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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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die ihre verzweifelte Existenz Tag für Tag in verschissenen Toiletten, verschimmelten Kellern und verlassenen Wohnungen um ein paar Stunden verlängerten. Alfred schauderte kurz, als er mit Heinrich im Beobachtungsraum saß und einem jugendlichen Russlanddeutschen zusah, wie er sich im Verhörzimmer auf einen grauen Tisch stützte und nervös an einer Zigarette zog.
    Wie befürchtet, waren die ju ngen Herren alles andere als gesprächig. Dabei würden Hinweise oder Aussagen in Richtung Drogenhandel oder -schmuggel dem Fall endlich eine halbwegs klare Richtung geben. Sosehr Alfred die emotionale Intelligenz und die Intuition seiner Kollegin schätzte, so wenig wollte er sich auf ihre Theorie des mordenden Hilfsarbeiters verlassen. Allerdings hatte Heinrich ihm glaubhaft versichert, dass die Drogenfahndung alle halbwegs großen Figuren in der örtlichen Szene kannte und dieses Opfer definitiv nicht dazugehörte.
    Entweder war er relativ neu im Geschäft oder er war ein kleines Licht, so viel stand fest.
    Die Drogenproblematik hatte sich seit dem massenhaften Zuzug von russischen Spätaussiedlern in den frühen neunziger Jahren dramatisch zugespitzt. Städte wie diese waren mit der Integration derartiger Menschenmengen gnadenlos überfordert. Einer inneren Logik folgend, konzentrierten sich die neuen Staatsbürger auf einen oder zwei Stadtteile, wo sie bald die überwiegende Mehrheit bildeten. Für die Erwachsenen gab es kaum Arbeitsplätze und für die Jugendlichen keine Perspektiven. Sie waren oft gegen ihren Willen hierher gekommen, beherrschten ihre neue Muttersprache nur unzureichend, fanden kaum Ausbildungsplätze und vermischten sich nicht mit jungen Menschen anderer Herkunft. So waren sie zu einer beliebten Zielgruppe der Drogenhändler geworden, die nun seit über zehn Jahren mit ihnen Geld scheffelten wie nie zuvor.
    »Das ist wirklich mit nichts anderem vergleichbar«, beendete Heinrich seinen kurzen Vortrag, »alle Ausländer, die wir früher hier hatten, Türken, Jugoslawen, Italiener, hatten eher weniger mit der Szene zu tun als die deutschen Jugendlichen.«
    »Hm«, Alfred nickte, »die waren auch nicht in dieser Masse zusammengeballt. Das ist ja wirklich fast eine Ghetto da in Langwasser. So was Ähnliches gab es früher auch schon, aber da waren die verschiedenen Nationalitäten doch immer durcheinander gemischt.«
    »Eben. Die haben sich dann vielleicht untereinander verprügelt oder mal geklaut, Autoreifen zerstochen und so weiter. Aber bei denen«, er deutete mit dem Daumen hinter sich, »da sind wir mit unserem Latein am Ende, Alfred.«
    »Ja, mir kommt das Ganze mehr und mehr wie ein riesiges soziales Experiment vor. Und immer trifft es die Jungen am härtesten.«
    »Meine zwei sind jetzt fünfzehn und neunzehn, und, toi, toi, toi, mit Drogen haben sie nichts am Hut«, Heinrich beugte sich nach vorne, »aber glaub mir, Alfred, das war auch nur Glück.
    Du kannst ein noch so guter Vater sein, davor kannst du sie nie ganz schützen.«
    Sie setzten die Vernehmung fort. Heinrich hatte zwei der betreffenden Jugendlichen wegen Drogenkonsums kurzfristig festnehmen lassen. Das war eine weitere Anstrengung beim K44: man musste permanent über alles und jeden Bescheid wissen und ein dichtes Netzwerk von Informanten aufbauen und pflegen. Dazu gehörte, dass man Konsumenten und Dealer auch mal laufen ließ und wieder heranzog, wenn man sie dringender brauchte. Dabei bewegten sich die Polizisten nur allzu oft auf der anderen Seite des Gesetzes. Grenzüberschreitungen einer Staatsmacht, die sich nicht mehr anders zu helfen wusste und die in diesem Fall auch noch der Mordkommission zugute kamen.
    Die beiden Jungs waren neunzehn und zwanzig Jahre alt. Einer hieß Igor, der andere Konstantin. Sie waren aus sehr unterschiedlichem Holz geschnitzt. Während Igor bei der ersten Befragung keine Miene verzogen und sie immer nur kalt angegrinst hatte, hatte Konstantin vorgegeben, kein Deutsch zu sprechen, und eine Stunde lang nervös an den Fingernägeln gekaut, als Heinrich und Alfred ihn mit den immer gleichen Fragen bombardierten. Sie hatten daraufhin beschlossen, Igor bis auf weiteres in eine Zelle zu einem vietnamesischen Zigarettenschmuggler zu stecken und Konstantin ein paar Stunden im Vernehmungsraum schmoren zu lassen.
    »Der spricht besser Deutsch als wir«, hatte Heinrich versichert, »und er hat Angst. Noch vor Mitternacht singt der wie eine Nachtigall.« Die Strategie war mehr als simpel. Zunächst würde

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