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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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zuzusetzen. Doch wann immer sie Erfolg hatten und ihm eine Wunde zufügen konnten, schloss diese sich innerhalb von Sekunden wieder. Die Worge hingegen waren ein einzige Meute aus geifernder Wut und Kraft.
    Der Kampf hatte erst wenige Minuten gedauert, für Icherios fühlte es sich allerdings an wie Stunden, als der riesige Leitworg Lantag den Blutdämon aus dem Sprung heraus zur Seite riss und ihn mit seinen Pfoten auf den blutdurchtränkten Boden drückte. Sohons Streitross preschte eilends herbei und schlug seine Vorderhufe in den sich windenden Leib, sodass er von den langen Dornen auf den Boden genagelt wurde. Mit einem triumphierenden Aufschrei stürzten sich die Kämpfenden auf die Kreatur und zerrissen ihn in tausend Stücke.
    »Wir brauchen Feuer!«, brüllte Sohon.
    Sofort verwandelten sich die Werwölfe zurück und zerlegten die Wagen. Sie häuften das Holz zu einem Scheiterhaufen auf. Währenddessen wüteten die Worge und Vampire weiter in den Überresten des Blutdämons und zerrissen die sich regenerierenden Fleischfetzen. Nachdem die Flammen entfacht waren, warfen sie Balthasars Kadaver hinein.
    »Vergesst nicht das kleinste Stückchen«, wies Sohon sie an.
    Icherios und Kolchin halfen bei der unangenehmen Aufgabe. Ein süßlicher Gestank breitete sich aus, und ein schleimiger Film bildete sich auf Haut und Kleidern.
    Sohon warf ihnen ein triumphierendes Lächeln zu. »Wir haben nur drei Werwölfe, einen Vampir und das halbe Rudel Worge verloren.«
    Icherios konnte die Freude des Fürsten nicht teilen. Traurig betrachtete er die geschundenen Leiber.
    Kolchin legte ihm tröstend einen Arm um die Schulter. »Immerhin ist die Gefahr beseitigt.«
    Rabensang gesellte sich zu ihnen und umarmte Icherios. »Meine Entscheidung hat zu viele Leben gefordert.«
    Sohon schnaubte verächtlich. »Alles auf der Welt hat seinen Preis, und dieses Mal war er angemessen.«
    Rabensang entließ Icherios aus der Umarmung, hielt ihn aber immer noch an seine Seite gedrückt. »Wir wissen nun, dass der Mörder das Lunalion hat, und können Calans lieben Verwandten als Täter ausschließen.« Er boxte Icherios freundschaftlich in die Seite. »Ich bin froh, dass der Blutdämon ausgeschaltet ist. Stellt Euch vor, was er angerichtet hätte, wenn er ohne unser Wissen erwacht wäre.«
    Icherios war dankbar für die ermutigenden Worte. Trotzdem blieb das Schuldgefühl. Er war erleichtert, als er mit Kolchin und den Verletzten nach Dornfelde zurückkehren durfte. Die restlichen Kämpfer kümmerten sich währenddessen um die Leichen.
    »Wir müssen die Menschen verbrennen«, erklärte Sohon. »Wir können nicht riskieren, dass jemand auf die Gräber stößt und unangenehme Fragen stellt.«
    »Wird es nicht sowieso auffallen, dass eine ganze Sippe verschwunden ist?«, fragte Icherios.
    Kolchin schüttelte den Kopf. »Niemand interessiert sich für Zigeuner und Obdachlose oder führt Buch über ihren Verbleib. Aber wenn andere Vagabunden auf die Wagen und Gräber stoßen, werden sie aufmerksam. Nirgendwo verbreiten sich Gerüchte so schnell wie unter Zigeunern.«
    Icherios verstand, trotzdem erschien es ihm unmenschlich, dass die Opfer kein anständiges Begräbnis erhielten.

32
    Loretta
    G
    L orettas Welt geriet immer stärker aus den Fugen. Es hatte mit dem Tod ihrer Mutter angefangen. Seither kämpfte sie einen aussichtslosen Kampf, Ordnung und Sicherheit in ihrem Leben zu erhalten. Für einige Zeit war es ihr gelungen, doch in den letzten Wochen herrschte das Chaos. Der Gedanke, gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt zu werden, erschreckte sie mehr als sie in Worte zu fassen vermochte. Obwohl sie unter übernatürlichen Wesen aufgewachsen war, fürchtete sie die Kälte der Vampire. Sie hatte Angst, ihre Gefühle mit der Wärme ihres Körpers zu verlieren. Oft rollte sie sich in ihren Decken zusammen und spürte das Pulsieren des Blutes in ihrem Leib, um sich zu vergewissern, dass sie noch lebte. Nun war ihr letzter Halt, ihre Schwester, gestorben. Die Trauer drückte sie nieder. Auch wenn sie wusste, dass es irrational war, verfluchte sie Icherios für jede Sekunde, die er gezögert hatte, Maribelle zu untersuchen.
    Sie hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen, um ihrem kleinen geheimen Laster nachzugeben. Tief verborgen unter ihrer Wäsche befand sich eine Flasche Branntwein. Der Alkohol schien ihr in ihrer Trauer der einzige wahre Freund zu sein.
    Sie kauerte sich in ihrem dünnen, durchscheinenden Nachthemd auf den Boden. Die

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