Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
ich, völlig perplex.
»Natürlich. Du bist ein Smedry. Du bist mit drei Vierteln der Könige und Königinnen da draußen verwandt.«
»Aber nicht mit dir, oder?«
»Was? Nein. Oder falls doch, dann um sehr viele Ecken. Möglicherweise sind wir umgekehrte Übercousins vierzehnten Grades oder so was.«
Ich sah sie an und fragte mich, was zum Teufel ein »umgekehrter Übercousin« war. Das klang nach irgendeinem Drink, den ein Junge meines Alters sich noch nicht bestellen durfte.
Jedenfalls sind Bastille und ich nicht miteinander verwandt, zumindest nicht direkt. Das sollte betont werden.
»Okay«, sagte ich. »Aber ich habe keine Ahnung, wie man einen Krieg führt.«
»Zum Glück weiß ich das. Kampfmoral und militärische Logistik waren Teil der Ausbildung, die ich als Prinzessin erhalten habe. Und während meiner Ausbildung zum Crystin-Ritter habe ich alles über Taktiken der Kriegführung gelernt.«
»Großartig! Dann kannst du doch das Kommando übernehmen!«
Ihre Augen weiteten sich und ihr Gesicht wurde ein bisschen blass, als sie den Kopf schüttelte. »Red kein dummes Zeug.«
»Äh, warum denn nicht?«
Wenn ich es mir recht überlege, war diese Antwort ziemlich dumm, aber irgendwie auch passend, wenn ihr darüber nachdenkt. Schließlich versuchte ich gerade, über gar nichts mehr nachzudenken. La la la…
Bastille verzog das Gesicht. »Ist das nicht offensichtlich? Ich bin nicht das, was dieses Volk braucht. Ich bin nicht inspirierend. Du schon. Du bist ein König. Ich bin nur ein General. Meine Stärken liegen woanders. Und die Mokianer… sieh sie dir an.« Sie deutete mit dem Kopf zu den Kriegern, die auf der Mauer standen. Sie trugen zwar Kriegsbemalung und Speere, aber nur wenige waren von kräftiger Statur.
»Mokia ist ein Königreich von Gelehrten und Handwerkern, Alcatraz«, sagte Bastille leise. »Was meinst du, warum die Bibliothekare hier zuerst angegriffen haben? Diese Stadt wird nun schon seit Monaten belagert und das Land befindet sich seit Jahren im Krieg. Viele der ausgebildeten Krieger wurden bereits ins Koma versetzt oder getötet. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was der Verlust des Königs und der Königin für die Mokianer bedeutet? Sie sind zermürbt, verwundet und verzweifelt.«
Sie hob einen Zeigefinger und tippte mir wieder auf die Brust. »Sie brauchen jemanden, der sie anführt. Eine außergewöhnliche charismatische Persönlichkeit. Jemanden, der sie dazu ermutigt, noch ein Weilchen weiterzukämpfen, bis dein Großvater mit Verstärkung eintrifft.«
»Und, äh, dieser Jemand bin ich?«
»Ja«, sagte sie, fast widerwillig. »Ich habe dir schon vor ein paar Monaten gesagt, dass ich an dich glaube. Und das tue ich wirklich. Ich glaube an den Alcatraz, der du sein kannst, wenn du selbstsicher bist. Nicht arrogant, sondern selbstsicher. Wenn du beschließt, etwas zu tun, wenn du wirklich entschlossen bist, dann gelingt dir Erstaunliches. Ich wünschte, du könntest etwas öfter dieser Alcatraz sein.«
Ich kratzte mich am Kopf. »Ich fürchte, dieser Alcatraz ist eine Lüge, Bastille. Ich bin nicht selbstsicher. Ich habe einfach nur manchmal Glück.«
»Du hast oft Glück. Besonders dann, wenn wir es wirklich brauchen. Du hast deinen Vater befreit. Du hast den Sand von Rashid wiederbeschafft. Du hast die Könige gerettet.«
Ich verzog das Gesicht. »Dass den Königen nichts passiert ist, war größtenteils dein Verdienst, Bastille.«
»Die Idee, die uns zur Flucht verholfen hat, stammte von dir«, gab sie zu bedenken. »Und du hast Archedis entdeckt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Anscheinend arbeitet mein Gehirn besser, wenn ich in eine verzweifelte Lage gerate. Aber ich weiß nicht, ob das etwas ist, auf das man stolz sein kann.«
»Nun, wir werden es jedenfalls nutzen«, sagte Bastille entschlossen. »Ich werde die Truppen organisieren. Du musst selbstsicher sein und den Mokianern das Gefühl geben, dass sie wieder einen Anführer haben. Gemeinsam werden wir diese Stadt halten, bis der alte Smedry eintrifft.«
»Du weißt, dass er sich wahrscheinlich verspäten wird.«
»Oh, das wird er mit Sicherheit«, stimmte Bastille zu. »Die Frage ist nicht, ob er sich verspätet, sondern wie sehr er sich verspätet.«
Ich nickte grimmig.
»Also, bist du bereit, König zu sein?«, fragte sie.
Ich zögerte nur kurz. »Ja.«
»Gut«, sagte sie und wirbelte herum, weil aus der Stadtmitte Schreie ertönten. »Ich fürchte nämlich, dass gerade ein weiterer
Weitere Kostenlose Bücher