Albtraum
hatte Herzklopfen, als er zum Bett ging und ihr einen Kuss gab. Dabei wurde ihm bewusst, wie viel sie ihm bedeutete, wie lange sie zusammen waren, wie sehr er sie liebte und wie nahe er daran war, alles zu verlieren.
Nein, er würde nicht zulassen, dass das geschah. Seine Fantasie ging mit ihm durch. Er half lediglich einer Freundin in Not, die allein war und Angst hatte. Er hatte nur gelogen, weil es schon so spät war und er eine Szene vermeiden wollte. Das war alles.
Richard beugte sich hinunter und küsste Kate noch einmal innig. „Ich liebe dich, Kate“, flüsterte er bewegt. „Glaube mir.“
Als er zurückweichen wollte, hielt sie ihn einen Moment lang fest und sah ihm forschend in die Augen. „Ich habe Angst, Richard.“
Er wusste, dass sie sich damit nicht auf seinen angeblichenAusflug in die Kanzlei bezog, um dort nach dem Rechten zu sehen. Sie sprach über den Fortbestand ihrer Beziehung, die sie beide immer für unangreifbar und stabil gehalten hatten.
Er küsste sie ein letztes Mal, vor allem, um sich selbst Mut zu machen. „Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest“, beteuerte er und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin schneller wieder da, als du ahnst.“
44. KAPITEL
Julianna öffnete, und Richard betrat ihr Apartment. Er schloss die Tür hinter sich und verriegelte sie. Dann drehte er sich zu Julianna um und sah ihr in die Augen. Sie waren beide erwachsen und wussten genau, was los war – warum er sofort zu ihr gekommen war, warum er seine Frau belogen und dreimal geküsst hatte, ehe er ging.
Sie sprachen kein Wort. Julianna kam in seine Arme und presste sich an ihn. Durch ihr dünnes Nachthemd spürte er jede Kontur ihres Körpers. Er schob die Hände auf ihr Gesäß und zog sie an sich, damit sie seine heftige Erregung spürte.
Tief durchatmend, rieb sie sich an seiner Erektion und umklammerte ihn zitternd.
Er zog ihr das Nachthemd aus, sie ihm seine Sachen. Nackt sanken sie zu Boden. Sie streichelte ihn mit Händen und Mund und machte Dinge mit ihm, von denen er bisher nur hatte träumen können.
Keuchend rollte er sich schließlich auf den Rücken, hob Julianna auf seine Hüften und drang in sie ein. Sie schob das Becken vor und zurück und trieb sie beide zu einem fiebrigen Höhepunkt. Als sie den Rücken durchdrückte und aufschrie, löste sich seine Spannung in einem heftigen Orgasmus.
Augenblicklich dämmerte ihm, dass er soeben Ehebruch begangen hatte. Und diesmal konnte er nichts durch Alkohol oder Kates Unaufmerksamkeit entschuldigen. Nicht mal Luke Dallas konnte er eine Schuld anlasten. Was er getan hatte, war bei klarem Verstand geschehen und in vollem Bewusstsein der Konsequenzen.
Die Konsequenzen. Er holte tief Luft.
Großer Gott, er hatte soeben sein Bilderbuchleben ruiniert.Für eine junge Frau und einen raschen hitzigen Beischlaf hatte er gerade alles weggeworfen.
Julianna rieb sich schnurrend an ihm. Er jedoch fühlte sich elend, wegen dem, was er getan hatte, und vor allem, weil er es, so wahr ihm Gott helfe, wieder tun wollte, heute, morgen und übermorgen.
Sein Körper kühlte ab. Richard schloss die Arme um Julianna. Während er noch überlegte, wie er aus seiner Misere herauskam und wieder zu dem ehrenwerten Mann wurde, der er noch vor Minuten gewesen war, wurde ihm klar, dass es kein Zurück gab. Er wünschte es sich nicht einmal.
Da er Julianna einmal gehabt hatte, konnte er sich nicht vorstellen, zukünftig auf sie zu verzichten.
TEIL VI
DER KILLER
45. KAPITEL
John stand in Juliannas winzigem Apartment und lächelte zufrieden in Vorfreude auf ihre Wiedervereinigung. Es wird gut werden, schwor er sich und konnte ein Er schauern nicht unterdrücken. Sehr gut sogar.
Es gab keine Anzeichen für ein Baby hier, weder Spielsachen noch Wiege, noch der beklemmende Geruch von Babymilch und Puder. Wie erwartet, hatte Julianna sich nach reiflicher Überlegung offenbar für eine Abtreibung entschieden.
Schließlich war sie verwöhnt. Sie war umsorgt worden und man hatte ihr jeden Wunsch erfüllt. Tag und Nacht für ein schreiendes Baby da zu sein, schmutzige Windeln und Lätzchen zu wechseln, das war nicht ihr Stil.
Dass sie Stil hatte, würde man ihr bei diesem schäbigen Apartment und den miesen Jobs, die sie in den letzten Monaten angenommen hatte, ohne hin kaum unterstellen. Allerdings erstaunte ihn inzwischen nichts mehr, von dem, was sie tat, seit sie sich seiner Obhut entzogen hatte.
Sie wäre längst wieder zu Hause bei ihm, wenn ihre
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