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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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wehten in der abendlichen Brise. Die Augen der Pferde leuchteten rötlich, ihre Hufe trugen dornenbesetzte Kappen. Fasziniert beobachtete Icherios, wie die massigen Tiere mit der leichtfüßigen Eleganz eines Arabers tänzelten. Sohons Hengst übertraf die anderen noch an Größe und stellte sein feuriges Temperament mit einem herrischen Wiehern unter Beweis. Seine cremefarbene Mähne fiel in sanften Wellen fast bis auf den Boden. Auf Sohons Zeichen hin öffneten sich die Zwinger, und drei Dutzend Worge stürzten aufgeregt hechelnd auf den Hof. Icherios wurde blass, als man ihm und Kolchin zwei zierliche Stuten brachte. Die Intelligenz in den Augen der Geschöpfe erschreckte ihn.
    Icherios fühlte sich verantwortlich für das Unheil, das den Menschen durch das Wesen, das er befreit hatte, widerfahren konnte. Deshalb nahm er all seinen Mut zusammen und saß auf. Erstaunlicherweise reagierte sein Pferd sensibel auf seine Hilfen und versuchte nicht ihn abzuwerfen.
    Rabensang brüllte auf, und die Werwölfe verwandelten sich. Für Icherios war es noch immer faszinierend zu beobachten, wie die Haut aufriss und sich die Knochen neu anordneten.
    Mit den letzten Strahlen des Tageslichts ritt die Meute los. Vampire voraus, dicht gefolgt von Werwölfen, um sie herum ein schützender Kreis aus Worgen. Icherios und Kolchin ritten in der Mitte. Der Fürst preschte an die Spitze. Icherios verstand, warum die Menschen das Dunkle Territorium mieden. Auch wenn er die schauerliche Schönheit der weißen Gestalten auf ihren Rössern bewunderte.
    Sie stürmten hinunter zum Dorf, wo die Menschen sich am Wegesrand gesammelt hatten, und sie mit bewundernden Rufen anfeuerten. Doch sie ritten nicht durch Dornfelde hindurch, sondern rasten entlang der Stadtmauer am See vorbei, um auf der anderen Seite auf den Weg zu stoßen, der zur Köhlerei führte. Durch den Hohlweg, in dem sie von dem untoten Bären angegriffen worden waren, bis zur Wegkreuzung ging die Hatz. Dort folgten sie dem Rabenpfad in den Wald hinein.
    »Es ist nicht mehr weit«, keuchte der Flurhüter. Er beugte sich dicht über die Mähne seines Pferdes. Bei jedem Schritt verzog er schmerzhaft das Gesicht. Aus seiner Wunde an der Schulter sickerte Blut, doch die Vampire waren zu sehr auf die Jagd konzentriert, um darauf zu reagieren.
    Sie mussten eine schmale, steinerne Brücke über einen Bach nehmen. Dann beschrieb der Weg eine scharfe Kurve den Berghang entlang und endete auf einer Lichtung. Überall lagen Leichen. Blutspritzer hatten die Zelte und bunten Wagen der Vagabunden verunstaltet. Selbst die Kadaver von Hunden lagen leblos auf dem Boden. Die Menschen hatten keine Gelegenheit zur Gegenwehr gehabt. Die Männer waren als Erste niedergemetzelt worden. Die Frauen hat es auf der Flucht erwischt; sie lagen wie zerbrochene Puppen neben ihren Kochfeuern. In der Mitte des Schlachtfeldes kauerte Balthasar über dem zuckenden Leib einer jungen Frau. Achtlos schleuderte er sie beiseite. »Seid ihr gekommen, um an meinem Festmahl teilzuhaben?« Ein heiseres Kichern erklang.
    Sohon gab ein Zeichen. Vampire, Werwölfe und Worge strömten aus und bildeten einen Kreis um den Dämon. Icherios und Kolchin hielten sich im Hintergrund. Die Worge traten einen Schritt vor. Ihr Fell war gesträubt und die Zähne gebleckt. Sohon trieb sein Pferd vorwärts. Mit dem schwarzen Mantel, der im Wind wehte, und dem langen Stab mit dem Kristallkopf in der Hand wirkte er wie ein König aus alten Legenden. »Ältester, ich bitte Euch in aller Demut, Euch zur Ruhe zu begeben. Dies ist keine Zeit für Euch.«
    Der Blutdämon deutete mit einer ausladenden Geste auf das zerstörte Lager. »Dann mache ich es zu meiner Zeit.«
    »Das kann ich nicht zulassen.«
    Der Blutdämon lachte. »Wer soll das verhindern?«
    Sohon senkte den Kopf, dann gab er das Zeichen zum Angriff.
    Der folgende Kampf verlief zu schnell für Icherios, um ihn in allen Einzelheiten verfolgen zu können. Immer wieder blitzte der weiße Körper des Blutdämons auf, während wutentbrannte Schreie und verzweifeltes Jaulen erklangen. Würgend wandte sich Icherios ab, als der zerfetzte Leib eines Worges vor seinen Füßen zusammenbrach. Die Vampire kämpften mit beeindruckender Eleganz. Sie wirbelten durch die Luft, drehten und wendeten sich. Selbst wenn sie gepackt und zur Seite geschleudert wurden, schafften sie es sanft wie eine Feder auf den Füßen zu landen. Die Werwölfe nutzten ihre Flinkheit und unmenschliche Kraft, um dem Dämon

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