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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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Ende der neunziger Jahre noch in Russland oder einem anderen ehemaligen Ostblock-Staat kriminell betätigt«, Göttler war jetzt wieder ganz der große Garant der inneren Sicherheit.
    »Wie können Sie dann eine Verbindung zur Mafia ausschließen?«
    »Erstens sind uns die Mafia-Strukturen hier in der Gegend bestens bekannt und wir sind dabei, sie endgültig zu zerschlagen. Zweitens weist die Lebensweise Drugajews in eine andere Richtung. Er schien sich hier das Geld für einen bequemen Lebensabend sichern zu wollen und in ein paar Jahren hätte er sich abgesetzt. Für seine Machenschaften hat er sich offensichtlich alter Kontakte zum Ostblock bedient. Es dürfte auch Ihnen bekannt sein, dass viele ehemalige Mitarbeiter von Geheimdiensten des Warschauer Paktes sich in den neunziger Jahren in die Kriminalität begeben haben, weil man da besser verdienen kann.«
    »Was genau haben die Männer denn beim KGB getrieben?«, fragte die Bildzeitung weiter, »aus welchen Grund ist dieser … Karasow geflohen? Wollte er interne Geheimnisse preisgeben?«
    »Meine Herrschaften«, Göttler erhob die Stimme, um das Raunen der Journalisten zu übertönen, »ich bitte um Verständnis, dass wir Ihnen hier und jetzt noch nicht auf alle Fragen eine Antwort geben können. Und es ist gut möglich, dass wir viele Einzelheiten nie werden klären können, da es sich um Angelegenheiten der Geheimdienste handelt, die zum größten Teil unter Verschluss gehalten werden oder einer anderen Form der Geheimhaltung unterliegen. Wir haben zwei Morde aufgeklärt, das muss für heute reichen.«
     
    Wenn die wüssten …, dachte Renan. Das Protokoll von Kashevskis Geständnis umfasste über sechzig Schreibmaschinenseiten. Aus Gründen, die sie selbst nicht so richtig verstanden, war er nach dem Besuch des Friedhofs und einem kurzen Gespräch mit seiner Frau bereit gewesen, den Mord zu gestehen. Alfreds und Renans sofortige Nachfragen nach dem genauen Motiv und dem Zusammenhang mit dem Fall von 1985 beantwortete er jedoch nicht. Er bat vielmehr darum, von seiner Frau ein gewisses Notizbuch ausgehändigt zu bekommen, in dem er alle Angaben schriftlich machen wollte. Sie hatten dieses ungewöhnliche Anliegen sofort bei Staatsanwältin Schwarz vorgetragen, die versicherte, dass Geständnisse natürlich auch schriftlich abgegeben werden konnten. »Es könnte nur ein wenig kompliziert werden, wenn er danach jede weiterhin offene Frage auch nur schriftlich beantworten will, und das vielleicht noch auf Russisch und wir müssen es jedes Mal übersetzen lassen«, hatte sie eingewandt, »aber selbst dann … es steht nirgendwo geschrieben, dass ein Tatverdächtiger der Polizei nur mündlich Auskunft zu geben hat.«
    Und so bekam Kashevski sein Notizbuch, schrieb zwei Tage und gab es schließlich bei Alfred ab mit der Bitte, es nach der Übersetzung zurückzuerhalten. Der Text wurde von einem beeideten Übersetzer ins Deutsche übertragen und bescherte ihnen einige verblüffende Lesestunden im Brozzi.
    »Unglaublich«, Renan schüttelte den Kopf, »das liest sich wie die Geschichte aus einer anderen Galaxie. Was macht man mit so einem Lebenslauf?«
    »Aufschreiben«, antwortete Alfred rauchend, »unser Mann scheint gewisse Schwierigkeiten zu haben, mit anderen mündlich zu kommunizieren. Da ist dieses Schreiben wohl so etwas wie eine Therapie für ihn. Wer weiß, was die anderen 75.000 russischstämmigen Mitbürger in unserer Stadt so zu erzählen hätten?«
    »Also, wenn ich das richtig verstanden habe, war der Tote von 1985 …«, sie blätterte kurz, »Karasow, ein hoher KGB-Offizier in der fünften Hauptverwaltung und somit für die Bekämpfung von Dissidenten zuständig. In Wirklichkeit hat er aber mit ihnen gemeinsame Sache gemacht und selbst gegen die Sowjetunion gearbeitet. Er war sozusagen ein Doppelagent.«
    »Einspruch, Kollegin«, Alfred schüttelte abwehrend die rechte Hand samt Zigarette, »Doppelagenten arbeiten für einen feindlichen Staat, sie verraten militärische Geheimnisse oder Verteidigungsstrategien oder stehlen wichtige Regierungspläne, wofür sie meistens viel Geld bekommen. Karasow war ein Andersdenkender. Er wollte sein Land nicht verraten und hat auch kein Geld dafür gekriegt. Er wollte Transparenz herstellen, er wollte, dass das Volk weniger unter dem Regime zu leiden hat. Und deswegen hat er wichtige Dissidenten unterstützt.«
    »Bis hin zu diesem Myschinski, dem er zur Flucht in die USA verholfen hat. Stimmt schon«, sie leerte

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