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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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Amtsmann von Dornfelde. Sie wissen nicht, wie froh ich bin Sie zu sehen. Was hier vorgeht, ist nicht normal.«
    Sohon legte eine Hand auf Kolchins Schulter. Der Flurhüter erblasste, doch die Stimme des Fürsten klang erstaunlich sanft, als er ihn ermahnte. »Lynnart, was können Sie uns über den Mord berichten?«
    Der Amtsmann schaute mit schreckgeweiteten Augen zu dem Vampir auf. Er war der kleinste Mann in diesem Kreis.
    »Herrin Sgund wurde hier gefunden.« Kolchin zitterte. »Sie war wie die anderen Opfer nackt und gefesselt. Der Mörder hat sie an den Armen am Baum aufgehängt, die Füße frei über dem Boden hängend. Sie verblutete durch Schnitte in der Oberschenkelinnenseite. Ein Pflock im Herz sorgte dafür, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Zum Schluss trennte der Mörder ihren Kopf ab. Wir fanden ihn am Fuß der Weide.«
    Icherios ging bedächtigen Schrittes um den Baum herum. Die Stricke waren grob und kräftig. An manchen Stellen hatte getrocknetes Blut sie schwarz gefärbt. Es gab zu viele Fußspuren, um einen Hinweis zu finden.
    »Wurde das Haus durchsucht? Auf dem Boden ist zu wenig Blut. Eventuell wurde sie woanders umgebracht.«
    Kolchin schüttelte den Kopf. »Das Haus ist unversehrt. Der Mörder muss sie herausgelockt haben. Auch bei den anderen Toten fanden wir kaum Blut. Wir vermuten, dass der Täter das Blut sammelt.«
    »Wie ein Vampir?«
    »Vampire trinken kein erkaltetes Blut.« Kolchin warf einen hastigen Blick zu Sohon, doch dieser starrte ungerührt in die Nacht.
    »Und wenn es weder Mensch, Vampir noch Werwolf war?«, warf Pfarrer Bernsten ein. »Vielleicht ist der Blutdämon erwacht?«
    »Verschwendet unsere Zeit nicht mit Ammenmärchen, Pfaffe!«, schnaubte Rabensang verächtlich.
    »Dann verschwinde zu deinen räudigen Kötern. Ich bin sicher, der Inspektor legt Wert darauf, dass ihm keine Information vorenthalten wird.«
    Icherios fühlte sich wie zwischen zwei Wagen gespannt, die in verschiedene Richtungen zogen. Entschuldigend lächelte er Rabensang an. »In manch einer Legende steckt ein Funken Wahrheit. Das ist mir heute bewusster denn je.«
    Bernsten warf Rabensang einen arroganten Blick zu. »Die Geschichte besagt, dass das Schloss einst von einem mächtigen Fürsten beherrscht wurde. Kein Reichtum konnte seine Machtgier stillen. So wandte er sich der Alchemie zu und erschuf tödliche Wesen, deren Existenz ein Verbrechen an der Natur darstellte.« Er legte eine dramatische Pause ein. »Über den weiteren Verlauf ist nicht viel bekannt. Eine Gruppe von Kriegern und Alchemisten gelang es, ihn zu besiegen. Doch in seinem Wahn hatte der Fürst bereits alles Menschliche abgelegt. Die Alchemisten sprachen einen Zauber, der ihn hinab in die Gewölbe der Festung zwang. Er soll dort ruhen, bis seine Untertanen Beistand brauchen. Dann wird der Blutdämon erwachen, um Wiedergutmachung an seinen Opfern zu leisten.«
    »In meinem Schloss wandelt kein Geist umher. Die Kellergewölbe dienen als Lager, und noch nie hat jemand einen Dämon beobachtet.« Sohons Augen wirkten, als versprühten sie dunkles Feuer.
    »Ihr müsst tiefer graben. Euer Schloss steht auf den Ruinen einer alten Burg. Verborgen in der Erde liegen die vergessenen Räume. Wenn nicht eine Horde Vampire und Werwölfe eine Bedrohung für die Menschen darstellt, was dann?«
    »Vielleicht seid Ihr der Mörder. Aus Eurem Hass auf uns habt Ihr nie ein Geheimnis gemacht.« Rabensang bebte vor Zorn. »Warum sollte der Blutdämon ausgerechnet jetzt erwachen, obwohl wir seit Jahrhunderten über die Länder herrschen. Es muss ein Mensch sein. Kein Werwolf würde einen Artgenossen auf derart schändliche Weise töten.«
    »Meine Herren, beruhigen Sie sich.« Der Bürgermeister trat zwischen die streitenden Männer. »Lasst den Inspektor seine Arbeit machen. Wenn er sein Geld wert ist, wird er den Mörder fangen.«
    »Ich werde mich bemühen. Allerdings hätte ich eine Bitte. Sollte es ein weiteres Verbrechen geben, möchte ich der Erste am Tatort sein. Niemand soll die Leiche vor mir berühren.«
    Sohons und Rabensangs Mienen verdunkelten sich bei der Erwähnung zukünftiger Opfer.
    Nachdem Icherios den Garten abgegangen war, bat er darum, die Leiche untersuchen zu dürfen. Das Haus würde er morgen bei Tageslicht besichtigen. Der Pfarrer verabschiedete sich ungehalten. Ihm genügte es wohl, den Leichnam zu sehen, wenn er ihm den endgültigen Frieden schenkte. Auch Rabensang verließ sie. Er brummte, dass er sich abreagieren

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