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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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erste Tätigkeit in Afrika auch schon die letzte gewesen sein könnte. Seine Perspektiven standen in den Sternen. Finanziell verschuldet, körperlich und seelisch schwer angeschlagen, von den Auswirkungen des Krieges mitgenommen, kehrte das Ehepaar ins heimatliche Elsass zurück. Hinzu kam, dass Helene schwanger war. Was sollte werden? Für eine Übergangszeit konnte Schweitzer an der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten eine Anstellung als Assistenzarzt finden und wurde auch wieder als Vikar der Gemeinde St. Nicolai eingestellt. Im Januar 1919 kam Tochter Rhena Fanny Suzanne zur Welt.
    Die Rettung hatte einen Namen: Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest 1919 erhielt Schweitzer eine Einladung des schwedischen Erzbischofs von Uppsala, Lars Olof Jonathan – „Nathan“ – Söderblom. Er lud Schweitzer ein, Ostern 1920 Vorlesungen an der Universität Uppsala zu halten. 2 000 schwedische Kronen stellte er dafür in Aussicht. Schweitzer war gerührt und dankbar für dieses Hoffnungszeichen aus Schweden. Er nahm die Einladung aus dem hohen Norden an. Seine Vorträge im theologisch liberal gesinnten Schweden, in denen er die Grundgedanken seiner Kulturphilosophie vorstellte, stießen auf große Zustimmung und brachten weitere Engagements (und damit Geld für Lambarene!) mit sich.
    Als Schweitzer im Juli 1920 Schweden verließ, war er gestärkt in der Hoffnung, „mein Werk in Lambarene wieder aufzunehmen. Vorher hatte ich gar nicht daran zu denken gewagt, sondern mich mit der Idee vertraut gemacht, einmal wieder in den akademischen Lehrberuf zurückzukehren ...“. Die Möglichkeit dazu hätte er nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Zürich (1920) und seine guten Kontakte zur Universität Bern sicherlich gehabt.
    Während seines Schweden-Aufenthalts wurde Schweitzer durch seine Förderin Baronin Greta Lagerfeldt ermuntert, seine Afrika-Erfahrungen in einem populären Buch festzuhalten. Ergebnis war der schon erwähnte Erzählband „Zwischen Wasser und Urwald“, dessen Erfolg mithalf, dass Schweitzer seine Schulden abtragen konnte. Auch Orgelkonzerte (u. a. in Barcelona) trugen dazu bei, dass Schweitzer der Zukunft für sein Spital in Lambarene zuversichtlich entgegensehen konnte. Anfang 1922 hielt er Vorlesungen in Oxford und Birmingham und reiste erneut nach Schweden. 1923 schloss er die Arbeit an den ersten beiden Teilen seiner Kulturphilosophie ab und ließ sie veröffentlichen. Im gleichen Jahr stellte er auch seine Schrift „Reich Gottes und Christentum“ fertig. Darin untersuchte er den Gedanken des Gottesreiches ausgehend von den alttestamentlichen Propheten über das Spätjudentum, von Jesus über das Urchristentum bis zum Apostel Paulus und stellte abschließend fest, was der Gedanke des Reiches Gottes bedeuten kann: „Nicht mehrkönnen wir, wie die Geschlechter vor uns, in dem Glauben an das am Ende der Zeiten von selbst kommende Reich Gottes verbleiben. Für die Menschheit, wie sie heute ist, handelt es sich darum, das Reich Gottes zu verwirklichen oder unterzugehen. Aus der Not heraus, in der wir uns befinden, müssen wir an seine Verwirklichung glauben und mit ihr Ernst machen. Anfang des Reiches Gottes ist, dass wir darum ringen, dass die Gesinnung des Reiches Gottes unser Denken und Tun beherrsche.“
    Helene ermutigte ihn, erneut nach Afrika auszureisen, um seine Arbeit als Arzt in Lambarene wieder aufzunehmen. Wie schwer mag ihr diese Ermunterung gefallen sein, konnte sie doch wegen ihrer angegriffenen Gesundheit und der Verantwortung für Rhena ihren Mann nicht begleiten. Verena Mühlstein und Nils Ole Oermann berichten in ihren Biografien über Helene und Albert einfühlsam, wie sehr Schweitzers Lebensgefährtin seelisch unter der Trennung, die nicht die einzige bleiben sollte, gelitten haben muss.
    Durch Vorträge, Vorlesungen, Orgelkonzerte hatte sich Schweitzer die finanzielle Grundlage schaffen können, einen Neuanfang in Lambarene zu wagen. Seine Schulden gegenüber der Pariser Missionsgesellschaft waren getilgt; seine Frau zeigte sich – wenn auch unter großem persönlichen Verzicht – verständnisvoll und hilfsbereit. Das „Abenteuer Afrika – Teil zwei“ konnte beginnen.

W IEDERBEGINN IN L AMBARENE ;
P ENDLER ZWISCHEN DEN K ONTINENTEN
    Im Februar 1924 brach Albert Schweitzer zum zweiten Mal nach Lambarene auf. Ein englischer Student, Noell Gillespie, begleitete ihn. Neubeginn war angesagt. Schweitzer fand das alte Spital weitgehend zerstört vor. Der

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