und trat mit äußerster Gewalt seinen Stuhl gegen die Wand. Dann beruhigte er sich scheinbar wieder, nur um dem Jungen in der nächsten Minute die Zigarette aus der Hand zu schlagen und ihn aufs Neue anzufahren.
    »Wir haben dich letzten Monat mit einer Menge Crack erwischt, die für eine Kompanie reicht, Freundchen. Eindeutig zu viel für dich allein. Damit bist du ein Dealer – schau mich an, wenn ich mit dir rede«, brüllte er, »für Dealen setzt’s ein Jahr Knast!« Er stand auf und ging hinter dem Rücken des zitternden Bürschchens auf und ab. Heinrich war ein echter Bär. Groß und kräftig, sein kurz geschorenes, dunkles Haupthaar hatte sich schon etwas gelichtet, so dass die auf der Stirn hervortretenden Adern gut zu sehen waren. Die braunen Augen verrieten keinen Moment, dass er bereits seit einer Stunde Theater spielte. Schließlich setzte er sich wieder und sagte leise:
    »Weißt du, was das für dich bedeutet?« Er machte wieder eine Pause und flüsterte dann: »Kalter Entzug, mein Lieber. Dort gibt’s nämlich keinen Stoff. Kein H, kein Ecstasy, kein Ice, noch nicht mal Koffeintabletten!«
    »Ich nicht verstehen«, stammelte der Junge kleinlaut.
    »Lüg mich nicht an, du Arschloch«, explodierte Heinrich aufs Neue, »du bist hochgradig abhängig, dazu muss ich dir nur einmal in die Pupillen schauen. Und du verstehst jedes Wort!«
    »Was wollen Sie überhaupt von mir?«, der Junge schluchzte, über sein angstverzerrtes Gesicht liefen Tränen.
    »So nicht«, Heinrich sah ihm mit erhobenem Zeigefinger in die Augen, »so billig kommst du mir nicht davon!« Er stand ruckartig auf, verließ den Raum und knallte die Tür zu.
     
    »Scheißjob«, sagte Alfred mitfühlend, als Heinrich zu ihm in den Beobachtungsraum kam.
    »Der gesteht jetzt auch den Anschlag vom elften September. Mein Gott, wie ich das hasse«, stöhnte er und lehnte sich gegen die Wand.
    »Danke, Heinrich«, Alfred drückte ihm den Arm, »hoffentlich kann ich das mal wieder gutmachen.«
     
    Alfred betrat den neonhellen Raum. Draußen musste es bereits dunkel und die Temperatur mittlerweile erträglich sein. Hier drinnen war es dampfend schwül. Ein süß-säuerlicher Geruch hing in der Luft, zusätzlich zum kalten Zigarettenrauch. Alfred krempelte die kurzen Arme seines Leinenhemdes nochmals um und setzte sich ruhig zu dem Jungen an den Tisch. Auf der Brust und unter den Armen von Konstantins weißem T-Shirt hatten sich große Flecken gebildet, ebenso im Schritt der silberfarbenen Trainingshose.
    »Er meint es nicht so«, sagte Alfred und bot dem Jungen eine Zigarette an, »er wird nur leicht wütend, wenn er zusehen muss, wie junge Menschen ihr Leben so einfach wegwerfen … und dabei noch andere mit hineinziehen.«
    »Was wollen Sie?«, Konstantin wischte sich Schweiß und Tränen aus dem Gesicht.
    »Du sollst mir sagen«, Alfred öffnete die Akte »Ivan« und legte ein Foto auf den Tisch, »wer dieser Mann ist und was er mit der Drogenszene in Nürnberg zu tun hat.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal gesehen habe«, Konstantin zog übertrieben stark an seiner Zigarette.
    »Nun komm, mein Junge«, sagte Alfred sanft, »du bist vor acht Wochen mit ihm in einer Wohnung erwischt worden. Die Drogenfahndung hat eine Razzia durchgeführt, dich und drei deiner Freunde festgenommen und dieser Mann ist über den Balkon geflüchtet.«
    »Aber ich weiß nichts von diesem Mann!«
    »Konstantin«, Alfred lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, »du steckst doch noch nicht so tief drin. Wenn du jetzt mit dem Scheiß aufhörst, kannst du in zehn Jahren darüber lachen. Mach eine Therapie, wie es dir meine Kollegen sicher schon mehrmals empfohlen haben, dann brauchst du auch nicht mehr zu dealen. Und wenn du jetzt noch ein bisschen guten Willen zeigst und mir hilfst, kommst du mit einem blauen Auge davon. Ein paar Wochen Jugendarrest, wenn alles gut

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