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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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müsse und sie sich auf dem Schloss treffen würden. Dann verschwand er mit schnellen Schritten in einer Seitenstraße. Icherios lächelte Kolchin dankbar an, als sie gemeinsam mit dem Fürsten und Arken losgingen. Bald ließen sie die Stadtmauern hinter sich, an die sich eine weitere, niedrigere Steinmauer anschloss, die den Aufgang zur Festung schützte. Ein Worg trabte mit blau leuchtenden Augen aus der Dunkelheit auf sie zu, hob die Nase witternd in die Luft, um dann den fahl leuchtenden Mond anzuheulen. Sein Ruf wurde aus allen Richtungen von weiteren dieser Wolfskreaturen beantwortet. Icherios bewunderte den steilen Hang, an dessen Ende die Feste thronte. Zwei Wege führten zu ihr. Der eine war breit genug, um mühelos zwei Karren aneinander passieren zu lassen und mit grauen Platten gepflastert. Er wand sich in ausladenden Kurven hinauf. Der andere bestand aus einer Treppe, die den Berg schnurgerade emporführte. Beim Anblick des blanken Steines, der gefährlich im Mondlicht glitzerte, zitterten Icherios Knie. Er war nie der Kräftigste gewesen, und nun sollte er eine mehrere hundert Meter lange Treppe erklimmen? Zudem fühlte er sich in Sohons und Arkens Gegenwart nicht wohl. Der Bürgermeister machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen ihn und klagte ein weiteres Mal über die hohen Kosten, die ihm durch Icherios entstanden. Lautstark verlangte er nach neuen Erkenntnissen und reagierte ungehalten, als ihm Icherios eine Antwort verweigerte. Sohon schritt stumm, in Gedanken versunken neben ihm. Im Gegensatz zu den anderen Männern verursachte er kein Geräusch beim Laufen und glitt wie ein bedrohlicher Schatten durch die Nacht. Die Burg erinnerte Icherios schmerzlich an seine Heimat. Auch wenn mehrere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte die Schlösser trennten, glichen sie sich im Baustil. Schlichte, klare Linien, durchbrochen von filigranen Türmen ohne dabei verspielt zu wirken. Doch während das Karlsruher Schloss hell erstrahlte, schien die Feste von Dornfelde wie sein dunkler Zwilling, der das sanfte Mondlicht gierig verschlang.
    Nachdem sie die Schlossmauern passiert hatten, führte Sohon sie zu einem kleinen Gebäude, das sich an die Steilwand duckte. Es gab nur wenige, vergitterte Fenster. Die Tür war aus schwerem Eichenholz gezimmert und mit schwarzem Eisen beschlagen. Wollte man die Toten am Entkommen hindern? Die Tür öffnete sich mit einem lauten Knarren. Zögerlich trat Icherios in den dahinterliegenden Raum. Er war vollkommen ohne Zierde. Selbst das übliche Kreuz fehlte an der Wand. Mehrere Tische waren ohne einer bestimmten Anordnung zu folgen in der niedrigen Halle verteilt worden. In der Mitte war die Leiche aufgebahrt. Mit zitternden Händen entfernte Icherios das Tuch, das den toten, geschundenen Körper bedeckte. Während der Bürgermeister blass wurde und Sohon zusammenzuckte, vergaß Icherios alles um ihn herum. Der Anblick einer Leiche gab ihm Sicherheit und lenkte ihn auf vertrautes Gebiet. Sie wusste so viel zu erzählen.
    »Wie kann man so etwas einem anderen Wesen antun?«, murmelte der Bürgermeister.
    Merelle Sgund war eine schöne Frau gewesen, wenn auch auf den ersten Blick eher unscheinbar. Sie war zierlich mit Rundungen an den richtigen Stellen. Ihr herzförmiges Gesicht umspielten braune Locken, die jetzt blutig an ihrem Kopf klebten.
    »Im Grunde recht einfach«, antwortete Icherios in seine Untersuchungen vertieft. »Sehen Sie die gezackten, groben Wundränder? Sie sagen mir, dass der Kopf mit einem kleinen Messer nach dem Tod abgetrennt wurde.« Icherios hob den Schädel an den Haaren hoch.
    In diesem Moment betrat Rabensang den Raum. Als er Icherios sah, blieb er stehen. »Auch eine Tote hat Respekt verdient.«
    »Indem ich ihren Mörder finde, erweise ich ihr allen nötigen Respekt«, entgegnete Icherios in Gedanken versunken. »Die Schnitte verlaufen schräg. Der Mörder hat sich nicht die Mühe gemacht, die Leiche abzuhängen.« Icherios schnupperte an ihrem Mund. Neben vertrauten Gerüchen haftete ihr ein ungewohnter Duft an. »Sie hat vor ihrem Tod Wein getrunken. Vermutlich war darin ein Gift, um sie zu betäuben, eventuell sogar ein Blutverdünner. Er hat wirklich an alles gedacht.«
    »Das klingt, als bewunderten Sie ihn!« Die Stimme des Bürgermeisters vibrierte vor rechtschaffener Empörung.
    »Man kann auch einen Feind für seine Leistungen bewundern.« Es war das erste Mal, dass Sohon sich zu Wort meldete, seit sie die Leichenhalle betreten

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