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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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verrichten. Dampf stieg vom Lehmboden empor und verstärkte den unangenehmen Geruch von Fäkalien. Je mehr sich Icherios dem Stadtzentrum näherte, desto schwerer fiel ihm das Atmen. An einer Straßenecke kämpften zwei magere, räudige Hunde um die Überreste einer toten Ratte. Einem rotfelligen Rüden mit eingerissenem Ohr gelang es, ein Stück abzureißen und sich damit in eine schmale Gasse zu verkriechen. Icherios hoffte für ihn, dass er seine Beute schnell verschlang, bevor ein hungriger Mensch das Fleisch für sich beanspruchen konnte. Der junge Gelehrte keuchte unter der Last seines Gepäcks, aber er konnte es sich nicht leisten, langsamer zu werden. Schon jetzt erregte er die Aufmerksamkeit der Bettler. Gier spiegelte sich in ihren eingefallenen Gesichtern wider. Icherios blickte über seine Schulter. Bildete er sich das nur ein oder folgte ihm ein großer, schwarzbärtiger Mann? Dunkle Augen aus tief liegenden Höhlen fixierten ihn. Es gab keinen Zweifel: Er hatte einen Verfolger. Der ständige Hunger hatte seine Kräfte geschwächt, sodass seine Arme zitterten. Trotzdem gab er nicht auf. Verbissen legte er an Geschwindigkeit zu. Da ertönte ein panisches Wiehern, gefolgt von einem metallischen Kreischen. Ein Karren geriet ins Schleudern. Eines der Räder hatte sich von der morschen Achse gelöst und rollte die Straße hinunter. Der Schwung des Gefährtes riss die Pferde mit, sodass sie sich auf dem rutschigen Untergrund kaum aufrecht halten konnten. Ein Schrei ging durch die Menschenmenge. Der Wagen donnerte auf eine Hauswand zu. Ein Mann, der dort entkräftet auf dem Boden lag, versuchte sich noch aufzurappeln, doch es war schon zu spät: Der Unterleib des Unglücklichen wurde zwischen Karren und der Wand eingequetscht. Mit aufgerissenen Augen starrte der ausgezehrte Mann an sich hinab. Icherios konnte nicht fassen, dass er noch lebte. Sein Körper musste vom Bauchnabel abwärts zermalmt sein. Dann brach der Mann in lautes Geschrei aus und bemühte sich, den Wagen fortzuschieben. Anstatt ihm zu helfen, stürmten die umstehenden Menschen zum Karren und zerrten die Kisten und Pakete von ihm herunter, während der Wagenlenker sie zitternd davon abzuhalten versuchte. Icherios beobachtete den bärtigen Mann, der ihn verfolgt hatte, wie er eine große Holzkiste schulterte und sich rücksichtslos einen Weg durch die Menschenmasse bahnte. Mit einem Schaudern wandte er sich ab. Dem unglückseligen Mann, der unbeachtet seine Not hinausschrie, konnte er nicht helfen.
    Endlich war er am Marktplatz angekommen. Eine Berline, vor die zwei wohlgenährte Füchse gespannt waren, wartete dort bereits. Ein untersetzter Mann mit Knollennase lud gerade einen Stapel Koffer auf das Dach. Vermutlich gehörten sie der edel gekleideten Frau, deren scharfer Blick an einen Raubvogel erinnerte, und die gereizt auf und ab flanierte. An ihrer Seite stand ihre Tochter, wie Icherios aus der Ähnlichkeit der Gesichtszüge schloss. Sie wirkte ausgesprochen hübsch, bis sie den Mund öffnete und eine Reihe schiefer Pferdezähne zum Vorschein kam. Mit zitternden Armen stellte Icherios sein Gepäck ab und verbeugte sich. »Guten Tag, die Damen. Icherios Ceihn ist mein Name.«
    Die ältere Frau rümpfte die Nase, während die jüngere sich geziert ein Spitzentuch vor das Gesicht hielt. Der knollennasige Mann kam um die Kutsche herum, sah Icherios’ Gepäck und hob die Kiste auf seine breite Schulter. »Sie sind der Inspektor?«
    Icherios nickte. »Ich hoffe wir können bald aufbrechen. Wichtige Angelegenheiten warten auf mich.« Wie unbeabsichtigt rutschte der Brief mit dem kaiserlichen Siegel aus Icherios’ Innentasche. Die Augen des Kutschers weiteten sich.
    »Natürlich, Herr. Arohn Haferkorn ist mein Name, zu Ihren Diensten.«
    Icherios musste sich ein Grinsen verkneifen. Es war ein gutes Gefühl, respektvoll behandelt zu werden.
    Als der Kutscher die Kiste schwungvoll auf das Dach wuchtete, schrie Icherios entsetzt auf. »Vorsicht! Da sind zerbrechliche Instrumente drin!« Es war zu spät. Mit einem lauten Knall landete das Gepäck unsanft auf der Kutsche, und Icherios blieb nur zu hoffen, dass der Schaden nicht zu groß sein würde.
    Arohn grinste entschuldigend, wobei er seine von Kautabak gefärbten Zähne entblößte. Icherios half, die restlichen Koffer im Innenraum zu verstauen. Sie würden den Reisenden neben der schmalen Bank als Sitzgelegenheit dienen. Als Arohn gerade dabei war, das Gepäck auf dem Kutschbock zu verzurren,

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