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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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letztendlich mit Härte vorzugehen, was immer noch die effektivste Methode ist.«
    Künftige KGB-Offiziere waren lebenswichtig für das System. Man sparte weder an Personal noch an Geld, um sie optimal auszubilden. Verstand und Klugheit waren ebenso wichtig wie außergewöhnliche Geduld und die Fähigkeit, den Gegnern immer zuvorzukommen. Es wurde schon bald deutlich, dass KGB-Leute Angehörige einer Elite mit außergewöhnlicher Macht waren. Nikolai erkannte dies jedes Mal, wenn er mit den Kameraden nach dem Soldempfang abends in Irkutsk unterwegs war und in den Cafés der Stadt sofort Tische für sie freigemacht wurden oder man nach Herzenslust eine Rauferei anzetteln und dabei komplette Wirtschaften zerschlagen konnte, ohne Konsequenzen zu fürchten.
    Nach einem Jahr intensiver Ausbildung hatte Nikolai gelernt, wie man Telefone und Wohnungen abhörte, wie verschiedene Sprengstoffe und Zünder funktionierten, wie die Geheimdienste von USA, England, Deutschland und Israel arbeiteten, wie man tote Briefkästen anlegte und auffand … er hatte aber auch gelernt, zu misstrauen, zu manipulieren, zu erpressen und brutal zu sein. Das Wichtigste war jedoch, dass er nie wieder in vorderster Front im Kugelhagel von fanatischen Freiheitskämpfern stehen würde und dass seine Mutter nach dem geliebten Ehemann nicht auch noch den ältesten Sohn betrauern müsste.
     
    »Scheiße«, schimpfte Renan und zerknüllte das Fax.
    »C’est la vie«, sagte Alfred. Das Bundesverwaltungsamt hatte soeben mitgeteilt, dass leider keine Person in den Akten zu finden war, die ihrem Phantombild ähnelte. »Die einfachen Lösungen sind leider oft die unwahrscheinlichen.«
    »Ja, ja. Schon gut. Ha … ha … haaatschie«, sie zückte ein Taschentuch und schnäuzte sich lautstark.
    »Gesundheit!«
    »Danke. Ich glaube, ich muss gleich mal zur Apotheke und mir Anti-Allergie-Pillen besorgen. Obwohl, eigentlich könnte das doch auch die Reimer machen!«
    »Frau Reimer befindet sich noch in der Ausbildung zur Verwaltungsfachkraft, sie soll hier etwas lernen und nicht auf Botengänge geschickt werden«, maßregelte Alfred, sich in seinem Schreibtischstuhl zurücklehnend.
    »Lehrjahre sind keine Herrenjahre, sagt mein Vater immer«, sie warf das Taschentuch in den Restmüllbehälter, »der gehört auch mal wieder ausgeleert!«
    »Wenn ich früher so mit dir umgesprungen wäre …«, wagte Alfred anzumerken.
    »Du … du bist noch viel schlimmer mit mir umgesprungen«, empörte sich Renan, »und ich war damals nicht mehr in der Ausbildung, nur fürs Protokoll!«
    Es war abermals ein heißer Sommermorgen. Alfred und Renan brüteten über den bisherigen Aufzeichnungen und Berichten. Nachdem sich die meistversprechende Spur ihres Falles als Niete erwiesen hatte, war guter Rat teuer. Während Renan immer noch von ihrem Heuschnupfen geplagt wurde, litt Alfred unter bohrenden Kopfschmerzen. Sie waren von der Sorte, die nach der ersten Tasse Kaffee noch schlimmer wurden anstatt zu verschwinden. Er durchsuchte seine unterste Schreibtischschublade und fand das Aspirin-Röhrchen für Notfälle.
    »Und?«, fragte Renan, als sie ihn mit Brausetabletten und einer Flasche abgestandenem Mineralwasser hantieren sah. »Wo drückt’s dich heute?« Ihrer Meinung nach kokettierte Alfred zu oft und zu viel mit seinen körperlichen Leiden – aber das war ja bei Männern nicht untypisch.
    »Muss dieses unsägliche Freiherren-Bier gewesen sein, ich habe gestern Abend gerade mal zwei davon getrunken!«
    »Vielleicht schlägt ja auch das Wetter um«, Renan fingerte ein neues Taschentuch aus der Packung.
    »Nein, ausgeschlossen«, Alfred war nicht gewillt, sich sein Elend relativieren zu lassen.
    »Wieso?«
    »Wenn sich das Wetter ändert, habe ich immer so ein komisches Ziehen im Ohr«, er beobachtete die sich im Wasser auflösende Tablette und meinte bereits den widerlichen Geschmack im hinteren Mundraum wahrzunehmen.
    »Ich glaube, du wirst langsam schrullig, Alfred«, tadelte Renan, nachdem sie sich abermals ausgiebig geschnauzt hatte.
    »Dann läge es an dir, etwas jugendliche Frische und Rationalität in unser Team zu bringen, Kollegin«, er schüttelte das Glas und kippte den Inhalt mit Todesverachtung hinunter, heute sah er sich nicht in der Lage, ihre Vorhaltungen unwidersprochen hinzunehmen.
    »Das wäre dann die nächste Sache, bei der ich personelle Unterstützung brauchen könnte!«
    »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du nicht so hart wärst, wenn wir

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