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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Arme, wie um die verräterischen Flecken zu verbergen.
    Das sind garantiert Blutflecken!
    Er wandte sich an Kate. „Wir müssen miteinander reden.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Später, okay?“
    Es war nicht okay. Er fragte mit gesenkter Stimme: „Wo ist Richard?“
    Kate sah Julianna an, dann Luke. „Tot. Er wurde vor vier Tagen ermordet. Heute war … heute habe ich ihn beerdigt.“
    Luke starrte sie schockiert an. „Mein Gott, Kate … ich weiß nicht, was ich sagen soll!“
    „Ich muss ins Bad“, sagte Julianna plötzlich, den Tränen nahe. „Könnten Sie mir bitte sagen, wo es ist?“
    „Ich zeige es Ihnen.“ An Kate gerichtet fügte er hinzu: „Ich bringe Julianna oben unter. Mach du es dir unterdessen bequem. Ich komme gleich zurück.“
    Luke führte Julianna in eines der Gästezimmer. „Das Bad ist gleich nebenan. Wenn Sie duschen möchten, nur zu. Badetücher hängen auf der Stange, und Seife und Shampoo liegen im Korb auf der Ablage. Haben Sie Sachen zum Wechseln?“Sie schüttelte den Kopf. „Das dachte ich mir. Ich gebe Ihnen ei nes von mei nen T-Shirts und eine Trai nings hose. Ich lege beides aufs Bett.“
    Er tat wie versprochen und kehrte zu Kate zurück, wobei er über die son derbare Situation nach dachte. Kate tauchte mitten in der Nacht völlig verängstigt hier auf, begleitet von einer blutbespritzten Frau, die sie offenbar nicht mochte. Richard war tot und heute begraben worden. Wenn das nicht nach Erklärungen verlangte.
    Kate saß im Wohnzimmer auf der Couch und fütterte ihre Tochter. Als er eintrat, hob sie den Blick. Luke sah, wie erledigt sie war, physisch und psychisch. Sie war blass mit tiefen Rändern unter den Augen, und wirkte, als könne ein Windhauch sie umwerfen.
    „War schwer für dich, was?“
    „Kann man wohl sagen“, bestätigte sie mit Tränen in den Augen.
    „Hungrig?“ Da sie den Kopf schüttelte, fragte er: „Wie wäre es mit einem Glas Wein?“
    „Das wäre … ja. Danke, Luke.“
    Er brachte ihr das Glas, setzte sich neben sie und sah zu, wie sie ihrer Tochter die Flasche gab. Er drängte sie nicht zu einer Erklärung, sondern beobachtete zufrieden, wie liebevoll sie mit der Kleinen umging.
    Die zwei könnten meine Familie sein. Emma könnte meine Tochter sein.
    Der Gedanke weckte die unerwartete Sehnsucht in ihm, teilzuhaben an ihrer Vertrautheit – Vater zu sein. Er wandte den Blick ab, weil diese Sehnsucht ihm Unbehagen bereitete.
    „Luke?“
    Er merkte, dass Kate ihn ansah und räusperte sich. „Ja?“
    „Danke, dass du uns nicht abgewiesen hast.“
    Julianna erschien, frisch geduscht und in den Sachen, die er ihr herausgelegt hatte. Sie aß ein Truthahnsandwich und ging zu Bett, ohne ein Wort zu sagen.
    Luke fiel auf, dass die beiden Frauen sich nie ansahen. Julianna hielt deutliche Distanz zu Emma, und Kate forderte sie nie auf, ihr bei dem Baby zu helfen.
    Sie benahmen sich wie Widersacher. Wie zwei Hunde, die denselben Knochen umkreisten. Doch wo er bei Julianna nur Vorsicht feststellte, sah er bei Kate Misstrauen und Zorn.
    Sobald Julianna das Zimmer verlassen und Kate Emma schlafen gelegt hatte, reichte Luke ihr ein zweites Glas Rotwein. „Nun“, begann er, „ich möchte wissen, was los ist.“
    Müde sank sie auf die Couch, die Hände um das Weinglas gelegt. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Alles ist so schrecklich.“
    Das dürfte noch untertrieben sein, dachte er und half ihr auf die Sprünge. „Wer ist Julianna?“
    Kate sah ihn an. „Sie ist Emmas leibliche Mutter, aber das weiß ich erst seit heute.“
    „Grundgütiger …“
    „Und das ist noch nicht mal die Hälfte.“
    „Erzähl.“
    Sie trank einen Schluck Wein, stellte das Glas auf den Couchtisch und lehnte sich zu rück. Den Kopf auf der wei chen Sofalehne, den Blick an die Decke gerichtet, begann sie ihren Bericht. „Richard war mir untreu.“
    „Das tut mir Leid.“
    „Aber es überrascht dich nicht.“
    „Nein.“ Er ahnte etwas. „War es Julianna …?“
    „Ja.“ Sie presste kurz die Handballen auf die Augen und ließdie Hände wieder in den Schoß fallen. „An dem Tag in Tulane, was du sagtest … du hattest Recht, glaube ich. Warum er …“ Ihre Stimme brach. „Warum Richard mich geheiratet hat.“
    „Kate, ich habe das damals gesagt, weil ich zornig war. Ich war gekränkt und wollte dich kränken. Ich habe das nicht so gemeint.“
    „Doch, das hast du. Und es steckte ein Körnchen Wahrheit in deinen Worten.“ Sie trank noch einen

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