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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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»Ich weiß es nicht. Wir waren wie Brüder. Weshalb sollte ich ihm etwas antun? Andererseits ist es auch mir ein Rätsel, warum ich verletzt neben ihm in einer Gasse lag.«
    »Ein Überfall.«
    »Uns fehlte weder Geld noch Schmuck.«
    Carissima berührte Icherios Kinn sanft und zwang ihn in ihre Augen zu blicken. »Wer auch immer Vallentin tötete, du warst es nicht.«
    Icherios versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber sie hielt ihn beharrlich fest. »Ich habe zahlreiche Menschen getötet, ebenso mein Bruder und alle anderen Bewohner der Festung. Ich rieche Gewalt. Ich weiß, dass du bisher niemanden ein Leid zugefügt hast.«
    Hoffnung spiegelte sich in Icherios Gesicht wider.
    »Glaub mir.«
    Icherios schlug die Augen nieder. Carissima ließ ihn los. Der junge Gelehrte sank ins Bett und starrte an die Decke. »Ich kann nur hoffen, dass du recht hast.«
    Carissima stand langsam auf. Sie wusste, dass sie heute nicht mehr gebraucht wurde. Mit einem letzten Blick über die Schulter verließ sie den Raum. Icherios war der interessanteste Mensch, der ihr seit Langem begegnet war. Sie war sich nicht sicher, was sie von ihm wollte. Freundschaft, Vergnügen oder doch mehr? Leise zog sie die Tür ins Schloss.

36
    Brüderlein, komm, tanz mit mir!
    G
    L ynnart betrachtete Evas schlanken, geraden Rücken, während sie das Geschirr abwusch. Trotz aller Enttäuschung über ihr mangelndes Vertrauen und den damit verbundenen Betrug liebte er sie noch immer. Er wusste, dass es an der Zeit war, ihr zu vergeben. Er würde es nicht mehr länger ertragen, ihr leises Weinen in der Nacht zu hören. Sie hatte ihm so viel Gutes geschenkt. Nicht nur die kleine Kassandra, sondern auch ihre Liebe und sein erstes richtiges Zuhause. Er nahm seinen Mut zusammen und stand vom Tisch auf. Die Lampen verliehen dem Raum ein warmes Licht, das Evas Haare wie ein Gespinst aus flüssigem Gold erscheinen ließ. Lynnart umschlang ihren Körper von hinten. Sie verkrampfte sich zuerst, doch dann ließ sie ihre Hände in das Spülwasser sinken und lehnte sich an ihn. Zart küsste er ihren Nacken. »Verzeih mir.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Du nimmst mich also zurück?«
    Lynnart drückte sie an sich. »Ich habe dich nie verstoßen. Wie könnte ich? Du bist mein Leben.« Sanft hob er ihr Kinn an und gab ihr einen liebevollen Kuss.
    Eva schluchzte auf und barg ihren Kopf in seinen Armen. »Ich hatte solche Angst, dass du mir nie vergeben könntest.«
    Unbeholfen strich Lynnart ihr über die Haare. Evas Tränen gaben ihm ein Gefühl von Hilflosigkeit. Er fühlte sich schuldig. Wie hatte er nur so stur sein können? Anstatt sie zu trösten, hatte er ihr noch mehr Kummer bereitet. Es wäre seine Aufgabe gewesen, ihr beizustehen nach dem Leid, das der verfluchte Pfarrer ihr angetan hatte. Er drückte sie noch fester an sich. Dann führte er sie von der Spüle weg, hob sie hoch und trug sie zum Bett. Dort ließ er sich zusammen mit ihr fallen und umschlang sie mit seinen Armen. Er hatte ihren warmen Duft nach Holz und frischen Kräutern vermisst. Lynnart dankte Gott, dass Kassandra ein ruhiges Baby war und ihnen diese Minuten der Zweisamkeit gönnte.
    Während sie in wiedergewonnener Vertrautheit aneinandergekuschelt dalagen, bemerkte Lynnart nicht, wie ein bleiches Gesicht sich von außen gegen das Fenster presste. Lautlos öffnete sich die Tür, und ein Mann schlich herein. Nachdem er sich einen schnellen Überblick verschafft hatte, huschte er zu Kassandras Wiege. Vorsichtig hob er das Baby an, strich ihm sanft über die Wange. Das Mädchen gab leise glucksende Laute von sich und streckte die Finger erfreut aus. Sie hatte schon oft mit diesem Mann gespielt. Dann ging er mit dem Baby im Arm ins Schlafzimmer hinüber.
    »Ich möchte, dass wir alle ganz ruhig bleiben.«
    Lynnart schreckte von der Stimme in seinem Rücken hoch. Dann sah er Kassandra und das Messer an ihrer kleinen Kehle. Sofort begriff er, wen er vor sich hatte, obwohl er den Mörder niemals in dieser Gestalt vermutet hätte. »Du?«
    »Ja, Bruderherz.«
    »Du bist nicht mein Bruder.«
    »Doch, Halbbruder, auch wenn du mich immer verleugnet hast.«
    »Das kann nicht sein.«
    Eva war inzwischen aufgewacht und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf ihr Baby. Sie wagte es nicht, einen Finger zu rühren, während die Männer stritten.
    »Ich möchte, dass ihr ins Wohnzimmer hinübergeht. Ganz langsam. Macht keinen Fehler. Das Messer ist lang genug, um

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