Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
zu glauben. So können wir sie besiegen. Selbst wenn sie Tuki Tuki einnehmen, selbst wenn Mokia fällt, selbst wenn sie alle Freien Königreiche erobern, werden sie niemals gewinnen, solange wir uns weigern, uns von ihnen etwas vormachen zu lassen. Gebt nicht auf, dann werdet ihr nicht verlieren. Das verspreche ich euch.«
Die Mokianer um mich herum begannen zu nicken. Einige lächelten sogar und packten ihre Speere fester.
»Aber was sollen wir tun?«, fragte eine Kriegerin. »Wie können wir überleben?«
»Mein Großvater ist auf dem Weg hierher«, antwortete ich. »Wir müssen nur noch ein bisschen länger durchhalten. Ich werde mit meinen Beratern sprechen…« Ich zögerte. »Äh, ich habe doch Berater, oder?«
»Ja, wir sind hier, Majestät«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich blickte mich um. Da standen drei Mokianer, die elegantere Pareos und kleine farbenprächtige Kappen trugen. Ich erinnerte mich vage, dass sie sich mir angeschlossen hatten, als ich auf den Tumult zugerannt war.
»Großartig«, sagte ich. »Ich werde mit meinen Beratern reden. Uns wird schon etwas einfallen. Und ihr, meine tapferen Krieger, müsst Hoffnung bewahren. Gebt nicht auf. Lasst die Bibliothekare nicht eure Herzen gewinnen, selbst wenn es so aussieht, als würden sie diese Schlacht gewinnen.«
Wenn ich diese Rede heute durchlese, kommt sie mir unglaublich dummizissimo vor. Das Königreich der Mokianer drohte zu fallen, ihr König und ihre Königin lagen im Koma, und was erzählte ich ihnen? »Ihr müsst nur an euch glauben!« Das klingt wie der Titel einer abgedroschenen Rockballade aus den Achtzigerjahren.
Viele Leute glauben die ganze Zeit an sich und scheitern trotzdem. Wenn man etwas wirklich will, ändert das noch nichts, sonst wäre ich längst ein Eis am Stil. (Lest den ersten Band.)
Doch in diesem Fall war mein Rat trotzdem richtig. Die Bibliothekare haben es immer vorgezogen, heimlich zu herrschen. Biblioden selbst lehrte, dass man jemanden am besten versklaven konnte, wenn man es ihm bequem machte. Mokia konnte nicht fallen, zumindest nicht völlig, solange die Mokianer sich nicht in Mundtote verwandeln ließen.
Klingt unmöglich, nicht? Wer würde sich schon in einen Mundtoten verwandeln lassen? Nun, ihr habt nicht gesehen, wie müde die Mokianer waren, wie sehr der lange Krieg ihnen zugesetzt hatte. In jenem Augenblick kam mir der Gedanke, dass die Bibliothekare vielleicht schon vor Monaten hätten gewinnen können. Aber sie hatten weitergekämpft, weil sie wussten, dass sie die Mokianer nicht nur besiegen, sondern fertigmachen mussten. So wie ihr vielleicht ein Videospiel mit eurem kleinen Bruder weiterspielt, obwohl ihr wisst, dass ihr jederzeit gewinnen könnt, weil ihr den größten, beeindruckendsten und vernichtendsten Combo-Move aller Zeiten plant.
Doch das war kein Spiel. Die Bibliothekare brachen den Mokianern das Herz und das machte mich wütend.
Die Krieger eilten davon, um zu ihren anderen Pflichten zurückzukehren. Ich musterte die gefangen genommenen Bibliothekarssoldaten. Hatten sie sich zu bereitwillig ergeben? Die Mokianer wirkten gar nicht so schrecklich bedrohlich. Vielleicht hatte Bastille sie überrascht. Es war ein Unterschied, ob man gegen eine Schar mokianischer Krieger kämpfte, die seit Tagen nicht geschlafen hatten, oder gegen einen voll ausgebildeten Crystin-Ritter.
Ich drehte mich zu meinen Beratern um. Es waren drei– zwei Männer und eine Frau. Der Erste war ein großer, hagerer Mann mit einem langen Hals und spindeldürren Armen. Seine Gestalt erinnerte mich irgendwie an eine Sprudelflasche. Die Frau neben ihm war kleiner und wirkte kompakt, mit ihren seitlich angelegten Armen, dem gebeugten Rücken und dem runden Kinn, das sich auf einer Ebene mit den Schultern befand. Sie erinnerte mich eher an eine Sprudeldose. Der zweite Mann war groß, breit und dick. Sein Kopf war ziemlich klein im Verhältnis zu seinem kräftigen Körper. Er erinnerte mich an eine dicke Zweilitersprudelflasche.
»Jemand soll mir etwas zu trinken holen«, bellte ich meiner Ehrengarde zu, dann ging ich zu dem Sprudel-Trio. »Sie sind meine Berater?«
»Jawohl«, sagte die Sprudeldosenfrau. »Ich bin Mink, der kräftige Kerl zu meiner Rechten ist Dink, und der Mann zu meiner Linken ist Wink.«
»Mink, Dink und Wink«, sagte ich lau. (Wie Sprudel, der zu lange draußen herumstand.)
»Wir sind nicht miteinander verwandt«, fügte Dink hinzu.
»Danke, dass Sie das geklärt haben«, sagte ich. »Also
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