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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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hindurch, um ebenfalls zur Plattform zu gelangen.
    »Habe ich Euch jemals schlecht geführt?« Sohons Stimme donnerte über den Platz.
    Unwilliges Gemurmel antwortete ihm.
    »Habe ich Euch jemals schlecht geführt?«
    Diesmal erklang ein zögerliches »Nein«, sowohl von Vampiren und Werwölfen als auch Menschen.
    »Dann erklärt mir Euer mangelndes Vertrauen! Indem Ihr Euch gegenseitig umbringt, wird der Mörder nicht schneller gefasst werden.«
    Der Vater von Jaine Windsucher erhob die Faust. »Wenn wir alle Menschen töten, ist der Mörder ebenfalls dabei. Wir sind zu wenige, um zu riskieren, noch mehr von uns zu verlieren.«
    »Und dann? Glaubt Ihr, es bleibt unbemerkt, wenn die Hälfte der Bevölkerung eines Dorfes verschwindet? Was wollt Ihr tun, wenn Untersuchungen vom Kaiser veranlasst werden? Nicht jeder Inspektor wird uns so wohlgesinnt sein wie Herr Ceihn.« Sohon suchte Icherios in der Menge und deutete auf ihn. »Zudem gibt es Fortschritte in den Ermittlungen. Der Mörder wird bald gefasst sein.«
    Eine hagere Vampirfrau fuhr dazwischen. »Sie war deine Cousine! Wie kannst du so kalt bleiben?«
    »Sie wird nicht zum Leben wiedererweckt, indem wir alles aufs Spiel setzen, was wir uns aufgebaut haben.«
    »Außerdem gibt es deutliche Hinweise, dass es kein Mensch war.« Der Pfarrer trat vor und umklammerte sein Kreuz.
    Der Fürst blickte ihn einen Augenblick prüfend an, dann nickte er. »Er hat recht. Beruhigt Euch, kehrt in Eure Häuser zurück.«
    Icherios kämpfte sich zur Plattform hoch. Bernsten stand direkt vor ihm, ein fanatisches Leuchten im Gesicht. »Es war Rabensang!«
    Icherios konnte nicht glauben, was er da hörte. Aus Rabensangs Kehle drang ein lautes Grollen. Seine Selbstbeherrschung zersprang wie ein Tonkrug im Feuer. Er setzte zum Sprung an. Icherios sog scharf die Luft ein. Er durfte das nicht zulassen! Mit einem Aufschrei warf er sich vor den Pfarrer. Der Werwolf riss ihn zu Boden und begrub ihn unter sich. Seine langen Finger krallten sich schmerzhaft in sein Fleisch. Allmählich eroberte sich die Vernunft die Herrschaft über Rabensangs Verstand zurück. Er schien zu erkennen, dass er einen Fehler begangen hatte. Er sprang auf. In dem Moment brach die Unruhe erneut aus. Ein Aufheulen ging durch die Versammlung. Menschen, Vampire und Werwölfe stürmten aufeinander los.
    Doch dann geschah etwas, das Icherios mehr erschütterte, als alle Vampire, Irrlichter und Ghoule zusammen: Die Werwölfe verwandelten sich. Sie brüllten auf, und ihre Kleidung zerriss. Dann sanken sie in die Knie, während es so aussah, als wenn jeder einzelne Knochen in ihrem Körper brechen und sich neu anordnen würde. Die Finger verformten sich, aus den Fingernägeln bogen sich scharfe Krallen. Gleichzeitig zerbarst ihre Haut, wendete sich, sodass das Fell im Inneren ihres menschlichen Leibes nach Außen gewendet wurde, und erneut zusammenwuchs. Der Pelz glänzte feucht vor Blut. Das Gesicht verlängerte sich und bildete eine Schnauze. Bei der ganzen Verwandlung blieb nur eines unverändert: die Augen. Waren Icherios die Worge bereits groß erschienen, so erschütterten ihn die monströsen Wölfe, die die Menschen einkreisten. Sie waren höher als ein Pferd mit erschreckend langen Fangzähnen. Rabensang war der größte von ihnen. Durch sein graues Fell zog sich vom Kopf bis zur Rute ein tiefschwarzer Streifen, der dabei half, ihn von den anderen Wölfen zu unterscheiden.
    Auch die Vampire veränderten sich. Sie wuchsen, während ihre Fangzähne sich verlängerten, bis sie aus dem Mund herausragten. Ihre Fingernägel formten sich zu glänzenden Krallen.
    Dann brach Chaos aus. Menschen griffen die Vampire und Werwölfe an. Sie versuchten, sie mit Knüppeln niederzuschlagen, mit Sensen zu zerteilen oder mit Heugabeln aufzuspießen. Doch wann immer sie ihnen eine Verletzung beibrachten, schlossen sich die Wunden augenblicklich wieder.
    Die Menschen hatten nicht so viel Glück. Icherios sah sie reihenweise zu Boden gehen. Er presste sich an die Wand hinter der Plattform. Ein männlicher Vampir mit langen schwarzen Haaren schlitzte mit seinen Krallen einem Menschen den Bauch auf. Dann wandte er sich um. Bei Icherios’ Anblick fletschte er die Zähne. Mit drei Sätzen sprang er zu ihm. Icherios suchte nach Hilfe, aber niemand war in seiner Nähe. Hastig rappelte er sich auf und versuchte davonzulaufen, doch der Vampir war schneller. Mit einem Hieb schmetterte er ihn zu Boden. Die alten Prellungen vervielfältigten

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