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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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dass er nicht erneut Besuch von einem Geist erhielt. Er musste sich über vieles klar werden.
    Die Morgendämmerung nahte, als er aufstand und das Ergebnis seines Versuchs betrachtete. Anstatt der erhofften Lösung hatte sich eine schwarze, faulig stinkende Masse im letzten Kolben gebildet, die in der kühlen Nachtluft schnell kristallisierte. Frustriert baute er die Apparatur ab und begann, die Gläser zu säubern. Danach ging er zu seinem Bett. Müde und zermürbt fiel er in die Kissen. Obwohl Maribelle ruhig war, fand Icherios keine Ruhe. Sein Vorrat an Laudanum schwand, und er wagte nicht, ihn zu verschwenden. Bilder einer nackten Loretta in seinen Armen suchten ihn heim, um sogleich von Sohons wutverzerrtem Gesicht ersetzt zu werden.
    Der erste Hahn begrüßte die Rückkehr der Sonne, als Icherios in einen erschöpften, ohnmachtähnlichen Schlaf glitt.

17
    Auf dem Friedhof
    G
    A m nächsten Vormittag ging Icherios zum Friedhof hinaus. Er wollte einige Minuten für sich sein, bevor er sich der Exhumierung stellte. Es war ein klarer Herbstmorgen, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, sodass die Gedanken an Vampire und Morde absurd erschienen.
    Die aus großen, quadratischen Steinblöcken zusammengesetzte Brücke, die zur Insel hinüberführte, auf der die Kirche stand, wies eine leichte Wölbung auf. Eine breite Mauer an den Seiten schützte Wagen und Menschen vor einem Sturz ins kalte Wasser. Die Kirche war aus demselben grauen Stein gebaut wie die Brücke und wirkte sehr groß für eine Dorfkirche. Sie war offenbar von einem verrückten Baumeister nach und nach zusammengestellt worden. An das Grundgerüst aus Turm und Langhaus schlossen sich weitere kastenförmige Gebäude an. Durch die planlose Bauweise wirkte die Kirche zusammengestaucht und wenig beeindruckend, auch wenn sie im Schatten der Feste ruhte. Das Wasser des Sees, gespenstisch glatt wie ein Spiegel, glänzte in der Morgensonne. Ab und an begrüßte ein Fisch im kraftvollen Sprung den neuen Tag. Die kreisförmig auseinanderlaufenden Wellen bildeten dunkle Flecken.
    Der Friedhof lag am hinteren Ende der Insel, gegenüber der Kirche, ein dutzend Schritte vom Ufer entfernt. Aufgrund der Nähe zum Wasser konnten die Gräber nicht tief sein. Einige hohe Bäume beschatteten die zum Teil alten und verwitterten Grabsteine. Icherios schlenderte ihre Reihe entlang. Ihm fiel auf, dass es immer wieder Jahre gegeben hatte mit besonders vielen Toten. Vor allem unter den jungen Menschen. Waren diese Todesfälle natürlichen Ursprungs, oder wüteten in diesen Zeiten die Werwölfe und Vampire? Unweigerlich fragte Icherios sich, wie oft Wissenschaftler die falschen Rückschlüsse zogen und Krankheiten und Krieg die Schuld für das massenhafte Sterben gaben, während in Wirklichkeit übernatürliche Wesen die Verantwortung trugen.
    »Wollen Sie diesen Wahnsinn geschehen lassen?« Der Pfarrer kam schnaufend über den Kiesweg auf Icherios zu.
    »Ich fürchte, ich habe keine andere Möglichkeit.«
    »Gott lässt einem immer eine Wahl. Tun Sie das Richtige, und stören Sie nicht die Toten.«
    »Gestattet Gott einem Mörder davonzukommen?«
    Bernsten schnaubte verächtlich. »Was für ein Verbrechen ist es, Werwölfe und Vampire zu vernichten?«
    »Und wenn er sich irgendwann an Menschen vergeht?«
    »Dann können Sie ihn immer noch fangen. Tote ihrer Totenruhe zu berauben, ist eine Sünde.«
    »Wenn Sie Vampire und Werwölfe derart verabscheuen, wie können Sie es zulassen, dass die Menschen unter ihrer Herrschaft leben? Ist das Gottes Wille? Mir scheint es Heuchelei zu sein.« Icherios wunderte sich, wo er den Mut hernahm, diese Worte auszusprechen und bereute es sofort, als er den Hass in den Augen des Pfarrers erkannte.
    »Wenn ich könnte, würde ich jede einzelne dieser Kreaturen niedermeucheln, aber ich bin nicht dumm. Rufe ich zum Aufstand, werden alle sterben. Das kann ebenfalls nicht Gottes Wille sein. So warte ich und hoffe Tag für Tag, dass sich die Gelegenheit bietet, uns von diesem Joch zu befreien.«
    Drei hünenhafte Männer betraten das Friedhofsgelände. Ihre Schritte zermalmten den Kies unter ihren Füßen.
    »Jorge Windsucher und seine Brut«, zischte der Pfarrer. Im Gegensatz zu den anderen Werwölfen – ihre goldenen Augen verrieten ihre Abstammung – waren sie nicht von sehniger, schlanker Statur, sondern breit und kräftig gebaut wie Riesen aus dem Sagenland. Icherios hegte keinen Zweifel daran, dass eine ihrer schwarz behaarten Pranken

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