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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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Firmenleitung zu kritisieren. Vor einer Woche nun hatte der frühere Mitarbeiter unverständlicherweise auch noch den Prozess vor dem Arbeitsgericht verloren und seitdem war er verschwunden. Außerdem konzentrierte sich die Soko noch auf die Ex-Inhaber einiger Kleinbrauereien, die der Freiherren-Konzern in den letzten fünf Jahren geschluckt hatte.
    »Also, wenn du mich fragst«, erklärte Rötlein, den letzten Rest seines Espressos hinunterstürzend, »hätte man deswegen keinen solchen Terz veranstalten müssen. In spätestens einer Woche ist die Sache gelaufen, mit oder ohne LKA!«
    »Und wenn du mich fragst«, entgegnete Alfred, »hätte ich heute auch gute Lust, Hartmann zu entführen, ich habe mir gestern zwei Freiherren-Pils aus unserem Automaten genehmigt!«
     
    »Na, geht’s dem Kopf besser?«, fragte Renan versöhnlich, als er zurück ins Büro kam.
    »Ein wenig«, sagte er und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Weißt du, was ich mir gerade gedacht habe?«
    »Wie könnte ich?«
    »Kann das sein, dass bei hunderttausend männlichen Aussiedlern im entsprechenden Alter keiner unserem Mann auch nur ähnlich sieht?«, sie hatte das zerknüllte Fax wieder glatt gestrichen und hielt es hoch.
    »Nun ja«, Alfred stützte müde den Kopf in die Hand, »so genau haben sie wahrscheinlich nicht hingesehen und zudem haben sie ja nur Kopien der alten Pässe aus Russland. Da kann sich das Äußere eines Menschen schon verändern im Lauf der Jahre.«
    »Das führt mich zu einer verzwickten Frage«, sagte sie und klatschte das Blatt wieder auf ihre Schreibtischplatte.
    »Die da wäre?«
    »Was machen wir jetzt?«, Renan ließ ihren Kugelschreiber fallen und sah Alfred herausfordernd an.
    »Und, was würdest du darauf antworten?«, spielte der den Ball zurück.
    »Dass wir jetzt gerade ziemlich auf dem Trockenen sitzen und nicht viel mehr tun können als zu warten, ob unser Verdächtiger der Fahndung ins Netz geht oder bis dein Ex-Kollege Herbst uns neue Informationen zu diesem Abzeichen liefern kann.«
    »Sehr gut«, nickte er, »bis dahin müssen wir eben die bis­herigen Hinweise noch mal und noch mal durchgehen. Könnte ja sein, dass wir etwas übersehen haben. Aber nicht hier!«
    Sie fuhren auf der Autobahn nach Norden und befanden sich schon fast in Bamberg, als Alfred endlich abfuhr. Er steuerte den roten Alfa an abgeernteten Feldern und verbrannten Wiesen vorbei durch zwei Dörfer. Gunzendorf, las Renan auf dem Ortsschild. Schließlich parkten sie am Fuß eines kleinen Hügels mit Kapelle und erklommen mehrere hundert Stufen bis zu einem Bierkeller. Von hier aus bot sich ein umwerfender Blick in das Tal, hohe Eichen und Kastanien spendeten Schatten und es schien fast so, als wehte ein leichtes Lüftchen.
    »Aaahh«, Alfred setzte den mit Mineralwasser gefüllten Maßkrug ab und lehnte sich zurück, »spürst du auch einen Hauch von Freiheit, Kollegin?«
    »So würde ich das nicht bezeichnen, aber ich glaube, ich weiß, was du meinst«, Renan hatte den Kopf in die Hände gestützt und blickte versonnen in die Landsenke unter ihnen.
    »Ich merke es immer deutlicher«, sagte er, Zigaretten drehend, »eigentlich brauche ich überhaupt keine Arbeit!«
    »Geschenkt, Alfred, geschenkt«, Renan nuckelte durch zwei Strohhalme an ihrer Apfelschorle.
    Der Keller war noch nicht sehr stark besucht. Außer zwei Wandergruppen saßen nur noch ein Dutzend Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr an einem großen Tisch und führten intensive Löschmanöver durch. Der extrem heiße Sommer hatte die Landschaft schon stark herbstlich gefärbt. Das Gelände leuchtete in Braun, Gelb und Rot, während die Sonne von einem hellblauen Himmel brannte. Im Tal quälten sich zwei Traktoren durch ausgetrocknete Ackerfurchen. Direkt unterhalb der Kapelle graste eine Schafherde am Hang. Ab und zu meckerte ein Lamm, bis es vom Blöken der Großen übertönt wurde. Alfred lehnte sich mit dem Rücken an ein Holzgeländer, das an der Stirnseite der Bierbank vorbeiführte und legte die Füße hoch. Seine Kopfschmerzen hatten zwar noch nicht merklich nachgelassen, dennoch fühlte er sich schon besser. Die Flucht aus dem Büro war ein Mal mehr die beste Strategie gewesen. Ab und zu muss man auch mal etwas für die Seele tun, dachte er. Damit würde es ja auch vorbei sein, wenn Herbert sich mit seinen Vorstellungen einer reformierten Polizeiorganisation durchsetzen sollte. Alfred wusste schon jetzt, dass er in diesem Fall den Dienst quittieren würde.

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