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Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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der Eingang eines Erdhörnchenbaus, nur dass es größer war. Es befand sich in einer großen grünen Wiese neben einem Gebäude, bei dem es sich, wie ich später erfahren sollte, um die Königliche Universität von Mokia handelte. Drumherum lagen mehrere leblose Körper. Mir drehte sich der Magen um, als ich sah, dass etliche der Opfer Mokianer waren. Wenigstens waren sie nicht tot. Aber natürlich war es in vielerlei Hinsicht sogar schlimmer, im Koma zu liegen.
    Vielleicht seid ihr erstaunt, wie »zivilisiert« ein Krieg in den Freien Königreichen ist. Doch bedenkt, dass die Bibliothekare einen guten Grund für ihr Vorgehen hatten. Wenn es ihnen gelang, Tuki Tuki einzunehmen, würden sie an das Gegenmittel gegen die Schlafkrankheit kommen, sodass sie fast ihre ganze Armee wieder aufwecken und weiterkämpfen lassen konnten. Ihre Truppen könnten sogar noch weiter vordringen und weitere Freie Königreiche erobern. Es war für die Bibliothekare also von Vorteil, wenn Koma-Schusswaffen und Betäubungsspeere eingesetzt wurden.
    Seltsamerweise sah es so aus, als hätte sich der letzte Trupp von Eindringlingen bereits ergeben, kurz nachdem er aus dem Loch geklettert war. Warum hatten diese Bibliothekarssoldaten nicht länger gekämpft? Sie standen mit erhobenen Händen da, umzingelt von abgerissenen mokianischen Kriegern. Bastille stand mit verschränkten Armen in der Nähe und beobachtete das Geschehen. Sie sah unzufrieden aus. Wahrscheinlich weil sie keine Chance erhalten hatte, jemanden zu erstechen.
    Die Mokianer hätten froh sein sollen, dass sie das Scharmützel so schnell gewonnen hatten. Aber die meisten sahen einfach nur erschöpft aus. Das Feld wurde von Fackeln auf langen Stöcken erleuchtet, die in den Boden gerammt worden waren. Und die ganze Zeit donnerten Felsbrocken auf die Kuppel, die die Stadt schützte. Bei jedem Treffer schien sie mehr Sprünge zu bekommen.
    »Wir können die Stadt nicht halten!«, sagte einer der mokianischen Krieger. »Seht ihr, die Eindringlinge wissen genau, dass sie sich einfach ergeben können, wenn sie auf zu großen Widerstand stoßen. Die Bibliothekare sind so viele, dass sie es sich leisten können, einen ganzen Stoßtrupp zu verlieren, nur um ein paar von uns auszuschalten.«
    »Das ist wahrscheinlich ein Ablenkungsmanöver«, mutmaßte ein anderer Mokianer. »Sie graben noch an anderen Stellen Tunnel.«
    »Sie werden uns überrennen.«
    »Wir haben verloren.«
    »Wir…«
    »Ruhe!«, bellte Bastille und fuchtelte mit den Armen. Alle wandten sich ihr zu. »Schluss mit dem dummen Geschwätz!« Sie verschränkte die Arme, als wäre das alles, was sie zu sagen beabsichtigte. Und wie ich sie kannte, war dem wohl auch so.
    Ich trat vor. »Wir haben noch nicht verloren«, sagte ich. »Wir können gewinnen. Wir müssen nur noch ein bisschen länger durchhalten.«
    »Das schaffen wir nicht!«, sagte ein Krieger. »Wir sind nur noch ein paar Tausend. Wir haben nicht genug Leute für Straßenpatrouillen, die nach weiteren Eindringlingen Ausschau halten. Die meisten von uns haben seit drei Tagen nicht mehr geschlafen.«
    »Und deshalb wollt ihr einfach aufgeben?«, fragte ich mit eindringlicher Stimme und sah sie an. »So gewinnen die Bibliothekare. Indem sie uns dazu bringen, aufzugeben. Ich habe in einem von ihnen beherrschten Land gelebt. Sie siegen nicht durch Eroberungen, sondern indem sie Leute so weit bringen, dass sie gleichgültig werden und nicht mehr nachdenken. Sie zermürben euch, dann trichtern sie euch Lügen ein, bis ihr sie nachplappert, und sei es nur, weil es zu anstrengend ist, weiterzustreiten.«
    Ich ließ den Blick über die mit Pareos bekleideten Männer und Frauen schweifen, die mit brennenden Speeren in den Händen dastanden. Sie schienen sich zu schämen. Auf dem Feld war es unheimlich still. Selbst die gefangen genommenen Bibliothekarssoldaten schwiegen.
    »So gewinnen die Bibliothekare«, wiederholte ich. »Indem sie euch dazu bringen, jeden Widerstand aufzugeben. Sie beherrschen die Länder des Schweigens nicht, indem sie die Leute unterdrücken, einsperren oder erschießen. Sie beherrschen sie, indem sie sie systematisch belügen und mit allen möglichen Annehmlichkeiten ruhig halten. Es ist leicht, das Normale zu akzeptieren und nicht mehr über schwierige Fragen oder seltsame Umstände nachzudenken. Das Leben kann so viel einfacher sein, wenn man aufhört zu träumen.
    Aber die Bibliothekare können nicht gewinnen, solange wir uns weigern, ihre Lügen

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