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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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„Was war was?“
    „Du und Nick Winters?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst. Wir haben uns nur unterhalten.“
    „Du weißt nicht, was ich meine? Du bist ja immer noch rot. Ich glaube, der Typ hat ’ne Schwäche für dich.“
    „Sei nicht albern. Er kennt mich nicht mal. Außerdem bin ich eine verheiratete Frau.“
    „Was nichts damit zu tun hat, dass er eine Schwäche für dich haben kann.“
    Kate tat Blakes Bemerkung über Nick Winters als Unfug ab. Nach einer Woche fragte sie sich jedoch, ob Blake nicht Recht hatte. Nick bat sie jeden Tag zu sich an den Tisch und verwickelte sie in eine Unterhaltung. Sie tauschten ihre Ansichten über Ehe und Elternschaft aus, diskutierten so heiße Eisen wie die Todesstrafe und Gebete vor Unterrichtsbeginn in den Schulen, und er forderte sie auf, über Emma zu reden und ihre Gefühle als Adoptivmutter mitzuteilen.
    Sie musste gestehen, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Abgesehen von seiner Attraktivität war Nick Winters hoch intelligent, sehr belesen und weltgewandt.
    Es war lange her, seit ein Mann außer Richard sie bewundert hatte. Und es war ein schönes Gefühl, bewundert zu werden, ein sehr schönes sogar.

52. KAPITEL
    Kate nahm sich das nächste Wochenende frei, um sich von den ersten beiden vollen Arbeitswochen zu erholen. Auch Emma brauchte die Ruhe und schlief fast den ganzen Samstag und Sonntag.
    Am Montagmorgen waren sie erfrischt und begierig, die neue Woche in Angriff zu nehmen. Kate trug Emma gleich in ihre Spielecke. Nach zwei Tagen Abwesenheit quiekte Emma vor Vergnügen, als sie ihre Spielsachen wieder sah.
    „Morgen!“ rief Blake hinter ihr. „Hattest du ein schönes Wochenende?“
    „Ein großartiges.“ Kate vergewisserte sich, dass Emma richtig saß, und wandte sich ihm zu. „Und wie war deines … O mein Gott, wo ist es?“ Ihr Lieblingsglasbild war weg. Es hatte Silberreiher auf den knorrigen Ästen einer jahrhundertealten Eiche gezeigt und war eigentlich zu groß für ein Fenster des Bean.
    „Verkauft. Am Samstag.“
    „Verkauft?“ wiederholte sie. Sie liebte dieses Bild und war überzeugt gewesen, es würde sich nie verkaufen – fünftausend Dollar waren ein stolzer Preis. „Wer hat es gekauft?“
    „Nick Winters.“
    Nick Winters hat fünftausend Dollar für eine meiner Arbeiten gezahlt?
    Kate starrte Blake an und mochte ihren Ohren nicht trauen. Diese Wendung behagte ihr nicht. „Bist du sicher?“
    Blake lachte. „Natürlich bin ich sicher. Ich habe den Scheck unter die Kassenschublade gelegt.“ Er ließ die Schublade aufspringen, griff darunter und überreichte ihr den Scheck.
    „Das ist ein Barscheck“, stellte sie erstaunt fest.
    „Ja, ich weiß. Ich dachte mir, die Kasse wäre der sicherste Ort dafür. Zum Glück wurden wir nicht ausgeraubt. Ich hätte ihm fast gesagt, er solle warten, bis du – wenn man vom Teufel spricht, da kommt er.“
    Kate drehte sich um. Nick Winters trat ein und sah sie an. Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Hallo, Nick.“
    „Wie ich sehe, haben Sie das Geld bekommen.“ Er kam zu ihr und Blake an den Tresen.
    „Ja.“ Sie sah kurz auf den Scheck, dann Nick ins Gesicht. „Ich bin überwältigt.“
    „Davon bin ich überzeugt.“ Er lächelte, bestellte einen doppelten Espresso und ging auf einen Tisch zu. „Setzen Sie sich zu mir.“
    Es schien Kate weniger eine Einladung als vielmehr ein Befehl zu sein. Hoffentlich bildete er sich nicht ein, mit dem Kunstwerk auch ein Stück von ihr erworben zu haben, so dass sie ihm nun womöglich etwas schuldete. Manche Menschen waren so. Wenn er zu denen gehörte, würde sie ihm ein paar Takte dazu sagen.
    „Habe ich Sie überrascht?“ fragte er, als sie saßen.
    „Das kann man wohl sagen. Ich hatte fast einen Herzanfall, als ich aufblickte und das Bild fehlte. Es war immer mein Lieblingsstück.“
    „Kein Wunder, es war das Beste von allen.“ Er süßte seinen Espresso, führte die kleine Tasse an die Lippen und trank. „Wissen Sie, in manchen Kulturen glaubt man, dass der Künstler mit jedem seiner Werke ein Stück seiner Seele aufgibt.“
    Sie verengte die Augen ein wenig. „Nein, das wusste ich nicht.“
    „Interessant, finden Sie nicht? Dann werden Zeremonien abgehalten, um das Objekt von allen negativen geistigen Rückständenzu reinigen, als könnte ein unbelebtes Objekt eine Lebenskraft enthalten.“
    Die Unterhaltung wurde ihr unbehaglich, und sie spürte, dass er es wusste. Offenbar bereitete ihre Verunsicherung ihm

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