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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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ihre Teetasse, »und unser Kashevski hat ihm dabei geholfen.«
    »Wo steht das?«, Alfred wirkte erstaunt.
    »Na, hier«, sie blätterte wieder, »auf Seite 51 beschreibt er, wie er die West-Bürger, die er für den KGB in der DDR angeworben hatte, als Kuriere benutzte.«
    »Tatsächlich«, er überflog die Seite, »du hast Recht. Er war also auch so etwas wie ein Dissident.«
    »Zumindest ein Zuarbeiter«, grübelte sie.
    »Eine Relaisstation«, sagte Alfred, »Karasow hat ihm die Unterlagen auf Mikrofilmen zukommen lassen, meist versteckt in Päckchen, die Kashevski scheinbar von seiner Mutter erhielt, und Kashevski hat sie dann seinen westdeutschen Agenten übergeben mit der Anweisung, sie irgendwo in West-Berlin abzugeben oder zu hinterlegen. Er war wirklich gut getarnt, oder findest du hier eine Stelle, wo klar wird, dass er sich von der Sowjetunion abgewandt hatte?«
    »Nö«, Renan überflog ihre Notizen, »es wird wohl während seiner Zeit in Afghanistan gewesen sein. Immerhin ist er dort verwundet worden und hat sich kurz darauf für die Aufnahme in den KGB beworben – zusammen mit seinem Freund Karasow.«
    »Du meinst, die beiden haben das seit Afghanistan geplant?«
    Alfred schien ein Licht aufzugehen. »Ja klar, es war ein überflüssiger Krieg, in dem ein unterentwickeltes Land in die Steinzeit zurückgebombt wurde und außerdem Tausende von kaum zwanzigjährigen Wehrpflichtigen einen sinnlosen Tod starben. Da können sich patriotische Einstellungen schon ändern.«
    »Wahrscheinlich«, Renan blickte nachdenklich Richtung Fenster, »die beiden waren einige Wochen zusammen im Lazarett in Kabul, danach hatten sie ja kaum noch Gelegenheit, miteinander zu reden.«
    »Richtig«, bestätigte er, »sie kamen an zwei verschiedene KGB-Schulen und es ist nicht davon auszugehen, dass sie regelmäßig telefonieren konnten oder so. Außerdem wäre das sicherlich abgehört worden.«
    »Wie auch immer sie es jetzt genau gemacht haben«, Renan kritzelte ein paar Notizen auf ein Schmierblatt, »schließlich ist dieser Drugajew Karasow auf die Schliche gekommen, der hat das noch rechtzeitig bemerkt und sich aus dem Staub gemacht. Er hat seinen Freund Nikolai in der DDR besucht und der hat ihn in die Tschechoslowakei und in die Nähe der westdeutschen Grenze gebracht. Karasow kam bis Nürnberg, wo ihn Drugajew dann einholte und umbrachte«, erschöpft hielt sie inne und sah ihren Kollegen an. »Das ist ganz schön schwierig mit diesen russischen Namen.«
    »Ach«, er drückte die Zigarette aus, »an die habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Es bleiben aber noch ein paar Fragen offen«, Alfred blickte auf seine Notizen, »warum hat sich dieser Killer nicht gleich darauf auch Kashevski gegriffen?«
    »Und wie hat Kashevski ihn siebzehn Jahre später hier gefunden?«, ergänzte Renan.
    »Vielleicht hat er einfach nur Glück gehabt«, mutmaßte Alfred.
    »Das glaube ich nicht«, sie schüttelte den Kopf, »genauso wenig wie es Glück war, dass Herbst ihn im Fürther Freibad gefunden hat.«
    »Ja, das war wieder mal eine reife Leistung von dem alten Fuchs«, lächelte Alfred.
    »Also, ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen flüchtigen Mordverdächtigen im Freibad zu suchen«, ihre Stimme verriet eine Spur Bewunderung.
    »Ich wäre nie darauf gekommen, ihn in Fürth zu suchen«, entgegnete Alfred.
     
    Schließlich zeigte Kashevski Bereitschaft, noch offene Fragen direkt zu beantworten. Renan hatte ihn zu sich ins Büro bringen lassen, weil sie seine Angaben gleich in den PC schreiben wollte. Seit seiner Festnahme glaubte sie nicht mehr, dass er jemandem gefährlich werden könnte, trotzdem ließ sie die Bürotür weit offen.
    »Also, ich fasse noch einmal zusammen«, Renan saß hinter ihrem Bildschirm und der Russe an dem vakanten dritten Schreibtisch in ihrem Büro. »Sie wissen nicht genau, warum Drugajew Sie verschont hat, halten es aber für möglich, dass er sich nicht für die kleinen Fische interessiert hat. Nach dem Mord an Ihrem Freund ist er sofort nach Moskau zurückgekehrt, um sich einen Orden abzuholen.«
    »Da!«
    »Woher wussten Sie, wie er aussah? Kannten Sie ihn denn schon vorher?«
    »Ich kannte seinen Namen. Solange ich noch Offizier beim KGB war, gab es Gelegenheiten, sein Gesicht zu sehen.«
    »Welche denn?«, fragte Renan geduldig.
    »Es gab Fotografien von vielen hohen Offizieren.«
    »Na gut«, Renan hatte bemerkt, dass der Russe ihr gegenüber etwas gesprächiger war als bei Alfred. Deshalb hatte

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