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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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entwickeln. Ist dir eigentlich klar, wie dämlich das klingt, wenn du behauptest, es sei andersherum?«
    »Nein«, gab ich verärgert zurück. »Für mich hört sich das Gegenteil dämlich an. Und muss eigentlich zwangsläufig alles, was du sagst, wie eine Beleidigung klingen?«
    »Nur wenn es auch eine sein soll«, zischte sie, drehte sich wieder um und setzte ihren Weg nach oben fort.
    Ich seufzte schwer und blickte über die Schulter zu Sing, doch der quittierte das Ganze nur mit einem Achselzucken und rückte seine Sporttasche mit den Waffen zurecht. Wir gingen weiter.
    Treppen sollen fortschrittlicher sein als Fahrstühle? Lächerlich.
    Höhlen. Höhlen, Schatten und Käsekuchen.
    Endlich erreichten wir das obere Ende der Treppe, die sich zu einem langen Flur mit kahlen Steinwänden hin öffnete. Dieser Gang war von zahlreichen schweren Holztüren gesäumt, die in steinernen Durchgängen eingelassen waren.
    »Das ist doch schon eher das, was man erwarten sollte«, meinte ich. »Ich wette, dass wir den Sand hinter einer dieser Türen finden werden.«
    »Tja, dann sollten wir es mal mit einer probieren«, stellte Bastille fest.
    Ich nickte und ging auf die erste Tür zu. Kurz blieb ich davor stehen und lauschte, aber entweder war auf der anderen Seite alles still, oder das Holz war so dick, dass ich nichts hören konnte.
    »Kannst du rund um die Tür irgendeine Form von Dunkelheit erkennen?«, flüsterte Bastille.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann ist der Dunkle Okulator vermutlich nicht da drin«, folgerte sie leise.
    »Dahinter könnte sich alles Mögliche verbergen«, gab Sing zu bedenken.
    »Na ja, aber wir werden den Sand nie finden, wenn wir nur die Gänge auf und ab laufen«, erwiderte Bastille.
    Ich warf einen prüfenden Blick auf die anderen Türen. Keine von ihnen schien stärker zu glühen als die anderen. Bastille hatte recht – wir mussten irgendwo anfangen, und da war eine Tür genauso gut wie die andere.
    Also holte ich tief Luft und drückte gegen die Tür, vor der ich stand. Eigentlich wollte ich sie nur einen Spalt weit aufschieben, damit wir vorsichtig hineinspähen konnten, aber sie ließ sich wesentlich leichter öffnen, als ich erwartet hatte. Widerstandslos schwang sie auf und gab den Blick auf den Raum dahinter frei, wobei ich über die Schwelle stolperte.
    Der Raum war voller Dinosaurier. Voll echter, lebendiger, durcheinanderwuselnder Dinosaurier. Einer von ihnen winkte mir zu.
    Für einen Moment war ich sprachlos. Dann sagte ich: »Oh, ist das alles? Und ich hatte schon befürchtet, hier drin irgendetwas Merkwürdiges vorzufinden.«

 
KAPITEL NEUN
     
     
    Es ist wichtig, dass ihr euch an dieser Stelle zwei Dinge vergegenwärtigt:
    Erstens solltet ihr wissen, dass ich, als ich sagte: »Oh, ist das alles? Und ich hatte schon befürchtet, hier drin irgendetwas Merkwürdiges vorzufinden«, keineswegs sarkastisch war. Nein, ich meinte das ziemlich ernst. (Sogar fast so ernst wie mein Flehen um Gnade, als ich an einen Altar aus veralteten Enzyklopädien gefesselt war.)
    Seht ihr, nach allem, was ich an diesem Tag schon erlebt hatte, wurde ich langsam resistent gegen Merkwürdigkeit. Ich stand immer noch unter dem Schock, der von der Erkenntnis ausgelöst worden war, dass es auf der Erde drei neue Kontinente gab. Verglichen mit dieser Enthüllung konnte ein Raum voller Dinosaurier einfach nur verlieren.
    »Oh, hallo, alter Knabe«, rief ein kleiner grüner Peteridaktylus. »Du siehst mir aber nicht nach einem Bibliothekar aus.«
    Sprechende Steine hätten mich vielleicht zu einer Reaktion verleiten können. Ein sprechendes Stück Käse ganz sicher. Sprechende Dinosaurier … pah.
    Und als Zweites solltet ihr euch klar erinnern: Ich hatte euch gewarnt, was die sprechenden Dinosaurier angeht (lest hierzu doch bitte noch einmal weiter vorn). Also beklagt euch nicht.
    Ich ging ein paar Schritte in den Raum hinein. Es handelte sich um eine Art Lagerraum, und er war mit verbeulten Käfigen zugestellt. In vielen dieser Käfigen saßen … na ja, eben Dinosaurier. Oder zumindest sahen sie für mich wie Dinosaurier aus.
    Natürlich waren sie ganz anders als die Dinosaurier, die wir in der Schule behandelt hatten. Zunächst einmal waren sie nicht besonders groß. (Der größte, ein orangefarbener Tyrannosaurus Rex, maß vielleicht einen Meter siebzig. Der kleinste konnte nicht größer sein als knapp ein Meter.) Ihre Westen und Hosen und die Tatsache, dass sie mit einem starken britischen Akzent

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