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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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seinen Kopf wie eine Melone zerplatzen lassen könnte.
    »Ist das der verfluchte Städter, der meine Tochter schänden will?«, wandte sich der Älteste an den Pfarrer. Sein dunkles, kurz geschorenes Haar zeigte erste graue Strähnen und in seinem Gesicht hatten Trauer und Müdigkeit tiefe Furchen gegraben. Kleine Fältchen um die Augen zeugten von einer Vergangenheit voller Lachen, die nun mit seinem Kind in der Erde verrottete.
    Icherios trat einen Schritt vor. »Ich bin wohl derjenige, den Sie suchen, auch wenn mir nichts ferner liegt, als Ihrer Tochter ein Leid zuzufügen. Alles, was ich will, ist, ihren Mörder zu fassen.«
    »Haben Sie denn keinen Respekt vor den Toten?«
    »Offensichtlich nicht«, warf Bernsten ein und baute sich vor dem Gelehrten auf. Neben den Werwölfen wirkte er wie eine aufgedunsene Kartoffel.
    »Ich erweise ihr den nötigen Respekt, indem ich ihren Mörder zur Rechenschaft ziehe.« Icherios fragte sich, wie oft er die Worte noch wiederholen musste.
    »Jaine war so lebenslustig, so rein. Sie verdiente es nicht so zu sterben. Gewähren Sie ihr den letzten Frieden.« Die Stimme des Vaters zitterte vor Erregung.
    »Sie wird Ruhe finden, wenn der Unmensch, der sie getötet hat, seine Strafe bekommen hat.« Icherios glaubte den Vater so etwas beruhigt zu haben, doch dessen Söhne starrten ihn weiterhin mit unvermindertem Groll an.
    »Was könnte Ihnen Jaines Leiche verraten?«
    »Das weiß ich erst, wenn ich sie untersucht habe. Deshalb muss ich sie exhumieren.«
    »Dann erwarten Sie von uns, dass wir ihnen gestatten, die Totenruhe unserer Schwester zu stören ohne zu wissen, ob es notwendig ist?«
    »Alles in Ordnung?« Der Ruf erschallte von der Brücke auf der Rabensang eiligen Schrittes zu ihnen hinübereilte. Sein Gesicht spiegelte Besorgnis wider.
    »Natürlich, wir unterhalten uns nur«, versuchte Icherios zu beschwichtigen, doch Rabensang erfasste die Situation in wenigen Augenblicken.
    Aufgebracht fuhr er die Windsucher-Männer an. »Habt ihr nichts Besseres zu tun, als hier für Unruhe zu sorgen? Wer hat euch überhaupt verraten, was heute geschehen soll?« Rabensang spuckte vor Pfarrer Bernsten aus. »Ich vermute, ich weiß es.« Dann wandte er sich den Brüdern zu. Ihre Schultern sanken unter seinem vernichtenden Blick schuldbewusst herab. »Ihr solltet euch um eure Mutter kümmern. Und du, Jorge, deine Frau leidet an gebrochenem Herzen. Sie wird nicht mehr lange leben, wenn du ihr keine neue Kraft verleihst. Kümmert euch um sie, anstatt einen Mann zu belästigen, der nur helfen möchte.«
    Bernsten erkannte, dass er die Unterstützung der Werwölfe verloren hatte. Er ballte die Fäuste.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, durchbrach Icherios das bedrohliche Schweigen. »Könnten Sie mir ein paar Fragen beantworten?«
    Die drei Windsucher warfen ihm einen finsteren Blick zu. Dann nickten sie.
    »Haben Sie einen Verdacht, wer der Mörder sein könnte?«
    »Es war ein Mensch, das ist alles, was ich weiß«, knurrte der größere der Brüder.
    »Jaine hatte keine Feinde«, fügte der andere hinzu. »Sie war unser Sonnenschein, stets fröhlich und hilfsbereit.«
    »Sie war so vertrauensselig und sah immer nur das Gute.« Jorge Windsuchers Stimme brach. »Der Mörder hatte leichtes Spiel mit ihr. Sie hätte nie geglaubt, dass ihr jemand etwas antun könnte.«
    »Seid Ihr sicher, dass sie niemanden verärgert hat? Ein abgewiesener Verehrer oder eine eifersüchtige Freundin?«
    Der Vater schüttelte den Kopf. »Sie war bei allen beliebt.«
    »Außer bei Menschen, die uns aus Prinzip hassen«, wandte Rabensang mit einem bedeutungsschwangeren Blick in Richtung des Pfarrers ein.
    »Wollt Ihr etwa andeuten, ich hätte die Morde begannen?« Bernsten lief rot an.
    Jorge Windsucher ignorierte die streitenden Männer. »Bitte finden Sie den Mörder, und wenn Sie ihn haben, dann lassen Sie mich fünf Minuten mit ihm allein.« Dann packte er seine Söhne und ging mit ihnen zurück in den Ort. Trotz seiner Größe und körperlichen Stärke war er ein gebrochener Mann. Icherios bezweifelte, dass sein Herz jemals heilen würde.
    Der Pfarrer wandte sich ebenfalls ab. »Hier riecht es nach stinkendem Hund. Ich komme wieder, wenn die Arbeiter eintreffen, um einen letzten Rest an Gottesfürchtigkeit zu vertreten.«
    Kaum war Bernsten außer Hörweite, wandte sich Rabensang an Icherios. »Seid bitte vorsichtig im Umgang mit den Windsuchern. In ihnen fließt das ungezähmte Blut der Wölfe. Sie sind

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