Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
mobilisiert. Und wir haben wirklich keine Zeit, darüber zu diskutieren.«
Alle verstummten. Bastille hat ein Talent, Gespräche abzuwürgen– und im Grunde auch alles andere.
»Sie meint damit«, sagte ich und warf einen wütenden Blick in ihre Richtung, »dass wir hergekommen sind, um Mokia zu helfen, und dass wir hoffen, dass bald Verstärkung eintreffen wird. Aber im Moment sind wir die einzige Unterstützung.«
Die Mokianer wirkten geknickt.
»Es tut mir leid, dass wir Sie nicht schneller hereingelassen haben, Lord Smedry«, sagte eine der Wachen. »Es sah so aus, als wäre die junge Lady Aydee Ihre Gefangene. Wir wussten nicht, was da vor sich ging.«
Ach so, ja, dachte ich. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, sie vorauszuschicken, weil sie aus der Stadt ist. Aber ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich an alles denke. Ihr wisst doch, wie dumm ich bin.
Oder habt ihr das etwa vergessen? Muss ich erst Wörter falsch schreiben, um es euch zu beweisen?
Ein Stück vor uns öffnete sich ein Tor in der Holzmauer, und heraus kam ein Trupp Mokianer mit brennenden Speeren, die die Nacht erhellten. Die Männer um uns herum traten zurück, um den Trupp durchzulassen, und hatten offensichtlich großen Respekt vor dessen Anführer. Er war groß und hatte lange schwarze Haare, die mit einer Perlenschnur zu einem Pferdeschwarz zurückgebunden waren. Sein Gesicht war mit schwarzen Linien bemalt. Er hatte eine breite, muskulöse Brust und trug– wie die meisten anderen Mokianer– nur einen rot-blauen Pareo um die Hüften. Irgendwie kam er mir bekannt vor.
»Es ist also wahr«, sagte er. Er blieb vor uns stehen und hielt seinen brennenden Speer zur Seite. »Willkommen in unserer vom Untergang bedrohten Stadt, Lord Alcatraz Smedry. Sie haben sich eine interessante Zeit für Ihren Besuch ausgesucht. Lady Bastille, Ihre Schwester wird sich freuen, Sie zu sehen, auch wenn ich bezweifle, dass die Umstände ihr gefallen. Lord Kazan, Sie sind in Tuki Tuki immer willkommen.«
»Kenne ich Sie?«, fragte Kaz und kniff die Augen zusammen.
»Ich bin General der Stadtwache von Tuki Tuki«, erwiderte der Mann. Er hatte eine tiefe, gebieterische Stimme. »Ich habe Sie schon oft gesehen, doch ich war zu unbedeutend, um Ihnen aufzufallen. Wahrscheinlich haben Sie mein Gesicht schon gesehen, aber wir wurden einander nie vorgestellt.«
Er blickte zu Aydee hinüber und nickte ihr zu. »Deine mutige Mission macht dir Ehre, Kind. Wir stehen bereits mit der Botschaft in Nalhalla in Verbindung.«
Aydee errötete. »Danke, Ma…äh… General Mallo.«
»Wir haben allerdings nicht mit deiner Rückkehr gerechnet«, fuhr er fort. »Du hättest in Nalhalla bleiben sollen, wo es sicher ist.«
Aydee wurde noch röter. »Aber mein Cousin brauchte eine Pilotin! Er musste doch irgendwie nach Mokia kommen!«
»Ja«, sagte Mallo tonlos. »Die Botschaft hat mich über seinen hastigen Aufbruch informiert. Eine Urlaubsreise nach Tuki Tuki, um unsere Schlammbäder zu besuchen, ist in der momentanen Situation wirklich aberwitzig, selbst für einen Smedry.«
Jetzt war ich es, der rot wurde. »General«, sagte ich. »Unser Besuch hat andere Gründe. Ich muss so bald wie möglich mit der Königin sprechen– und danach muss ich kurz Ihr Kommunikationsglas benutzen. Vielleicht gelingt es mir, Hilfe für Ihre belagerte Stadt zu holen.«
Die in der Nähe stehenden Krieger horchten auf und der General sah mich prüfend an. »Sehr wohl, Mylord. Die Smedrys sind seit Langem mit der mokianischen Königsfamilie befreundet oder sogar verwandt. Sie sind hier immer willkommen.« Er rief ein paar Krieger zu sich, dann führte er uns zum Stadttor.
»Eigentlich sollte ich Ihnen jetzt wohl einen Vortrag über die Reize von Tuki Tuki halten, Lord Smedry«, sagte General Mallo, als wir die Stadt betraten. »Aber das ist nicht die Zeit für unbeschwerte Ferien. Lassen Sie mich deshalb nur sagen: Willkommen in der Stadt der Blumen!« Er hob eine Hand, als ich durch das Tor trat.
Die Hauptstraße, auf der wir uns befanden, führte einen sanft ansteigenden Hang hinauf, bis zum Palast auf der Kuppe des Hügels. Ich ließ den Blick umherschweifen. Buchstäblich überall wuchsen Blumen. Die hüttenartigen Häuser waren mit Kletterpflanzen überwachsen, die bunte, hibiskusähnliche Blüten trieben und sich um das Schilfrohr rankten, aus dem die Wände bestanden. Exotische Blumenbeete, aus denen Paradiesvogelblüten emporragten, säumten die Straße. Hinter den Hütten
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