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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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verächtlich zusammen. »Die Herrschaften haben sich an den Lebensrhythmus der Vampire angepasst und stehen erst auf, wenn die Sonne hoch am Himmel steht.«
    »Leben Sie schon immer hier?«
    »Seit meinem dritten Lebensjahr.« Kindel zuckte mit der Schulter. »Ich bin ein Waise. Der Bürgermeister nahm mich bei sich auf.«
    Icherios wunderte sich über Arkens Großmut. Er hätte ihm kein Mitleid zugetraut. »Dann sind Sie also ein Mitglied der Familie Arken?«
    Kindel behagte das Thema offensichtlich nicht. Seine Finger spielten unruhig an den Knöpfen seines Hemds. »Nein, er gab mir nie seinen Familiennamen. Ich bin einfach nur Kindel.«
    Icherios konnte die Trauer, die sich in seinem Gesicht abzeichnete, nachvollziehen. Trotz seiner Streitereien mit seinen Eltern, blieb ihm wenigstens der Respekt, den ein Familienname einforderte.
    »Ich muss mich verabschieden.« Kindel verbeugte sich. »Der Bürgermeister erwartet morgen Bericht über die zunehmende Anzahl an Vagabunden in den Wäldern.«
    Icherios nickte ihm freundlich zu. Er wartete, bis der junge Mann verschwunden war, dann öffnete er die Tür zu seinem Zimmer. Es war schlicht eingerichtet, aber Icherios war Luxus nicht mehr gewöhnt, seit er das Haus seines Vaters verlassen hatte. Auf einem kleinen Tisch stand eine Waschschüssel. Eine gemusterte Tagesdecke schützte das Bett. Icherios sank in die weichen Federn und versuchte sich zu entspannen. Maleficium krabbelte aus seiner Tasche und setzte sich auf seine Brust. »So hungrig kannst du nicht sein. Du hast heute schon reichlich Käse gehabt.« Trotz seiner Worte richtete sich Icherios seufzend auf und kramte in seiner Reisetasche nach ein paar Nüssen und legte sie für seinen Begleiter auf den Boden. In Karlsruhe hatte er viele Nächte damit verbracht, Maleficium kleine Kunststücke beizubringen. Die Ratte hatte sich dabei als ebenso gelehrsam erwiesen wie ein Hund. Icherios war froh über Maleficiums Gesellschaft. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, von denen die meisten ihn verängstigten. Es fiel ihm schwer es einzugestehen, aber Dornfelde schien tatsächlich von Vampiren und Werwölfen bevölkert zu sein. Noch hegte er die Hoffnung, dass die Obduktion am nächsten Tag keine neuen Auffälligkeiten bringen würde, doch er befürchtete weitere Hinweise auf Vampire zu finden. Was sollte er tun? Fliehen und hoffen, dass die Irrlichter ihn nicht fingen? Sein Ansehen in Karlsruhe wäre ruiniert, wenn er am ersten Tag aufgab. Wer würde ihm glauben, dass er es mit Wesen aus Legenden zu tun hatte? Außerdem fürchtete er Rabans Reaktion. Icherios fühlte sich betrogen. Wie hatte er nicht erkennen können, dass sein Mentor ein Monster war? Wenn er bliebe, würde der Fürst ihn dann mit dem Wissen um ihre Existenz ziehen lassen? Konnte er einen Mörder fassen, der mühelos übernatürliche Kreaturen tötete? Und wenn Pfarrer Bernsten recht hatte und der Blutdämon umging? Während er so vor sich hin grübelte, zog er sich aus und setzte sich auf das Bett. Todmüde fiel er in die Federn, zog die Beine an und drehte sich auf die Seite, sodass sein Kopf auf dem Kissen zu liegen kam. Ein leises Knistern erklang. Icherios zuckte zurück, sammelte seinen Mut und riss das Kissen mit einem Ruck zur Seite. Erleichtert seufzte er auf. Jemand hatte ein altes Pergament daruntergelegt. Vorsichtig nahm er es in die Hände. Es war eine Landkarte, datiert auf das Jahr 1684. Das Papier war an den Rändern eingerissen und vom Alter vergilbt. Mit feinen Strichen hatte ein Künstler Dornfelde und die umgebenden Ländereien verewigt. Große Teile waren mit »von Freylung« gekennzeichnet.
    Icherios fand es interessant zu wissen, dass das Land um den Ort zumindest früher nicht dem Fürsten gehört hatte. Aber viel wichtiger war die Frage, wer die Karte versteckt hatte und vor allem warum. Icherios faltete sie sorgfältig und verbarg sie in seinem Koffer. Seine Zehen rollten sich von der Kälte des Bodens zusammen. Heute Nacht würde er keine Antworten mehr finden. Als sein Blick auf das Fläschchen mit dem Laudanum fiel, zögerte er kurz, dann schloss er den Koffer. Er wagte es nicht, sich in dieser Umgebung dem Rausch hinzugeben. Mit Maleficium auf seiner Brust versank er in einen unruhigen Schlaf.
    Gelbliches Mondlicht drang durch die weißen Vorhänge in das Schlafzimmer, zeichnete gespenstische Muster auf den Boden, als ein lautes, klagendes Geschrei durch das Haus hallte. Icherios fuhr hoch. Er zog die Decken eng um sich

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