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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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an Laternenpfählen aufknüpften. Seitdem war er fest davon überzeugt, dass die …«, Herbst blätterte sein Notizbuch um, »ideologische Subversion die Hauptgefahr für den Ostblock darstellte. Diese Angst wurde für ihn durch den Prager Frühling nochmals bestätigt, woraufhin er die fünfte Hauptverwaltung ins Leben rief.«
    »Und was war jetzt genau die Aufgabe von dieser Abteilung?«, fragte Renan stirnrunzelnd.
    »Sie sollte gegen jede Art von abweichenden Meinungen vorgehen«, Herbst nahm einen Schluck Pfefferminztee. »Sie war zuständig für die Überwachung folgender Gruppen: Studenten, Intellektuelle, ethnische Minderheiten, Nationalisten, Gläubige, Künstler, Schriftsteller und Juden.«
    »Ein paar Intellektuelle konnten doch einer Supermacht nichts anhaben«, protestierte Renan.
    »Supermacht?«, wiederholte Herbst.
    »Da gab es schon einige, die ihnen zumindest international ordentlich zugesetzt haben«, Alfred hatte Angst, dass Herbsts unerwarteter Erzählfluss ins Stocken geraten könnte, »Sacharow zum Beispiel oder Solschenizyn. Beides Nobelpreisträger, die öffentlich ihre Heimat kritisieren, Menschenrechte einfordern, dem Ausland die Zustände in der Sowjetunion ungeschminkt schildern … so was macht gewaltig Ärger!«
    »Sacharow war der Vater der russischen Atombombe«, fuhr Herbst zu Alfreds Erleichterung fort, »außerdem dreifacher Held der Arbeit, und plötzlich gründet er ein Komitee für Menschenrechte. 1975 bekommt er den Friedensnobelpreis und ein Jahr später erklärt ihn Andropow zum Staatsfeind Nummer eins. Aber das waren nur die ganz großen Fische. Es gab ja noch Tausende von Unbekannten, die heimlich Zeitschriften herausgegeben haben, Menschenrechtsverletzungen dokumentierten, Schriften in den Westen schmuggelten oder westliches Propagandamaterial in der UdSSR verbreiteten. Ja, und für diese Gefahr war die fünfte Hauptverwaltung zuständig.«
    »Denn mehr als das Blei in den Kanonen hat das Blei in der Druckerpresse bisher die Welt verändert«, sagte Alfred langsam.
    »Hört, hört«, Herbst nahm seine Pfeife wieder auf, »das kann aber nicht von dir stammen, mein Lieber.«
    »Da hast du Recht. Ich weiß aber beim besten Willen nicht mehr, wo ich das aufgeschnappt habe«, erwiderte Alfred nachdenklich. »Na ja, egal. Auf jeden Fall hat Andropow aus seiner Sicht gut daran getan, sich um diese Zielgruppe besonders zu kümmern.«
    »Also haben die dann hauptsächlich Schriftsteller, Journalisten, Künstler und so weiter gejagt und eingesperrt«, folgerte Renan.
    »Das schon auch«, Herbst stopfte seine Pfeife nach, »aber am meisten haben sie damit zu tun gehabt, diese Gruppen zu unterwandern, bzw. dem Ruf der bekannten Regimekritiker zu schaden. Jetzt kommen wir zu der Sache mit dem Auge.«
    »Ich glaube, ich muss langsam anfangen mitzuschreiben«, Renan kramte ein zerknautschtes Blatt Papier aus ihrer Tasche und gab Alfred mittels energischer Zeichensprache zu verstehen, dass sie einen Kugelschreiber brauchte.
    Herbst hantierte noch einige Zeit mit seinem Pfeifenstopfer und fuhr schließlich fort:
    »Solschenizyn beispielsweise wurde 1974 aus der UdSSR ausgewiesen und ließ sich daraufhin in Zürich nieder. Er kam dort in Kontakt mit einer Gruppe von tschechischen Emigranten, aus deren Mitte er sowohl eine Sekretärin als auch einen Lektor für die tschechische Übersetzung seines Buches Archipel Gulag anstellte. Dummerweise waren beide Mitarbeiter der fünften Hauptverwaltung. Sie lieferten dem KGB jahrelang wertvolle Informationen über die Kontakte Solschenizyns zu Oppositionellen in der UdSSR. Mehrere Dutzend Regimegegner sind dem KGB dadurch ins Netz geraten, illegale Druckereien wurden zerstört, ganze Redaktionen sind aufgeflogen.«
    »Also war die wichtigste Arbeit dieser Abteilung, sich an einzelne große Fische heranzumachen, ihr Vertrauen zu gewinnen und dadurch ganze Schwärme zu fangen«, folgerte Alfred.
    »Verstehe«, sagte Renan und blickte von ihrem Blatt auf.
    »Das war die vornehmste und kniffligste Aufgabe«, nickte Herbst, »aber die fünfte Hauptverwaltung war kein erlesener Kreis von Spezialisten. Sie hatten natürlich auch Tausende von Mitarbeitern in der Verwaltung, der Logistik, den Gefängnissen und so weiter. Die ein- bis zweihundert Agenten, die Kontakte zu den verschiedenen Personen und Gruppen herstellten und teilweise jahrelang unbemerkt ihr Vertrauen missbraucht haben, jedoch galten durchaus als eine Elitetruppe innerhalb des KGB.«
    »Und

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