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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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…«
    »Also, nun mal angenommen, der Mieter dieser Wohnung wäre von einem Killer der Russenmafia oder einem Geheimdienst liquidiert worden«, Alfred gestikulierte mit der rauchenden Zigarette, »dann würde sich der Täter doch nicht Tage später hier bei uns an den Güterbahnhof stellen!«
    »Auch wieder wahr«, Renan griff nach der Wasserflasche zu ihren Füßen und nahm einen großen Schluck, »du auch?«
    »Lieber nicht«, er spürte, dass sich die Pilze in seinem Bauch unheilbringend ans Werk machten, »das Klo hier sieht nicht sehr einladend aus.«
    »Vielleicht war er seiner Zeit nur weit voraus«, sinnierte sie und biss auf ihre Unterlippe.
    »Hm?«
    »Ein Reisender. Ein Passagier, der niemals irgendwo ankommt, jederzeit bereit aufzubrechen und zu verschwinden. Alles, was man nicht mit zwei Händen auf ein Mal tragen kann, ist nur Ballast. Mobilität ist alles und Gegenstände mit persönlichem Erinnerungswert sind ein Luxus, den man sich nicht leisten kann – ich glaube, so etwas habe ich bei Leuten in meinem Alter schon öfter beobachtet«, Renan stützte das Kinn in die Hand und blickte durch das Fenster im Treppenhaus.
    »So, wir wären jetzt so weit fertig«, Pit von der Spurensicherung hatte sich seines Overalls entledigt und trat hinter ihnen mit seinem Werkzeugkoffer durch die Wohnungstür. Unter seinen Achseln zeichneten sich handballgroße Schweißflecken ab.
    »Und?«, fragte Alfred hoffnungslos.
    »Die Hitze bringt mich noch um«, entgegnete Pit kopfschüttelnd und deutete auf Renans Wasserflasche, »darf ich mal trinken?«
    »Habt ihr jetzt was für uns?«, sie reichte ihm die Flasche.
    »Ein paar Fingerabdrücke, Haare, Fasern, Sand …«, er stürzte einen halben Liter Flüssigkeit hinunter. »Wir werden das alles im Labor untersuchen. Ach ja, in einer der Taschen mit der Unterwäsche war noch das da«, er hielt zwei Tüten hoch. In der einen befand sich eine Pistole, in der anderen eine Art Medaille. Diese zeigte einen nach unten spitz zulaufenden Schild, darüber verlief senkrecht von oben nach unten ein Schwert. Um den Schild verlief ein Spruchband mit kyrillischen Buchstaben. In der unteren Hälfte über dem Schwert befand sich ein fünfzackiger Stern mit Hammer und Sichel, darüber ein geöffnetes Auge. Pit überreichte Renan die beiden Tüten und nahm noch einen weiteren Schluck aus der Wasserflasche. Sie betrachtete die Pistole und dachte an den Fall vor siebzehn Jahren.
    »Weißt du noch, was das damals für ein Kaliber war?«, fragte sie in der Hoffnung, dass es sich um dieselbe Waffe handeln könnte.
    »Neun Millimeter«, Alfred schüttelte den Kopf, »passt nicht zu der hier – leider.«
    »Ganz sicher?«
    »Ich habe jedes Detail von damals noch im Kopf, als ob es gestern gewesen wäre.«
    »Schade, das wäre der Beweis für eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gewesen. Und das da«, sie wog das Abzeichen in der Hand, »ziemlich schwer. Solche Dinger haben sie in den Neunzigern an jeder Straßenecke verramscht!«
    »Ich weiß nicht«, Alfred nahm es und setzte seine Lesebrille auf.
    »Na, ob das was hilft bei kyrillischen Buchstaben?«, sie hegte seit geraumer Zeit den Verdacht, dass Alfreds Intelligenzprothese in Wahrheit nur Fensterglas enthielt.
    »Sieht nach sowjetischen Symbolen aus«, sagte er.
    »Was du nicht sagst«, bemerkte Renan spöttisch.
    »Nur dieses Auge irritiert mich! Ich kann mich nicht erinnern, so was jemals bei den Kommunisten gesehen zu haben.«
    »Im alten Ägypten hatten Augen viel zu bedeuten«, Renan blickte nachdenklich auf das Abzeichen, »standen wohl für irgendeine Gottheit. Und im Christentum ist es ein Symbol für Gott schlechthin.«

V. SEELISCHE TIEFEN
    Zugegeben, das K11 mit Zuständigkeit für Mord und Totschlag war nicht gerade die angenehmste Art der Polizeiarbeit, vor allem stinkende verweste Körper und Wasserleichen waren jedes Mal aufs Neue eine Zumutung, ebenso wie die Pflicht der Kommissare, jeder Obduktion beiwohnen zu müssen. Es dauerte lange, bis man sich an den Anblick von Y-förmig aufgeschnittenen Körpern und dosenartig geöffneten Schädeln gewöhnte; manch einer gewöhnte sich nie daran – und dennoch hätte Alfred um nichts in der Welt mit den Kollegen von der Drogenkriminalität tauschen wollen. Die hatten es ausschließlich mit dem Bodensatz der Gesellschaft zu tun. Eine Bezeichnung, die auf die Hintermänner dieses Verbrechens noch wesentlich besser zutraf als auf die heruntergekommenen Fixer und Kleindealer,

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